Infektion.

Lebensgefahr für Babys: Wieder eine heftige RSV-Saison

Bei Babys verlaufen RSV-Infektionen oft lebensbedrohlich. Auch in Wien kam es zu vielen Aufnahmen auf Kinder-Intensivstationen.
Bei Babys verlaufen RSV-Infektionen oft lebensbedrohlich. Auch in Wien kam es zu vielen Aufnahmen auf Kinder-Intensivstationen. APA/dpa / Marijan Murat
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Prävention durch Impfungen für besonders Gefährdete wäre möglich, wird aber noch wenig genutzt. Für kleine Kinder ist die Infektion lebensgefährlich, ein Baby ist heuer in Wien daran gestorben. Ältere sind mittlerweile oft den ganzen Winter krank: Erst schwächt Covid das Immunsystem, dann kommen Influenza und RSV.

Noch ist die Welle dieses Winters noch nicht vorbei, wir befinden uns in den Ausläufern der RSV-Saison, aber sicher ist: Es war wieder eine heftige Saison. Es kam zu vielen Spitalsaufnahmen und schweren Verläufen, sowohl bei Säuglingen als auch bei Seniorinnen und Senioren. Die RSV-Saison hat sich nun im Unterschied zu unmittelbar nach der COVID-19-Pandemie etwas mehr auf den Jahresanfang verschoben und fand gleichzeitig mit der Influenza-Epidemie statt. Die meisten Spitalsaufnahmen wurden Anfang Februar verzeichnet.

Seit Herbst 2023 sind Impfstoffe für Senioren und Schwangere verfügbar. Für Risiko-Säuglinge gibt es passive Präventionsmöglichkeiten. Erste Daten auf internationaler Ebene zeigen, dass flächendeckende Immunisierungen von Säuglingen die Hospitalisierungen aufgrund von RSV deutlich senken konnten. 

Wie bereits die RSV-Saison 2022/2023 ist auch die Saison 2023/2024 wieder stark ausgefallen. Erste Erkrankungsfälle wurden im Oktober registriert, zur Epidemie wurde RSV dann in der letzten Woche des Jahres 2023. Der Höhepunkt wurde allerdings erst Anfang Februar 2024 verzeichnet, zu diesem Zeitpunkt lag die Positivitätsrate der eingesendeten Proben bei 20 Prozent (ab zehn Prozent geht man von einer epidemischen Situation aus).

„Sehr, sehr viele Aufnahmen auf Kinderintensiv

Diese Zahlen haben sich auch in den Spitälern gespiegelt. Im Februar gab es mehr als 450 Aufnahmen in nur einer Woche. 13 Patientinnen oder Patienten mussten auf die Intensivstation. Die Saison ist also mindestens so heftig ausgefallen wie vor COVID-19. Das bestätigt auch Bernhard Resch von der klinischen Abteilung für Neonatologie an der MedUni Graz. „Wir hatten im Prinzip einen zeitlichen Ablauf der RSV-Welle wie vor COVID-19, aber sehr, sehr viele Aufnahmen und Zuweisungen auf die Kinderintensivstation.“ 

Er erzählt von einem Frühgeborenen, das sich im Spital mit RSV infiziert hatte. Der Fall blieb ihm in besonderer Erinnerung: „Der Zustand des Säuglings hat sich bereits nach wenigen Stunden massiv verschlechtert, dabei war er eigentlich schon kurz vor der Entlassung. Der Bub kam auf die Kinderintensivstation und musste zwei Wochen lang intubiert und beatmet werden. Danach musste er noch wochenlang weiter auf der Intensivstation bleiben, während die nicht betroffene Zwillingsschwester schon seit fünf Wochen zu Hause war.“ In Wien ist sogar ein sieben Monate altes Baby gestorben.  

Bei Erwachsenen im berufstätigen Alter zeigt sich RSV meist als „Erkältung“ mit Husten und Schnupfen. Ältere betrifft die Infektion wieder deutlich schwerer: Bei ihnen kann sie zu Bronchitis, Lungenentzündungen und Verschlechterungen von bestehenden Herz- und Lungenerkrankungen führen. In der EU kommt es nach neuesten Daten pro Jahr zu rund 145.000 Hospitalisierungen aufgrund von RSV bei Personen über 65 Jahren. 2300 davon in Österreich.

„Viele sind jetzt den ganzen Winter krank“

Für Stefan Winkler, den stellvertretenden Leiter der Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien sind RSV und Influenza für ältere Menschen mittlerweile gleich problematisch. Während seine Station im Winter früher eine reine „Influenza-Station“ war, war sie in diesem Winter zuerst eine COVID-19- und dann eine Influenza- und RSV-Station. Auch für die Patientinnen und Patienten seien die vielen verschiedenen Atemwegserreger ein großes Problem.

„Viele sind jetzt den ganzen Winter krank. Zuerst haben sie Corona, das schwächt ihr Immunsystem. Dann erkranken sie – weil viele ungeimpft sind – an Influenza, und dann noch an RSV.“ Speziell für Personen mit einer Vorerkrankung der Lunge könne eine RSV-Infektion dann lebensgefährlich sein.  

Impfung seit Herbst 2023 möglich

Für den Infektiologen ist klar: „Alles, was zu impfen geht, sollte geimpft werden.“ Für RSV gibt es diese Möglichkeit bereits. Seit Herbst 2023 stehen zwei Impfstoffe für Personen ab 60 Jahren zur Verfügung, die in den Zulassungsstudien eine hohe Wirksamkeit gegen schwere RSV-Verläufe gezeigt haben. Einer der Impfstoffe ist auch für Schwangere zugelassen. Die Antikörper der Mutter werden über die Plazenta auch auf das ungeborene Kind übertragen, damit wirkt auch nach der Geburt der so genannte „Nestschutz“ und Neugeborene sollten vor einer schweren RSV-Erkrankung geschützt sein.  

Für Risikosäuglinge gibt es derzeit in Österreich eine passive Immunisierung, die einmal monatlich verabreicht werden muss. Auf EU-Ebene ist bereits ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper zugelassen, der nur einmal pro Saison gegeben werden muss. Ob und wie diese Immunisierungsmöglichkeit dieses Jahr noch in Österreich zur Verfügung stehen wird, ist derzeit Gegenstand von Gesprächen. Ein weiterer langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper ist ebenfalls noch in Entwicklung. Damit werden die Möglichkeiten, die Krankheitslast durch RSV in Österreich zu senken, mehr. Sie müssten nur entsprechend auch genützt werden. (red.)

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