Kulturtrip

Zum „Umgang“ nach Eisenstadt: Festivalwandern mit Pauken, Tuba und Tafeln

Zum dritten Mal Kultur und Eisenstadtwandern: „Umgang“.
Zum dritten Mal Kultur und Eisenstadtwandern: „Umgang“.Umgang/Elisabeth Wuketich
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„Umgang“ nennt sich eine originelle Kultur-Festival-Tour am 14. April durch Eisenstadt, bei der nicht „Alles für die Fisch’“ ist. Wirklich nicht.

Wer am 14. April in Eisenstadt unterwegs ist, wird sich vermutlich wundern: Es ist dann zwar Sonntag, aber die Gehsteige sind nicht nach oben geklappt. Es wird auch nicht ruhig sein zwischen Schloss Esterházy, Fußgängerzone und ehemaligem jüdischen Viertel – an einigen Ecken, aus einigen Häusern tönt Musik, klassisch, schräg und immer wieder mit Pauke und Tuba. Eine ganze Menge Leute ist auf den Beinen, gemeinsam von dort nach da. Demonstranten? Da doch einige Schilder tragen – mit der Botschaft „Alles für die Fisch’“. Eine Prozession? Da doch zwei verkleidete Figuren der Gruppe voranschreiten – sie heißen Schlemmer und Os, ganz triadisch. Oder ist das einfach ein Wandertag – durch die Kulturlandschaft vor Ort?

Durch offene Häuser ziehen

Die Lösung ist: Man wird da mitten in den sogenannten Umgang geraten sein, ein eintägiges Festival (Organisation: Petra Menasse-Eibensteiner für den Kunstverein Eisenstadt). Dabei zieht man durch „offene Häuser“ zieht und bindet vieles ein, was man nicht nur als Burgenländer gesehen haben sollte. Etwa das gut bestückte Landesmuseum Burgenland, wo aktuell eine schaurig-schöne Ausstellung über „Kulturen des Abschiedes und des Erinnerns“ läuft, quasi R.I.P mit zeitgemäßem Zugang.

Ein weiterer Stopp beim „Umgang“ ist das Österreichische Jüdische Museum in der Unterberggasse. Auf dem Weg dorthin passiert man den Eingang ins Ghetto, ein kleines Schild und eine Kette weisen darauf hin. Mit der Gründung 1972 entstand hier das erste jüdische Museum in Österreich nach 1945, untergebracht in dem Gebäude von Samson Wertheimer, der hier auch eine Synagoge errichtete. Im 17. Jahrhundert hatte das zu Ungarn gehörige Burgenland sieben große jüdische Gemeinden wie Eisenstadt/Asch.

Im Landesmuseum Burgenland geht‘s um R.I.P.
Im Landesmuseum Burgenland geht‘s um R.I.P.mad

Modernem Bauen und Wohnen gilt ein Abstecher zum „Architektur Raumburgenland“. Am Standort Fanny-Eißler-Gasse geht’s um das Genossenschaftliche, an einem anderen, im Orgelbauerhaus, wird Leerstand genutzt, um das Bauen im Burgenland zu zeigen. Und im Kunstverein in der Joseph-Haydn-Gasse zeigt eine Ausstellung in Kooperation mit dem Forschungsbereich für Gebäudelehre an der TU Wien wie „Weiterbauen – Architektur im Prozess“ aussehen kann. Auf dem Parcours liegen ebenso die Landesgalerie Burgenland mit einer Schau von John Petschinger.

Musik unterwegs und an jeder Ecke

Einen zentralen Punkt beim Umgang stellt naturgemäß das Schloss dar, musikalisch schon prädestiniert durch Joseph Haydns jahrzehntelange Tätigkeit als Hofmusiker, Kapellmeister und Komponist, heute ein Ort für große Konzerte. Hier werden beim „Umgang“ die Feststiege und der Weiße Saal genutzt, um Arbeiten der Preisträger des Esterházy Award 2023 zu zeigen – und der Innenhof, wo die Band Major Shrimp spielen wird.

Klingt nach dichtem Programm und langer Wegstrecke, ist aber locker und leicht zu begehen: Die Musik, etwa von einem Haydn-Alias an der Orgel, von Musikern und Musikerinnen der Joseph Haydn Privathochschule oder einem Budapester Trio, schafft Übergänge. Es gibt ein Kinderprogramm samt Schlossführung. Und gastronomische Stopps liegen zwischen den Etappen, schließlich heißt das Motto, nicht ganz ernst gemeint: „Alles für die Fisch’“. (mad)

Fahrplan zum Umgang

Umgang: „Wandern durch offene Häuser“, 14. 4., ganztägig in Eisenstadt, ab 11 Uhr. Treffpunkt Österreichisches Jüdisches Museum. umgangfestival.at

Kunstverein Eisenstadt: kunstvereineisenstadt.at

Für Kinder: u. a. Spielecafé und Kinderführung im Schloss Esterházy, Basteltisch im Landesmuseum Burgenland.

Anreisetipp: Es gibt einen Shuttle Wien–Eisenstadt–Wien, ab Karlsplatz 2, hin: 9.45 Uhr, retour: 17.15. Anmeldung: info@umgangfestival.at Unkostenbeitrag pro Person: 5 Euro.

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