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Österreich, Vorreiter im Naturschutz? Mitnichten!

Nur 14 Prozent der Flüsse in Österreich gelten als ökologisch intakt.
Nur 14 Prozent der Flüsse in Österreich gelten als ökologisch intakt. Rainer Mirau
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Irgendwie bekommt man es als Österreicherin eingeimpft - die Gewissheit, dass Österreich beim Umwelt- und Naturschutz gut aufgestellt ist. Aber stimmt das auch?

Irgendwie bekommt man es als Österreicherin eingeimpft. Nein, nicht die Liebe zum Skifahren oder die Schadenfreude, wenn Österreich Deutschland bei irgendeinem Sportereignis schlägt. Ich meine die Gewissheit, dass Österreich beim Umwelt- und Naturschutz gut aufgestellt ist. Wie könnte es auch anders sein, schließlich bin ich mit dem Wissen aufgewachsen, dass man das Wasser aus Gebirgsbächen sorglos trinken kann, Schwammerln aus dem Wald pflücken kann und bedrohte Tierarten streng geschützt werden.

Leider ist Österreichs Ruf als Naturschutz-Vorreiter in vielen Bereichen ein Mythos, der sich – unterstützt vom Tourismus – hartnäckig hält. Ein paar Beispiele: Dass Österreich beim Bodenverbrauch verglichen mit anderen EU-Ländern in einer eigenen Liga spielt, ist mittlerweile zu den meisten durchgedrungen. Dass nur 14 Prozent der Flüsse im „Land am Strome“ als ökologisch intakt gelten, ist weniger bekannt. Bei einer Artenschutz-Analyse der Europäischen Umweltagentur von 2022 lag Österreich von 28 Ländern auf dem vorletzten Platz, 85 % der untersuchten Arten wiesen einen schlechten oder mangelhaften Zustand auf.

Gut, könnte man jetzt sagen, Zustände zu verbessern braucht Zeit, was zählt, ist der Wille! Wie sieht es damit aus? Jüngste Vorgänge in Brüssel geben Einblick. Dort hätte am Freitag, und dann noch einmal am Montag, das EU-Renaturierungsgesetz endgültig abgesegnet werden sollen. Das Gesetz, wenngleich schon verwässert, soll die ökologische Vielfalt in der EU sichern und langfristig (auch für den Klimawandel) widerstandsfähige Ökosysteme wiederherstellen. Doch ein Beschluss scheiterte, eine Mehrheit fehlte. Österreichs Stimme hätte das Zünglein an der Waage sein können, Umweltministerin Leonore Gewessler stimmte aber nicht mit. Weil es ihr die Bundesländer, und zwar alle neun, mit einem Veto untersagt hatten.

Mit dem Willen, Natur zu schützen, ist es also nicht weit her, zumindest, wenn es nicht den eigenen Interessen nützt. Letztere sind wohl auch eingeimpft.

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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