Morgenglosse

Osterfriede in der Wiener Stadtpolitik

Wien, Reumannplatz: Bürgermeister Michael Ludwig, flankiert von seinem pinken Regierungspartner, Christoph Wiederkehr (l.), und ÖVP-Chef Karl Mahrer (r.) am Gründonnerstag.
Wien, Reumannplatz: Bürgermeister Michael Ludwig, flankiert von seinem pinken Regierungspartner, Christoph Wiederkehr (l.), und ÖVP-Chef Karl Mahrer (r.) am Gründonnerstag.APA/Eva Manhart
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Zwischen SPÖ und ÖVP in Wien, konkret zwischen Bürgermeister Michael Ludwig und Oppositionschef Karl Mahrer, gibt es eine Annäherung. Warum das wohltuend ist.

Jugendkriminalität, Sicherheit und Integrationsversagen sind klassische und im Sinn von Wählermaximierung sehr lohnende Themen. Zumindest für eine Oppositionspartei in Wien. Die FPÖ seit Jahrzehnten und zuletzt auch die ÖVP haben ganz gut davon gelebt. Parteipolitisch gesehen.

Allgemein politisch, mit Blick auf die Gesellschaft, das Gemeinwohl, stellt sich die Sache wieder anders dar. Da wurden Gegensätze eher befeuert denn zu befrieden versucht.

Nicht zu glauben!

Umso bemerkenswerter, wenn nun in mehreren vertraulichen Gesprächen Bürgermeister Michael Ludwig und Karl Mahrer, der Chef der größten Oppositionspartei, ÖVP, offenbar ein wenig zueinander gefunden haben. Der frühere Polizeigeneral durfte gestern in Favoriten bei einem Fototermin der rot-pinken Stadtregierung auf dem Reumannplatz dabei sein. Nicht zu glauben! Dort war es ja zuletzt mehrfach zu Messerattacken gekommen. Michael Ludwig, sein Vize von den Neos, Christoph Wiederkehr, und eben Karl Mahrer verkündeten ein Waffenverbot.

Und: Die SPÖ hat die ÖVP eingeladen, bei Gesprächen zwischen Michael Ludwig und Koalitionspartner Christoph Wiederkehr über weiter gehende Maßnahmen zur Sicherheit in der Stadt dabei zu sein, um eigenen Input liefern zu können. Karl Mahrer habe sich sehr kooperativ gezeigt, dem Bürgermeister sei eine breite Zusammenarbeit wichtig, heißt es aus dessen Umgebung.

Ereignis „historisch“

Der ÖVP-Landesobmann selbst nennt dieses Zugeständnis der in Wien machtverwöhnten SPÖ „historisch“, nicht ganz zu Unrecht. Natürlich könnte man von einem für beide Seiten gefährlichen Kuschelkurs sprechen, den Regierenden Fantasielosigkeit oder das Eingeständnis des Scheiterns, der Opposition wiederum Anbiederung und Themenverfehlung in der Rolleninterpretation vorwerfen etc., etc., etc.

Aber: Wenn es tatsächlich um die Gestaltung der Stadt gehen soll, um die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener, dann kann eine auf den ersten Blick unorthodoxe Entscheidung, dann kann die Einbindung möglichst vieler Köpfe nicht ganz falsch sein.

Michael Ludwig und Karl Mahrer haben im Sinn für die Sache, für die in Wien Lebenden, eine Art Osterfrieden geschlossen. Es gab schon schlechtere Nachrichten.   

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