Ein Team des Juridicums musste sich im Vis Moot als Titelverteidiger erst im Finale geschlagen geben, ein WU-Team kam erstmals in die top acht. Unterdessen gewann die WU schon zum dritten Mal in Folge den wichtigsten Steuerrechts-Moot Court.
Mit vereinten Kräften zeigten angehende Juristinnen und Juristen aus Wien im größten wirtschaftsrechtlichen Moot Court der Welt kräftig auf: Erstmals erreichten die Teams sowohl der Universität Wien als auch der WU die top acht. Das Juridicum musste sich als Vorjahressieger und Titelverteidiger erst im Finale gegenüber der Bucerius Universität aus Hamburg geschlagen geben.
Beim Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot, einem zu Studierzwecken durchgespielten Schiedsverfahren um einen fiktiven Schiedsfall, pilgern Jahr für Jahr in der Woche vor Ostern rund 4000 Juristen nach Wien für das weltweite Finale. 373 Universitäten aus mehr als 80 Ländern nehmen an dem Wettbewerb teil.
Oxford, Cambridge und Harvard abgeschlagen, historisches Wiener Derby
Auf dem Weg an die Weltspitze ließen beide Wiener Teams unter anderem renommierte Universitäten wie Oxford, Cambridge und Harvard hinter sich. Vor dem Halbfinale kam es zu einem historischen Wiener Derby zwischen Juridicum und WU. Es ging in einer denkbar knappen „split decision“ des Schiedstribunals ans Juridicum. Die Stimmung während der Verhandlung in einem vollen Hörsaal des Juridicums war dabei denkbar angespannt. „Man konnte die Luft schneiden“, berichtet Dominik Loidl, einer der Betreuer des WU-Teams. Es waren auch Alumni der vergangenen Bewerbe und Unterstützer beider Teams von den jeweiligen Universitäten und Anwaltskanzleien in den Hörsaal gekommen, um das Spektakel mitzuerleben. Das Juridicum konnte anschließend im Halbfinale noch die Universität Pristina aus dem Kosovo bezwingen.
Dem Team des Juridicums gelang es als erstem europäischen Team in der 31-Jährigen Geschichte des Vis Moot, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren ins Finale einzuziehen. Als Titelverteidiger gestartet konnte das Team um Josef Auer, Sophia Danzer, Milena Erak, Laura Leeb, Orhan Maglajlic und Julia Reichstamm sich heuer die Silbermedaille holen. Betreut wurde das Team von Paul Eichmüller, Christian Koller, Katarina Marko und David von der Thannen. Nach dem Überstehen der „General Rounds“ zu Beginn setzte sich das Team in den Playoff-Runden der Reihe nach gegen die Universitäten Erlangen-Nürnberg, Delhi, Hannover, sowie die WU Wien und das Team aus Pristina durch.
Besondere Auszeichnungen für mündliche Auftritte
Drei Sprecher der beiden Wiener Teams wurden besonders für ihre Leistung vor den Schiedstribunalen geehrt: Fabijan Berket (WU Wien) sowie Julia Reichstamm (Juridicum) erhielten eine honourable mention als zwei der besten Redner des Bewerbs. Sophia Danzer (Juridicum) wurde sogar als drittbeste Rednerin des ganzen Wettbewerbs von rund 2500 Plädierenden ausgezeichnet. Zusätzlich wurde jeweils ein Schriftsatz beider Universitäten im Finale als zwei der besten Schriftsätze des Bewerbs mit einer honourable mention ausgezeichnet.
Für die WU stellte das diesjährige Ergebnis das beste Ergebnis ihrer Teilnahmegeschichte dar. Die WU hat seit 2018 unter der Schirmherrschaft von Professor Georg Kodek, mittlerweile Präsident des OGH, ein Vis Moot Team. Das WU-Team bestand diesmal aus Fabijan Berket, Sidonie Ecker, Lara Matuschka, Kristof Pieper, Linda Teichtmeister sowie Nikolaus Vetter. Es wurde betreut von Alina Holzer, Tim Kirchmayr, Florian Laher, Dominik Loidl, Jakob Popper, Daniel Peter Schmidt und Caroline Strohmeier. Das WU-Team war zur Vorbereitung auf Pre-Moots und Vorbereitungsrunden in London, Helsinki, Paris, Zürich, Wien, Düsseldorf, Stockholm sowie beim Vis Moot East Finale in Hongkong.
Das Ergebnis für Juridicum und WU stellt den bisher größten gemeinsamen Erfolg der teilnehmenden österreichischen Teams dar. Österreich war dabei das einzige Land neben Deutschland, welches gleich zwei Universitäten unter den besten acht Teams der Welt hatte.
WU mit drittem Sieg in Serie bei International and European Tax Moot Court
Nach siegreichen Teilnahmen in den Jahren 2022 und 2023 konnte auch in diesem Jahr ein Team der WU den renommierten International and European Tax Moot Court für sich entscheiden. Die vier Studierenden Julian Rabensteiner, Marius Pollitzer, Elisabeth Schlagenhaufen und Annina Schwärzli (betreut von Michael Gleiss) setzten sich auf ihrem Weg zum Titel gegen die HEC Paris, die Universität Kiew-Mohyla Akademie, das Instituto Brasileiro de Direito Tributário, die Universität Luxemburg sowie (im Finale) die Universität Maastricht durch.
Der International and European Tax Moot Court wird von der Universität Leuven in Kooperation mit dem International Bureau of Fiscal Documentation (IBFD) veranstaltet und gilt als der bedeutendste Wettbewerb für Studierende im internationalen Steuerrecht.
Im diesjährigen Fall ging es um die Besteuerung einer grenzüberscheitend tätigen Influencerin sowie einer Kapitalgesellschaft, die ein Videoportal betreibt. Das WU-Team konnte die Jury bei diesen Themen offenbar besonders überzeugen. Neben dem Gesamtsieg holten sich die Wiener auch die Auszeichnung für den besten Schriftsatz aus der Perspektive der Steuerbehörde.