Salzburger Festspiele

Nina Chruschtschowa hält Eröffnungsrede bei Salzburger Festspielen

Nina Chruschtschowa
Nina Chruschtschowa Die Presse/Clemens Fabry
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Nina Chruschtschowa ist eine Urenkelin des einstigen sowjetischen KP-Parteichefs Nikita Chruschtschow und gilt als charfsinnige Analytikerin und Kritikerin von Wladimir Putins Regime.

Die Urenkelin des einstigen sowjetischen KP-Parteichefs Nikita Chruschtschow, die regelmäßig für „Die Presse“ Gastkommentare schreibt, wird am 26. Juli die Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen 2024 halten. Das gab das Festival am Mittwoch bekannt. Die in Moskau geborene und in New York lebende Nina Chruschtschowa gilt als Expertin der zeitgenössischen russischen Geschichte und Politik sowie als scharfsinnige Analytikerin und Kritikerin von Wladimir Putins Regime.

Nina Chruschtschowa ist Professorin für Internationale Beziehungen an der New School University in New York. Sie habe als Urenkelin von Nikita Chruschtschow auch eine besondere biografische Beziehung zur russischen Politik, informierten die Salzburger Festspiele. „Sie beobachtet die Entwicklungen und Veränderungen in der russischen Gesellschaft unter kulturellen Aspekten, denkt über den Einfluss der Literatur auf die Politik nach und kommentiert die komplexen Verhältnisse, die das heutige Russland prägen, in den bedeutendsten Foren.“

Chruschtschowa hält Putin „den Spiegel vor“

„Seit Jahrzehnten analysiert Nina Chruschtschowa Putins Gebaren und die widersprüchlichen Reaktionen des Westens darauf – und sie scheut sich auch nicht vor unbequemen Einschätzungen und Szenarien“, erklärte Festspielintendant Markus Hinterhäuser. „Als unmittelbar Betroffene hält sie sowohl dem ,schlimmsten Barbar‘ als auch den taumelnden Demokratien einen Spiegel vor, dabei bemüht sich die Putin-Kritikerin zugleich um einen respektvollen Umgang mit der russischen Kultur.“

In ihrer Festspielrede beim Festakt um 11 Uhr in der Felsenreitschule wird Nina Chruschtschowa eine der wichtigsten Prämissen von Fjodor Dostojewski – dass Schönheit die Welt retten wird – aufgreifen. Sie geht der Frage nach, welche Rolle der Kunst im aktuellen politischen und kulturellen Umfeld, das von Krieg, Krisen, Feindseligkeit und Spaltung geprägt ist, zukommt.

Nina Chruschtschowa ist auch Redakteurin und Mitarbeiterin von „Project Syndicate: Association of Newspapers Around the World“. Die Kraft von Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ oder Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ liege sicherlich darin, dass sie Einblicke in die menschliche Natur vermitteln und nicht nur in die der russischen Seele, erläuterte Nina Chruschtschowa in einem Beitrag am 30. Juni 2022 den engen Konnex von Kunst und Politik. „Auf jeden Fall wird die Weigerung, sich mit der russischen Kultur zu befassen, Putin nicht umstimmen oder ihn zwingen, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Aber es wird eine potenzielle Informationsquelle über seine Ziele und Motivationen abschneiden.“

Chruschtschowas Artikel sind in Foreign Affairs, The New York Times, The Wall Street Journal, The Financial Times und anderen internationalen Publikationen erschienen. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, darunter „Imagining Nabokov: Russia between Art and Politics“ (2008) und der von ihr mitverfasste politische Reisebericht „In Putin‘s Footsteps: Searching for the Soul of an Empire Across Russia‘s Eleven Time Zones“ (2019). Ihr neuestes Buch „Nikita Chruschtschow: An Outlier of the System“ erscheint demnächst auf Russisch.

»Das Ziel der aktuellen Kreml-Propaganda besteht nicht darin, die Menschen davon zu überzeugen, dass das Leben in Russland sicher und von Wohlstand geprägt ist. Das war vielleicht am Anfang so, aber mit zunehmender Dauer des Ukraine-Kriegs musste sich Putin anpassen. «

 Nina Chruschtschowa

Kürzlich resümierte Nina Chruschtschowa in einem Beitrag für „Project Syndicate“ mit dem Titel „Russland wird auf den permanenten Krieg vorbereitet“: „Das Ziel der aktuellen Kreml-Propaganda besteht nicht darin, die Menschen davon zu überzeugen, dass das Leben in Russland sicher und von Wohlstand geprägt ist. Das war vielleicht am Anfang so, aber mit zunehmender Dauer des Ukraine-Kriegs musste sich Putin anpassen. In Anlehnung an Stalins Narrativ, wonach der Fortschritt in Richtung Sozialismus weitere Herausforderungen mit sich bringt, die eine Verschärfung des Klassenkampfes erfordern, setzt Putin nun seine Propaganda ein, um die russische Bevölkerung auf noch mehr Krieg vorzubereiten.“ (APA)

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