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Jahrestag der Credit-Suisse-Rettung: Großbank UBS profitiert vom „Deal des Jahrhunderts“

Organisch wäre das Wachstum, das durch die Einverleibung der Credit Suisse zustande kam, nur durch jahrelange, mühsame Kundenakquise zu erreichen gewesen.
Organisch wäre das Wachstum, das durch die Einverleibung der Credit Suisse zustande kam, nur durch jahrelange, mühsame Kundenakquise zu erreichen gewesen.Reuters / Denis Balibouse
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Für die UBS war die Rettung ihres strauchelnden Lokalrivalen ein gutes Geschäft. Die Übernahme brachte die verwalteten Kundengelder auf einen Schlag auf 3,4 Billionen Dollar. Die UBS macht keinen Hehl daraus, dass die Integration der Credit Suisse noch viel Arbeit mit sich bringt.

Am Jahrestag der Übernahme der Credit Suisse ist klar: Für die UBS war die Rettung ihres Lokalrivalen ein gutes Geschäft. Ihr Börsenwert steht wieder bei über 100 Milliarden Dollar (92 Milliarden Franken) und damit auf dem Niveau von vor der Finanzkrise. Ihre führende Rolle im globalen Wealth Management ist unumstritten.

Organisch wäre das Wachstum, das durch die Einverleibung der Credit Suisse zustande kam, nur durch jahrelange, mühsame Kundenakquise zu erreichen gewesen. Die Übernahme brachte die verwalteten Kundengelder auf einen Schlag auf 3,4 Billionen Dollar, ein Fünftel mehr als davor.

Damit ist die UBS an Morgan Stanley herangerückt, dessen Wealth-Management-Sparte rund 5 Billionen Dollar verwaltet. Außerhalb der USA ist die UBS vielerorts größer als der Konkurrent von der Wall Street.

Nervosität nach Übernahme legte sich bald

Der Kursanstieg der UBS-Aktie war an jenem Sonntag vor einem Jahr, als die von der Schweiz eingefädelte Notübernahme der Credit Suisse bekanntgegeben wurde, alles andere als absehbar. Als die Märkte am Montag wieder öffneten, rasselte die UBS-Aktie um 16 Prozent nach unten. 

Doch die Nervosität legte sich bald, und die Anleger begannen, die guten Seiten der Übernahme für die UBS schätzen zu lernen: den günstigen Übernahmepreis, die Staatsgarantie für eventuelle toxische Aktiva, den Größenzuwachs und die Mitgift in Form einer verordneten Abschreibung gewisser Nachranganleihen. Einige Beobachter sprachen vom „Deal des Jahrhunderts“.

Inzwischen hat die UBS die Staatsgarantie zurückgegeben, einen Großteil der Credit Suisse in eine Abbausparte ausgelagert und angefangen, Kostensenkungen und Stellenabbau umzusetzen. Nun geht es darum, eine neue Wachstumsstrategie zu definieren. Die Bank will das verwaltete Vermögen im Wealth Management bis Ende 2028 auf mehr als fünf Billionen Dollar steigern, was einem Zuwachs von etwa 1,2 Billionen Dollar gegenüber dem aktuellen Stand entspricht.

Vermögensverwaltung der Superreichen als Kerngeschäft

Das Kerngeschäft von UBS ist die Verwaltung des Vermögens der Superreichen in aller Welt. Etwa die Hälfte davon entfällt auf Nord- und Südamerika, der Rest verteilt sich zu ungefähr gleichen Teilen auf die Schweiz, Asien und die Region Europa, Nahost und Afrika.

Die USA bleiben dabei der Markt, wo es am meisten für die UBS zu gewinnen gibt. Sie ist zwar auch hier groß, spielt aber im Vergleich zur heimischen Konkurrenz immer noch eine untergeordnete Rolle. Bankchef Sergio Ermotti hat deutlich gemacht, dass eine Aufholjagd hier im Zentrum seiner Strategie für die kommenden Jahre steht. Der letzte Versuch der UBS, den Abstand zu den Konkurrenten von der Wall Street zu verringern, scheiterte noch unter Ermottis Vorgänger: die 1,4 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Robo-Advisors Wealthfront.

“Wir haben die Kostenbasis einer viel größeren Organisation in den USA, aber wir sind noch nicht in der Lage, unser globales Geschäft voll auszuschöpfen”, so Ermotti. “Wir müssen in den USA eine bessere Präsenz haben.” Die neue Strategie zielt darauf ab, den US-Kunden über die neue, größere Investmentbank mehr globale Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Schwieriges Jahr 2024 erwartet

Die UBS macht keinen Hehl daraus, dass die Integration der Credit Suisse noch viel Arbeit mit sich bringt. Sowohl Ermotti als auch Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher haben angekündigt, dass 2024 ein schwierigeres Jahr wird. Es geht um Kostenkontrolle und die Migration der IT-Systeme der Credit Suisse auf jene der UBS.

Gewöhnen muss sich die UBS noch an ihre neue Rolle als einzige global systemrelevante Bank in der Schweiz mit einer Bilanzsumme von mehr als dem Doppelten der heimischen Wirtschaftsleistung. Eine Debatte über die Notwendigkeit strengerer Kapital- und Liquiditätsanforderungen für die Megabank ist im Gange.

Am Dienstag meldete sich die Schweizerische Nationalbank in ihrem Geschäftsbericht dazu zu Wort und empfahl, die systemischen Kapitalaufschläge für die UBS aufgrund ihrer Größe zu überprüfen. (Bloomberg)

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