Nahost

Irans Ayatollah Khamenei droht Israel: „Werden sie dazu bringen, ihre Verbrechen zu bereuen“

Ein Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus erzürnt den Iran.
Ein Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus erzürnt den Iran.Reuters / Firas Makdesi
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Der Iran macht Israel für Angriff auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in Damaskus verantwortlich. Zwei Brigadegeneräle der iranischen Revolutionsgarden kamen ums Leben. Sowohl Präsident als auch oberster religiöser Führer des Landes richten scharfe Worte in Richtung Israel.

Nach dem mutmaßlichen Luftschlag Israels auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien droht eine militärische Antwort des Iran. Bei dem Angriff auf die Konsularabteilung in Damaskus wurden am Montag zwei Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Israel äußerte sich vorerst nicht. Irans Präsident Ebrahim Raissi erklärte laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim, die Attacke in Damaskus werde nicht unbeantwortet bleiben.

Auch der oberste religiöse Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat sich zu Wort gemeldet. Israel werde „bestraft werden. Wir werden sie dazu bringen, ihr Verbrechen zu bereuen, so Gott will“, wird Khamenei in einer Mitteilung am Dienstag zitiert. Khamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Hisbollah droht mit Rache

Die gegen Israel kämpfende pro-iranische libanesische Miliz Hisbollah betonte ihrerseits, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Die Organisation erklärte in der Nacht auf Dienstag: „Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt.“ Der „Feind“ glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den „entschlossenen Widerstand des Volkes stoppen“ könne, hieß es weiter.

Irans Außenministerium hatte die Attacke zuvor scharf verurteilt. „Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion“, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Experten äußerten bereits die Sorge, dass einige im Iran den Angriff als Kriegserklärung werten könnten. Wie und ob Irans Staatsmacht reagiert, ist jedoch völlig offen.

Die ständige Vertretung des Irans bei den Vereinten Nationen sprach nach dem Vorfall von einem „eklatanten Verstoß gegen die UN-Charta, das Völkerrecht und das Grundprinzip der Unverletzlichkeit diplomatischer und konsularischer Einrichtungen.“ In einer bei X (ehemals Twitter) veröffentlichten Stellungnahme rief die Vertretung den UN-Sicherheitsrat dazu auf, den israelischen „Terroranschlag“ aufs Schärfste zu verurteilen und alle notwendigen Maßnahmen einzuleiten, um weitere Angriffe zu verhindern. Unter anderem fordere der Iran eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates zu dem Vorfall.

EU-Kommission ruft zu Zurückhaltung auf, Kritik aus China

Die EU-Kommission rief nach dem Angriff zur Zurückhaltung auf. „Wir sind beunruhigt über den angeblichen israelischen Angriff auf ein iranisches diplomatisches Gebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus“, sagte der außenpolitische Sprecher der EU, Peter Stano, am Dienstag in Brüssel. „In dieser äußerst angespannten regionalen Situation ist es wirklich von größter Bedeutung, Zurückhaltung zu üben.“ Eine weitere Eskalation in der Region sei in niemandes Interesse.

China übte scharfe Kritik an dem Angriff. „China verurteilt die Attacke auf die iranische Botschaft in Syrien“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenamtes, Wang Wenbin, am Dienstag in Peking. Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen dürfe nicht verletzt und die Souveränität und Unabhängigkeit Syriens müsse respektiert werden. Peking lehne jede Handlung ab, die die Spannungen erhöhe, sagte Wang. China gilt als Verbündeter Syriens. Das Land ist außerdem wegen seines Öl-Bedarfs vom Handel mit vielen Staaten im Nahen Osten abhängig, darunter der Iran, mit dem enge Beziehungen gepflegt werden.

Bereits Ende Dezember wurde bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes IRGC-Mitglied, in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet. Irans Revolutionswächter reagierten damals Mitte Jänner mit massiven Raketenangriffen als Vergeltung auf Ziele in Syrien und im Irak. Die Raketen flogen rund 1200 Kilometern weit. Dies wurde von Beobachtern auch als klares Signal an Israel gedeutet. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Konsularabteilung völlig zerstört

Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurde bei dem Angriff am Montag das Gebäude der Konsularabteilung unmittelbar neben dem Gebäude der iranischen Botschaft völlig zerstört. Irans Botschafter Hussein Akbari und seine Familie blieben Berichten zufolge unverletzt. Bei den Generälen handelte es sich um Mohammed-Resa Sahedi und seinen Stellvertreter Mohammed Hadi Hadschi Rahimi, wie die Revolutionswächter erklärten. Sahedi war laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim als Kommandeur der IRGC-Auslandseinheit für Operationen in Syrien und im Libanon verantwortlich.

Die islamistische Hamas, die sich nach ihrem Terrorangriff vom 7. Oktober in Israel mit dem Staat im Krieg befindet, nannte den mutmaßlich israelischen Luftschlag in Damaskus ihrerseits einen „terroristisch-zionistischen Angriff“ und bekundete ihre „uneingeschränkte Solidarität mit dem Iran und Syrien angesichts dieser brutalen Nazi-Aggression“. Die Hamas fordere den UN-Sicherheitsrat auf, „aktiv gegen die Besatzung und ihre verbrecherischen Anführer vorzugehen, um ihre Aggression gegen den Gazastreifen und die Region zu stoppen, die Öl ins Feuer gießt und die internationale Stabilität und Sicherheit untergräbt“, hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe in der Nacht zum Dienstag.

Proteste in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran versammelten sich im Stadtzentrum am späten Montagabend einige Hunderte Regierungsanhänger zu spontanen Protesten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmenge forderte Rache für die Tötung der Generäle. Sie riefen unter anderem „Tod für Israel“ und „Tod für Amerika“.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Iranische Militärangehörige sind offiziell nur beratend in Syrien aktiv. Teheran gilt jedoch neben Russland als wichtigster Verbündeter der syrischen Regierung. Seit 2011 tobt ein Bürgerkrieg im Land.

Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee. Gegründet nach der Islamischen Revolution 1979 soll die Einheit einen Putsch verhindern und die Staatsideologie schützen. Die IRGC sind mit den sogenannten Al-Kuds-Brigaden auch im Ausland tätig. Israel gilt als Erzfeind der iranischen Staatsführung. (APA/dpa/Reuters)

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