Musikverein

Simon Rattles Beethoven und eine Novität

Simon Rattle am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Simon Rattle am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen RundfunksSOBR/Astrid Ackermann
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Beim ersten Gastspiel des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter seinem neuen Chefdirigenten erntete sogar die Erstaufführung von Thomas Adès neuem Werk Jubel im Musikverein.

Immer hat Simon Rattle, sobald er ein neues Orchester übernommen hat, deutliche programmatische Zeichen gesetzt. Meist tat er es mit Novitäten, die sein Freund Thomas Adès für ihn komponiert hatte. Wie schon bei seinem Einstand in Berlin hat Rattle nun auch als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (SOBR) ein Stück aus der Feder des mittlerweile höchst erfolgreichen Musikdramatikers präsentiert. Einen Tag nach der Uraufführung kamen die Münchner mit Adès’ „Aquifer“ auch in den Wiener Musikverein.

Ein Komponist mit Theaterpranke

Umrahmt von Vorspiel und „Liebestod“ aus Wagners „Tristan“ und Beethovens „Pastorale“ offenbarte auch die österreichische Erstaufführung dieser, wenn man so möchte, „Dritten Symphonie“ von Adès den Rang des Komponisten. Er fesselt sein Publikum – nicht nur den neugierigen Teil, sondern offenkundig auch manchen Skeptiker. Das gelingt ihm nicht zuletzt deshalb, weil er auch im Konzertsaal seine Theaterpranke nicht verleugnet. 

Im Gegenteil: Adès nimmt in all seinen Werken den Hörer mit auf eine reise durch höchst bildhafte, suggestive Klangräume. Der Titel „Aquifer“ spielt an auf wasserführende, extrem durchlässige Böden, die den Fluss in immer neue Regionen lenkt, über ungeahnte Um- und Ableitungen. Die Vorstellungen, die man sich davon machen kann, hat den Komponisten zu entsprechenden musikalischen Bildern inspiriert, die – wie meist bei Adès – eine Versöhnung zwischen der avantgardistischen Klangmalerei der Ligeti- und Cerha-Generation mit den Prinzipien tonaler Formgebung herbeiführen: Da wird mit dem expressionistischen Pinsel abstrakt gekleckst, gepappt und gefurcht.

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