News aus Umwelt, Klima & Technik

Schnecken, denen die Hitze guttut, und Wandfarben, die Schadstoffe aus der Luft abbauen

Die Mondseer Spitzschlammschnecken steigerten im Experiment der Uni Innsbruck ihre Wachstumsrate und ihre Fruchtbarkeit um das Dreifache gegenüber Artgenossen im kühleren Wasser.
Die Mondseer Spitzschlammschnecken steigerten im Experiment der Uni Innsbruck ihre Wachstumsrate und ihre Fruchtbarkeit um das Dreifache gegenüber Artgenossen im kühleren Wasser. Otto Seppälä
  • Drucken

Die weiteren Klima- und Umweltmeldungen außerdem mit einer Amphibien-App, invasiven Arten im Mittelmeer und einer spielerisch planbaren Wasserversorgung.

Getestet: Fitte Schnecken trotzen Hitzewelle

Die Spitzschlammschnecke ist die größte Wasserlungenschnecke Mitteleuropas. Ein Team um Otto Seppälä von der Uni Innsbruck untersuchte, wie Süßwasserschnecken auf Hitzewellen reagieren. Nicht zuletzt werden Binnengewässer immer wärmer, was bei manchen Tieren Stress und eine gesteigerte Sterberate zur Folge hat. Nicht so bei Spitzschlammschnecken: Bei guten Futterbedingungen überstehen fitte Exemplare Hitzewellen (27 Grad Celsius) gut. Mehr noch, sie steigerten ihre Wachstumsrate und ihre Fruchtbarkeit um das Dreifache gegenüber Artgenossen im kühleren Wasser (17 Grad Celsius). Bei Schnecken mit begrenzter Nahrung waren diese positiven Effekte schwächer ausgeprägt. Nach der simulierten Hitzewelle zeigten die Schnecken zudem eine geringere Reproduktionsrate (Freshwater Biology).

Gehört: Wechselkröte mit der App aufnehmen

Alle 21 Amphibienarten in Österreich sind gefährdet. Ein Projekt der Boku Wien erhebt jetzt den Bestand von Wechselkröte, Laubfrosch, Unke und mehr mithilfe der Bevölkerung. Ähnlich wie bei Vogelstimmen-Apps nutzt das Projekt „Amphibiom“ ein akustisches Monitoring. Mit Fokus auf den trillernden Ruf der Wechselkröte bittet das Team um Lukas Landler vom Institut für Zoologie um Tonaufnahmen aus ganz Österreich. Die Amphi-App gibt es gratis für jedes Handy.

Gewandert: Tropische Arten gehen ins Mittelmeer

Eine Invasion tropischer Arten, die aus dem Atlantik ins Mittelmeer wandern, steht im Fokus eines internationalen Forschungsteams. Die Publikation in „Pnas“, mit dabei Stefan Dullinger von der Uni Wien, sieht als Ursache die globale Erwärmung. Das Modell zeigt, dass eine kühle Auftriebsströmung bei Nordwestafrika abgeschwächt wird. Diese Strömung war aber bisher eine Barriere gegen Meerestiere, die an Wärme gewöhnt sind. Die Ergebnisse wurden mit Daten aus der „EEM-Warmzeit“ vor 116.000 Jahren verglichen und rechnen mit einer „moderaten“ Klimaerwärmung (bis 2,6 Grad).

Wasserversorgung spielerisch planen bis zum Jahr 2055

Neues Onlinewerkzeug der TU Graz kann Wassernetze bewerten: „Wenn die Gäste zu viel duschen, verdursten dir die Kühe!“, legte Josef Hader im Kabarett einem Landwirt schon in den 1990ern in den Mund. Die Wasserversorgung in manchen Teilen Österreichs ist durch die Klimaveränderungen noch unsicherer geworden, das Grundwasser wird knapper. Das Team um Daniela Fuchs-Hanusch (Institut für Siedlungswasserwirtschaft, TU Graz) erstellte nun ein Onlinewerkzeug, das Wasserversorger zur Planung nutzen können. Mit spielerischem Ansatz lassen sich Szenarien für verschiedenste Klima- und Verbrauchsbedingungen darstellen – bis ins Jahr 2055 voraus berechnet. Das kostenlose Webtool EWA hilft auch kleineren Wasserversorgern, die Tauglichkeit ihres Netzes in Zehnjahresschritten zu bewerten.

Auf der Karte sind die aktuellen Wassernetze und die zukünftigen Prognosen abgebildet.
Auf der Karte sind die aktuellen Wassernetze und die zukünftigen Prognosen abgebildet.ISDS - TU Graz

Eine Wandfarbe, die sich selbst reinigen kann

Eine neuartige Wandfarbe kann sich durch Sonneneinstrahlung selbst reinigen und dabei die Schadstoffe aus der Luft chemisch abbauen. Möglich machen das photokatalytische Titanoxid-Nanopartikel, die ein Team der TU Wien und der Uni Politecnica delle Marche (Italien) entwickelt haben. Diese lassen sich herkömmlicher Wandfarbe beifügen (ACS Catalysis). Der Clou: Die Farbe ist rohstoffschonend in der Herstellung, weil sie aus recycelten Materialien gewonnen wird. Um Phosphor, Stickstoff und Kohlenstoff dafür zu gewinnen, verwendeten die Forschenden getrocknetes Laub von Olivenbäumen, das Titan für die Titanoxid-Partikel kam aus Metallabfällen.

Substanzen aus der Luft werden gebunden und sogar zerlegt.
Substanzen aus der Luft werden gebunden und sogar zerlegt.TU Wien

(cog, vers, APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.