Und übrigens

Wenn Stars mit dem Ruhestand drohen: Bitte aufhören!

Kein Abschiedsgruß: Lizzo hat ihr „I quit“ ganz anders gemeint.
Kein Abschiedsgruß: Lizzo hat ihr „I quit“ ganz anders gemeint. John Phillips/Getty Images
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„Ich höre auf“, lassen ein Kabarettist und ein US-Popstar ihre Fans wissen. Nachsatz: doch nicht! Genug damit: Schluss mit dem Schlussverkauf!

Es erinnert ein bisschen an den Marketingschmäh, mit dem Teppichgeschäfte seit Jahrzehnten um Kundschaft werben: „Räumungsverkauf! Wir schließen! Minus 70, 80, nein – minus 90 Prozent!“ Was eine funktionierende Verkaufsmasche sein könnte, wäre sie nicht so abgenutzt und unglaubwürdig, dass sich damit kaum noch ein Impulskäufer findet. Ein mir bekannter pensionierter Teppichhändler verriet mir, dass der Trick bei ihm erst wirkte, als er ein „Nachmieter gesucht“-Schild in sein Schaufenster hängte. Da dachte sich dann so mancher: „Jetzt muss ich wirklich zuschlagen, bevor es vorbei ist!“

Schlussverkauf wird derzeit auch gern auf dem Markt der Aufmerksamkeit für Kulturpersönlichkeiten verkündet. Und dann mehr oder weniger dezent zurückgenommen. „Michi Buchinger hört auf“, ließ der österreichische Kabarettist und Influencer jüngst über seine PR-Agentur via Presseaussendung verkünden. Um im selben Mail gleich wieder zurückzurudern: Das Ende ist nur vorläufig, und es betrifft ohnehin nur sein Kabarettprogramm, er will sich nun nämlich mehr aufs Schauspielen konzentrieren. Puh! Ende abgewendet!

»Sängerin Lizzo verabschiedet sich – von der Musik? Nein, von „negativer Energie“.«

„I quit“, schrieb indessen Pop-Sängerin Lizzo auf Instagram, begleitet von einem Victory-Handzeichen. Sie habe es satt, im Leben und im Internet runtergemacht zu werden, Lügen über sich und Scherze über ihr Aussehen anhören zu müssen. „Dafür habe ich mich nicht angemeldet“, stellte sie klar – in einer Erklärung, die von einigen als Abschied aus dem Musikbusiness verstanden wurde (wohlgemerkt nicht von allen, ein Instagram-Nutzer fragte in den Kommentaren nach: „Wann kommt denn ,I Quit‘ auf Spotify heraus?“). Später stellte Lizzo klar: Sie würde doch nie aufhören, Musik zu machen! „Wenn ich sage, ich höre auf, dann meine ich: Ich höre auf, negative Energie weiter zu beachten.“

Aufhören ist gar nicht schwer

Aufhören ist im Grunde nicht schwer. Die leidenschaftlichsten Raucher hören regelmäßig auf, oft mehrmals täglich! Das Ende anzukündigen geht noch leichter. Ich höre übrigens mit dem Schreiben auf. I quit! Hier und jetzt sofort!

So, bin wieder da. Ich muss nämlich noch eine Facette dieses Abschiedstanzes erwähnen: Abdankungen sind natürlich eine willkommene Ansage im Nachrichtenzirkus. Was dazu geführt haben könnte, dass ein Satz des Regisseurs Alex Garland in einem „Guardian“-Interview – Garland wolle in der absehbaren Zukunft keine Filme inszenieren, sondern nur Drehbücher schreiben – übers Wochenende wie im Stille-Post-Spiel zu Schlagzeilen über seinen bevorstehenden Ruhestand weitergedreht wurde.

Garlands Abschiedsmeldung mag unabsichtlich passiert sein. Andere setzen bewusst auf den Effekt eines vermeintlich finalen „Ich höre auf“. Sie sollten das Schicksal der Teppichhändler bedenken. Wer glaubt, für ein bisschen Aufmerksamkeit mit dem Ruhestand drohen zu müssen, ist vielleicht einfach bereit für diesen.

E-Mails an: katrin.nussmayr@diepresse.com

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