Sanierung

1200 Bäume oder eine neue Autobahn? Proteste in Wien

Die Ostautbahn ist in die Jahre gekommen (Symbolbild aus dem Archiv).
Die Ostautbahn ist in die Jahre gekommen (Symbolbild aus dem Archiv).Clemens Fabry
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Die Ostautobahn soll in den kommenden zwei Jahren saniert werden. Für eine Ausweichspur für Autofahrer plant die Asfinag, Bäume zu roden. Für Umweltschützer ein Affront.

10 zusätzlich Bäume da, 30 neue Bäume dort - kein Straßenprojekt in Wien darf mittlerweile ohne zusätzliche Pflanzungen auskommen. Bäume sind zu einem wertvollen Gut in der Stadt geworden. Doch während mancherorts alles in Bewegung gesetzt wird, um einen Baum zu retten – in der Josefstadt wurde eine Platane in Bewegung gesetzt, um sie vor dem U-Bahn-Umbau zu retten – sieht es an weniger prominenten Flecken in Wien anders aus.

Etwa in Simmering, wo ein Vorhaben der Asfinag derzeit für Aufregung in der Umwelt- und Klimaschutzcommunity sorgt. Denn für die Generalsanierung der Ostautobahn (A4), die im Sommer starten und rund zwei Jahre dauern soll, werden entlang der Fahrbahn innerhalb von Wien 1200 Bäume gefällt.

Für die Asfinag ist die Sache klar: Die in die Jahre gekommene Autobahn muss dringend erneuert werden. In der zweijährigen Bauzeit könne man die hochfrequentierte Straße aber nicht sperren, zwei Spuren müssen für einen flüssigen Verkehr erhalten bleiben. Deswegen soll die Straße zwischen Knoten Prater und Simmering vorübergehend verbreitert werden. Weichen müssen dafür eben die 1200 Bäume, Sträucher und Grünflächen entlang des Donaukanals sowie der Radweg.

Die Stadt, in dem Fall die betroffenen Bezirksvorsteher aus der Landstraße und der Leopoldstadt, hat zugestimmt, die Genehmigung aus Simmering stehe noch aus, heißt es von der Asfinag. Laut Asfinag will man als Ersatz die dreifache Menge an Bäumen pflanzen, und zwar „ökologisch wertvolle, klimafitte, heimische Bäume“, so Asfinag-Sprecherin Petra Mödlhammer zur „Presse“. Die zu fällenden Bäume und Sträucher seien zu 70 Prozent Neophyten.

Demo am Samstag

Für Umwelt- und Klimaschützer ist das Vorhaben dennoch ein Affront. Die Initiative „Radeln for Future“ hat für Samstagnachmittag eine Rad-Demo entlang (nicht auf) der Autobahn angemeldet. Unterstützt werden sie von rund 20 Organisationen, inklusive Fridays for Future und der Radlobby. Die Bäume würden Sauerstoff für 28.000 Menschen erzeugen und 29.000 kg CO2 binden und mit dem Donaukanal eine wichtige Kaltluftschneise bilden, heißt es. Neben den geplanten Rodungen sorgt auch die Errichtung einer zusätzlichen Fahrspur für Aufregung, auf die die Autos und Lkw während der Sanierung ausweichen sollen. Eine Sanierung mit nur einen befahrbaren Spur könnte eine für den Klimaschutz ohnehin wichtige „autoverkehrsreduzierende Maßnahme“ sein. Als Ersatz könnte man etwa die Intervalle von Bussen für Pendler erhöhen.

Asfinag: Kilometerlange Staus

Eine Sanierung sei „nur unter Aufrechterhaltung von zwei Fahrspuren möglich“, sagt Mödlhammer. So hätten Verkehrsuntersuchungen gezeigt, dass bei einer einspurigen Sanierung täglich mit bis zu 21 Kilometer langen Staus und einem Zeitverlust von eineinhalb Stunden zu rechnen sei. Ein Ausweichverkehr würde andere Straßen enorm belasten. Und: Der zusätzliche Fahrstreifen soll künftig zum Pannenstreifen werden. Den hätten Einsatzkräfte ohnehin eingefordert.

Auf Verzögerungen müssen sich Autofahrern auf der A4, zumindest zu Beginn, trotzdem einstellen, so Mödlhammer. Das habe eine so große Baustellen an sich.

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