Lohnrunde

Bei den Austrian Airlines droht neuerlich Streik

Flugausfälle wegen Betriebsversammlungen und Streiks führten laut AUA-Chefin Annette Mann zum „zweitschlechtesten Quartal der Firmengeschichte“.
Flugausfälle wegen Betriebsversammlungen und Streiks führten laut AUA-Chefin Annette Mann zum „zweitschlechtesten Quartal der Firmengeschichte“. APA
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Das AUA-Bordpersonal hat das neue Angebot zur Lohnerhöhung abgelehnt. Nun drohen erneut Ausfälle. Die AUA will sich in den kommenden Tagen „intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit“ der Fluglinie machen.

Wien. Abgelehnt. So lautet das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung über das jüngst nachgebesserte Angebot für die kollektivvertragliche Lohnerhöhung für das Bordpersonal der Austrian Airlines (AUA). Bis Montag um Mitternacht stimmten die Gewerkschaftsmitglieder des fliegenden Personals ab. Der Lohnabschluss, der nach 20 Verhandlungsrunden noch immer nicht zustande kommt, betrifft 3500 Mitarbeitern. Bei der Gewerkschaft, und damit stimmberechtigt, sind laut Vida 60 Prozent davon.

90 Prozent der stimmberechtigten Gewerkschaftsmitglieder lehnten das Angebot ab, die Wahlbeteiligung lag bei 88 Prozent.

Beim AUA-Management wird das Ergebnis mit Unverständnis aufgenommen. „Mit der letzten Kommunikation der Gewerkschaft Vida wird auch heute offensichtlich, dass sie keine realistischen Vorstellungen von einer tragfähigen Zukunft von Austrian hat“, heißt es in einer Aussendung. Auch der Abstimmungsprozess sei nicht nachvollziehbar gewesen. Und bezüglich der weiteren Zukunft der AUA gebe es nun einige Ungewissheiten: „Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßnahmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen.“

Für den Luftfahrtchef der Wirtschaftskammer (WKÖ) Günther Ofner ist der Abstimmungsprozess der Gewerkschaft Vida „völlig intransparent“. Er spricht von der Einführung einer Zweiklassengesellschaft durch die Gewerkschaft, denn es dürfen nur jene Mitarbeiter abstimmen, die auch Gewerkschaftsmitglieder sind.

Bei den vergangenen Verhandlungen am Mittwoch vor einer Woche – der mittlerweile 20. Verhandlungsrunde – besserte die zur Lufthansa gehörende Fluglinie ihr Angebot nach. Sie bleibt bei ihrem Gesamtangebot von Plus 18 Prozent für flugbegleitendes Personal und Pilotinnen und Piloten bzw. 28 Prozent für Co-Pilotinnen und Co-Piloten, garantiert aber den variablen Teil von vier Prozent. Dieser war zuerst als Erfolgsbeteiligung vorgesehen, welche die Belegschaft bei einer Marge von acht Prozent erhalten hätte.

AUA reagierte auf Kritik

Damit reagierte die AUA auf die gewerkschaftliche Kritik, dass das Angebot des Unternehmens ein Paket aus Einmalzahlungen und keiner nachhaltigen Erhöhung sei. Verlängert wurde zudem die Laufzeit des Angebots auf zwei Jahre und zehn Monate. Konkret bietet die Airline rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von acht Prozent und weitere fünf Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für das gesamte Bordpersonal.

Betriebsversammlungen und Streiks führten in den vergangenen Wochen zu Hunderten Flugausfällen bei den Austrian Airlines. Flüge wurden storniert oder umgebucht, viele AUA-Maschinen sind am Boden geblieben. Kein guter Start für das Geschäftsjahr der rot-weiß-roten Airline. Diese Situation habe den Verlust im ersten Quartal massiv vergrößert, verkündete die AUA Montagabend. Das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) schrumpfte im ersten Quartal auf minus 122 Mio. Euro. Damit liegt die AUA um 70 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresquartals, heißt es in einer Aussendung. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2023 lag der Verlust bei 73 Mio. Euro. Der direkte finanzielle Schaden durch Betriebsversammlungen und Streiks in Höhe von rund 26 Mio. Euro und Buchungszurückhaltung von rund zehn Mio. Euro zusammen mit gestiegenen Standort- und Personalkosten hätten für die AUA zu dem Ergebnis geführt, das weitaus schlechter als erwartet war.

Jahresausblick wird trüber

Die Gewinnmarge aus dem Vorjahr von 5,4 Prozent wird die österreichische Fluglinie im heurigen Jahr vorrausichtlich verfehlen.

Auch die Lufthansa-Gruppe kippt ihre Prognose wegen „diverser Streiks bei Systempartnern.“ In Deutschland führten der Tarifstreit der deutschen Gewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal und der Kabinengewerkschaft UFO für die Flugbegleiter zu Unterbrechungen. Die Fluglinie senkte den Gewinnausblick für das laufende Geschäftsjahr um fast 500 Mio. Euro.

Die Prognose für das bereinigte Betriebsergebnis senkte die Lufthansa auf 2,2 Mrd. Euro. Ursprüngliches Ziel war das Ergebnis aus dem Vorjahr von knapp 2,7 Mrd. Euro. Zudem verunsichern auch die nicht absehbaren Folgen der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt. Auch für das zweite Quartal kalkuliert die Lufthansa noch mit Streikkosten von rund 100 Mio. Euro. Neben geringeren kurzfristigen Buchungen liege das auch am anhaltenden Konflikt bei der AUA.

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