In der dritten Folge von „Kronprinz und Co“ treten ein Ex-Kulturminister, ein Kollege und eine Leserin auf, die der Autor in Hartliebs Buchhandlung trifft.
Anfangs befürchtete ich, dass mein Job als Marktverkäufer schnell auffliegt. Es könnte jeden Moment jemand auftauchen, der mich kennt: ein Leser, der quer über den Markt rufen würde: „So schlecht gehen Ihre Bücher inzwischen?“ Oder ein Kollege, der mir schadenfroh befehlen würde, die Dille einzeln abzuzählen.
Aber Wochen vergingen, und alles blieb ruhig. Zuerst dachte ich an Zufall, dann entdeckte ich, dass es an der „urbanen Gesichtsdemenz“ lag. So taufte ich meine Entdeckung. Früher war ein Gesicht ein Gesicht. Aber heute erkennt man es nur dann, wenn a) der dazugehörige Körper passend angezogen ist und b) die lokale Zuordnung stimmt. Würde man Brad Pitt zum Busfahrer der Linie 68 machen, er könnte ungestört täglich Tausende Passagiere kutschieren. Angelina Jolie ginge locker als Friseuse durch, und das Einzige, was sie befürchten müsste, wäre eine Kundin, die zu ihr sagt: „Wenn du mir noch mal die Strähnchen so kurz schneidest, mache ich dich fertig, Bohnenstange.“ Kurz gesagt: Unser Gesicht ist nicht mehr das, was es mal war.