In Folge 6 von „Kronprinz und Co“ stellt uns der Obstverkäufer seine Nachbarn auf dem Markt vor. Besonders angetan hat es ihm eine Frau namens Bozena, von ihr hat er schon geträumt. Und er mag Anton, der in der „Millionenshow“ gewonnen hat.
Es gibt acht Milliarden Menschen auf der Welt. Und jeder hat einen Nachbarn. Aber nicht jeder ist darüber begeistert. Die meisten würden ihren Nachbarn an die NASA verpfeifen, damit sie ihn ins Weltall befördert. Unser Marktstand scheint diesbezüglich das große Los gezogen zu haben. So gut wie alle gehören auf die Erde. Und zwar genau dorthin, wo sie gerade sind.
Gleich rechts von uns verkaufen drei Ostblockfrauen Brot und Mehlspeisen. In ihrem Stand steckt mehr Zucker als in einer ganzen Diabetes-Station im AKH. Als Bozena, ihre Anführerin, mir einmal eine Topfenschnitte aufdrängte, hatte ich die ganze Nacht Visionen. Bozena ist Ostblockklassik und trägt das Herz auf der Hand. Aber wenn man ihr von Weitem nicht gleich „Hallo“ zuruft, ist es vorbei. Am besten, man fällt ihr gleich um den Hals und sagt, dass sie die schönste Frau ist, die man in den letzten zehn Jahren gesehen hat. Und irgendwie stimmt das auch: Frauen wie Bozena haben ihre Länder auf dem Rücken durch den Kommunismus getragen. Sie schufteten täglich zehn Stunden in der Fabrik, zogen drei Kinder groß, aus denen menschliche Wesen wurden, während ihr Alkoholiker-Mann unter dem Tisch sein Wodkakoma ausschlief. Da war keine Zeit für Pilates-Kurse mit Aromatherapie – und trotzdem fanden sie immer eine freie Minute, um sich den Lidschatten nachzuziehen. Im Gegensatz zu Lenin verdient Bozena ein Denkmal aus Bronze.