Leipziger Buchmesse

Alles zwecklos? Ein Idealzustand!

Können wir uns nicht selbst Regeln geben?
Können wir uns nicht selbst Regeln geben?Foto: Picturedesk
  • Drucken

„Wozu?“ fragt sich Michael Hampe in seiner „Philosophie der Zwecklosigkeit“. Sehr persönlich tastet er sich zu Möglichkeiten vor, unser emsiges Streben aufzugeben. Aber sollen wir das?

Was erwarten wir von Philosophen? Dass sie uns die Welt erklären, ganz grundsätzlich. Dass sie das Sichere vom Ungewissen trennen, das Gute vom Bösen. Mit klaren und validen Argumenten und durch das Widerlegen der Argumente anderer, die nicht dazu passen. Bis am Ende ein solides Denkgebäude vor uns steht, im Idealfall ein ganzes System. Allgemeingültig, objektiv, abstrakt, für jedes vernünftige Wesen nachvollziehbar. Das war zumindest das Ideal und die Regel in der abendländischen Tradition, von Platon bis Hegel. Auch wenn die Gebäude ständig von Nachfolgern niedergerissen wurden und die stolzen Systeme nie lange hielten.

Aber es gab immer auch die anderen. Jene, die scheinbar bescheiden bei sich selbst anfangen. Bei ihrem eigenen Leben, wie Augustinus und Rousseau. Bei Beobachtungen und Empfindungen, wie Montaigne. Oder mit bohrenden Zweifeln, wie Descartes. Sie tasten sich von dort aus vorsichtig vorwärts, mehr mit Fragen als mit Behauptungen.

Aber das Ziel ist dann doch meist gesichertes Wissen. Montaigne unterfütterte die Gedanken seiner „Essais“ gelehrsam mit zahllosen Zitaten antiker Autoren. Descartes schwang sich in seinen „Mediationen“ vom Nullpunkt des radikalen Zweifels über sein Cogito zu umfassender Gewissheit empor. Nur wenige wagten es, im Vagen zu verharren, die katholischen Mystiker wie Meister Eckhart oder Simone Weil, blinzelnd im Glanz ihres Glaubens.

Wir haben die Weisen des Ostens bestaunt

Geht das auch ohne Religion? Für solche Exerzitien einer „innerweltlichen Mystik“ haben wir die Weisen des Ostens bestaunt, respektvoll aus der Ferne, seit Schopenhauer sie uns ans Herz gelegt hat. In unseren Breiten läuft dieses Programm meist nur in seiner trivialen Version, als Yogakurs oder Mediationskreis. Insofern ist es also mutig, wenn sich jetzt ein akademischer Philosoph darin versucht: der Deutsche Michael Hampe, mit einer Professur an der ETH Zürich.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.