Arbeitsmarkt

Viele Ältere haben keine Lust auf ein Zurück in den Job

Laut Mikrozensus will nur ein kleiner Teil der 55- bis 59-Jährigen wieder erwerbstätig sein.
Laut Mikrozensus will nur ein kleiner Teil der 55- bis 59-Jährigen wieder erwerbstätig sein. Unbekannt
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Statistik. Die Politik bemüht sich, Ältere in den Arbeitsmarkt zurückzuholen. Aber die meisten wollen gar nicht zurück. Auch die meisten Teilzeitkräfte wollen nicht aufstocken.

Wien. Die Unternehmen in Österreich haben anhaltend hohen Bedarf an Arbeitskräften. Seit Jahren steigt die Zahl der offenen Stellen stark an, ein Höhepunkt war im Jahr 2022 mit 230.400 erreicht. 2023 ging die Zahl der offenen Stellen leicht zurück, sie blieb mit 206.400 aber hoch. Diese Zahlen präsentierte die Statistik Austria am Dienstag.

Österreich braucht Menschen, die arbeiten, und der Bedarf wird noch steigen – denn die große Pensionierungswelle der Babyboomer kommt erst. Wer soll also unsere Arbeit machen? Frauen und Ältere werden oft als Personalreservoir genannt. Österreich schneidet bei der Beschäftigung Älterer so schlecht ab wie kaum ein Wohlfahrtsstaat westlichen Zuschnitts. Nur 56,4 Prozent der 55- bis 64-Jährigen waren im Jahr 2022 erwerbstätig. Die Beschäftigung Älterer steigt zwar seit Jahren. Und das wird sich fortsetzen, weil Verschärfungen beim Pensionszugang schlagend werden. Aber sie ist immer noch unterdurchschnittlich, so waren im EU-Durchschnitt zuletzt 62,3 Prozent der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig, am besten gelingt es Schweden mit 77,3 Prozent.

Nur jeder Vierte will arbeiten

Ein politisches Ziel ist es, Ältere zu motivieren, neben der Pension weiterzuarbeiten – zum Beispiel indem man Sozialversicherungsbeiträge reduziert. Aber offenbar haben die wenigsten Lust dazu. Laut Statistik Austria gab es zuletzt 1,36 Millionen sogenannte Nichterwerbspersonen im Alter von 55 bis 74 Jahren, sie waren weder erwerbstätig noch arbeitslos und sie hatten auch keine Jobzusage. Die Statistik hat im Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung gefragt, ob sie gern wieder arbeiten würden. Nur 76.500 haben das mit Ja beantwortet, standen also zumindest potenziell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Das waren gerade einmal 5,6 Prozent. Auch in der Gruppe der 55- bis 59-Jährigen sagte nicht einmal jeder Vierte (von 121.500), dass er grundsätzlich wieder eine Arbeit aufnehmen möchte.

Rund die Hälfte der 55- bis 59-Jährigen sagte, wegen Krankheit oder Behinderung keinen Arbeitswunsch zu haben. 36 Prozent der Männer in dieser Gruppe nannten als Grund, dass sie „bereits in Pension bzw. nach eigener Einschätzung zu alt sind“, schreibt die Statistik Austria in der Analyse. Von den Frauen in dieser Altersgruppe sagten das nur 21 Prozent. Ist eine Person erst einmal aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, scheine es „aktuell schwierig zu sein, sie wieder für den Arbeitsmarkt zu gewinnen“.

Mehr Männer in Teilzeit

Ähnlich ist das bei den Teilzeitbeschäftigten. 30,9 Prozent der Erwerbstätigen in Österreich arbeiteten 2023 in Teilzeit, 2022 waren es 30,5 Prozent. Bei den Männern stieg die Teilzeitquote von 2022 auf 2023 von 12,6 auf 13,4 Prozent. Bei den Frauen stagnierte sie bei 50,6 Prozent. Und es zeigt sich, dass die Beschäftigten mit ihren Arbeitszeitarrangements weitgehend zufrieden sind: In der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung sagten lediglich 15 Prozent der Teilzeitbeschäftigten, dass sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen ihre Arbeitsstunden aufstocken wollen. Von den Vollzeitbeschäftigten würden 21 Prozent gern weniger arbeiten.

„Bei Frauen sieht man, dass ab 30 Jahren die Teilzeitquote deutlich steigt“, sagte Matea Paškvan von der Statistik Austria am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen. Aber auch Frauen, deren Kinder schon 15 Jahre oder älter sind, arbeiten zu 43,7 Prozent in Teilzeit, 14,7 Prozent sind gar nicht erwerbstätig. Für 39 Prozent der Frauen in Teilzeit ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen der Grund für die Teilzeitarbeit. 70,3 Prozent von ihnen sagten, dass sie die Betreuung selbst machen wollen.

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