Interview

Trump relativiert: Kein Nato-Austritt, solange Europa Beiträge zahlt

Donald und Melania Trump in Palm Beach.
Donald und Melania Trump in Palm Beach.APA / AFP / Giorgio Viera
  • Drucken

In einem Interview mit Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage revidiert der US-Präsidentschaftskandidat Trump teilweise früher getätigte Aussagen. Mit seinen Unterstellungen gegen jüdische Unterstützer der Demokratischen Partei sorgt er erneut für Aufregung.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, dass die USA im Falle seines Wiedereinzugs ins Weiße Haus nicht aus der Nato austreten würden, solange Europa seinen Beitrag für das Militärbündnis leiste. Der Republikaner war in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit dem rechtsgerichteten britischen Sender GB News von Moderator und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage nach seiner Haltung zu dem Verteidigungsbündnis befragt worden.

Farage wollte wissen, ob Amerika in dem Bündnis bleibe, wenn die anderen Mitgliedstaaten „fair spielten“. Trump antwortete: „Ja. 100 Prozent.“ Die europäischen Länder dürften die amerikanische Unterstützung jedoch nicht ausnutzen, sagte Trump. „Die Vereinigten Staaten sollten ihren gerechten Anteil zahlen, nicht den aller anderen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass die Nato wichtiger für Europa sei als für die USA, denn es liege ein Ozean, „ein schöner, großer, herrlicher Ozean“ zwischen den USA und „einigen Problemen“ in Europa.

Europa zweifelt am Beistand der USA

Trump ist ein ausgewiesener Kritiker der Nato. In seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 drohte Trump immer wieder offen mit einem Rückzug der USA aus dem Bündnis. Er kritisierte seine Mitglieder scharf dafür, das Ziel bei den Verteidigungsausgaben nicht zu erfüllen. Wie nie jemand zuvor weckte er Zweifel daran, ob das 1949 gegründete transatlantische Verteidigungsbündnis eine Zukunft hat. So stellte er beispielsweise immer wieder infrage, ob die USA im Ernstfall ihrer Verpflichtung zum militärischen Beistand nachkommen würden.

Erst im Februar sorgte der republikanische Präsidentschaftsbewerber mit einer Äußerung zur Nato bei einer Wahlkampfveranstaltung für Aufregung. Er sagte, er würde den Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkämen, keinen Schutz vor Russland gewähren. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg reagierte darauf deutlich: „Jede Andeutung, dass die Verbündeten sich nicht gegenseitig verteidigen werden, untergräbt unsere gesamte Sicherheit, einschließlich der der USA, und erhöht das Risiko für amerikanische und europäische Soldaten.“

Trump wettert gegen jüdische Demokraten

Trump sorgte mit Unterstellungen gegen jüdische Unterstützer der US-Demokraten für Empörung. Er behauptete, dass jüdische demokratische Wähler „ihre Religion und alles an Israel hassen und sich schämen sollten“. Auch die Demokratische Partei würde Israel „hassen“, so Trump weiter in einem Interview. Die Demokratische Partei und jüdische Vereine, die der Partei nahestehen, verurteilten die Äußerungen. Das Weiße Haus kommentierte: „Es gibt keine Rechtfertigung für das Verbreiten von toxischen und falschen Stereotypen, die andere Mitbürger bedrohen.“

Hintergrund von Trumps einseitigen und letztlich falschen Behauptungen dürfte die Kritik an Israel durch hochrangige Vertreter der Demokraten sein. So hatte etwa der Demokrat Chuck Schumer, der selbst jüdische Wurzeln hat, unlängst Kritik am israelischen Premier Benjamin Netanyahu geübt. Schumer hatte Netanyahu als „Hindernis“ für Frieden im Nahen Osten bezeichnet. Netanyahu hatte die Kritik als unangemessen bezeichnet.

(DPA/APA/Reuters/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.