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Verkäufe sinken, aber Wohnungen und Häuser bleiben teuer

Manche Wiener Bezirke gehören zu den teuersten Wohngegenden Österreichs
Manche Wiener Bezirke gehören zu den teuersten Wohngegenden ÖsterreichsDie Presse/Clemens Fabry
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Die Zahl der verkauften Immobilien und Baugrundstücke ging zwischen 2021 und 2023 um 35 Prozent zurück. Dennoch legten die Preise für Immobilien zu.

Wien. „Prognosen“, soll Mark Twain gesagt haben, „sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Das zeigt sich wieder einmal bei der Entwicklung der Immobilienpreise. Einige Experten hatten mit einem massiven Preisrückgang unter anderem wegen der verschärften Kreditbedingungen gerechnet. Das Gegenteil war laut dem aktuellen Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer im vergangenen Jahr der Fall.

Der Kaufpreis für Wohnungen im österreichischen Durchschnitt legte 2023 um fast vier Prozent im Vergleich zu 2022 zu. Für den Quadratmeter bezahlte man 3454,75 Euro. Bei Reihenhäusern stieg der Preis um ein Prozent (2108,05 Euro pro Quadratmeter), für einen Quadratmeter eines Einfamilienhauses bezahlte man im vergangenen Jahr in Österreich durchschnittlich 2384,61 Euro (plus 2,57 Prozent), Baugrundstücke für Wohnimmobilien wurden im Schnitt um 431,14 Euro pro Quadratmeter verkauft (eine Preissteigerung um 5,93 Prozent).

Moderate Steigerungsraten

„Unsere bisherigen Prognosen haben sich auch auf dem realen Markt bestätigt; dass nichts billiger wird, dass aber auch nichts exorbitant teurer wird“, erklärte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer, bei der Präsentation des Immobilienpreisspiegels am Mittwoch.

Die Steigerungsraten fielen im vergangenen Jahr insgesamt zwar deutlich moderater aus als in den Jahren davor. Das sind erfreuliche Nachrichten für alle hoffnungsvollen Immobilienkäufer. Die Preise sind aber – das sind die weniger erfreulichen Nachrichten für alle hoffnungsvollen Immobilienkäufer - weiterhin so hoch, dass sich viele Menschen kein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung leisten können.

Eine Analyse der Bank Austria zeigte erst kürzlich, dass sich die Leistbarkeit von Wohnraum seit 2004 beinahe halbiert hat. Vor 20 Jahren konnte man sich um ein durchschnittliches Jahresnettoeinkommen noch 14 Quadratmeter kaufen, 2023 reichte das Einkommen nur noch zur Finanzierung von 7,5 Quadratmetern.

Im Immobilienpreisspiegel schlug sich das bei der Anzahl der Transaktionen nieder. 2023 wurden 82.000 Wohnungen, Häuser und Baugründe gehandelt – ein Rückgang um 35 Prozent seit dem Jahr 2021.

Im Gegensatz zu Österreich gehen in Deutschland die Immobilienpreise deutlich nach unten. Immobilien verbilligten sich laut Zahlen des Statistischen Bundesamts 2023 im Schnitt um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2022. „Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 und der erste Rückgang seit dem Jahr 2007“, hieß es in einer Aussendung.

In Österreich sieht Gollenz gesunkene Immobilienpreise nur „in einigen wenigen Bezirken mit starken Abwanderungstendenzen“. Sie seien die Ausnahme, die die Regel bestätigten. Und die lautet: „Der Immobilienerwerb in Österreich ist nach wie vor gefragt. Die Immobilienpreise sind nicht gesunken und werden das wohl auch in absehbarer Zeit nicht tun.“

Im Gegenteil. Durch den „dramatischen Rückgang“ am Immobilienmarkt in den Bereichen Neubau und Sanierung verknappe sich das Angebot zusehends. Folglich dürften die Kaufpreise wieder massiv anziehen, erwartet die Wirtschaftskammer. Freilich: Das Kreditvolumen der heimischen Banken für den Kauf von Wohnungen im Neubaubereich ging im vergangenen Jahr laut Gollenz um „bis zu 80 Prozent“ zurück.

Die Mieten entwickelten sich In Österreich im vergangenen Jahr ebenfalls nach oben, die Erhöhungen blieben jedoch deutlich unter der Teuerungsrate. Für neuwertige Wohnungen ohne Mietzinsobergrenze gemäß Mietrechtsgesetz bezahlte man im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent mehr als noch 2022, im Schnitt neun Euro pro Quadratmeter (ohne Betriebskosten).

Hohe Mieten in Berlin

In Wien sieht es etwas anders aus: Hier lag der Preisanstieg bei nicht preisgeregelten Mietwohnungen bei 2,69 Prozent, pro Quadratmeter bezahlte man in der Bundeshauptstadt 11,20 Euro. Laut Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien in der Wiener Wirtschaftskammer, wohnen freilich 80 Prozent der Mieter in Wien in preisregulierten, also günstigeren Wohnungen.

Im Vergleich sind in Berlin die Mietpreise 2023 zumindest laut den Inseraten auf Wohnplattformen massiv gestiegen. Pro Quadratmeter wurde in der deutschen Bundeshauptstadt im vergangenen Jahr in den Inseraten über alle Marktsegmente hinweg eine Kaltmiete von durchschnittlich 13,60 Euro verlangt, wie aus dem aktuellen Wohnmarktreport Berlin hervorgeht, den die Bank Berlin Hyp und das Maklerhaus CBRE am Mittwoch vorgestellt haben. Das waren um 18,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. (red.)

Auf einen Blick

Die Steigerungsraten bei den Immobilienpreisen fielen im vergangenen Jahr deutlich moderater aus als noch in den Jahren zuvor. Die Preise für Wohnungen, Häuser und Baugrundstücke legten aber weiterhin zu und bleiben hoch. Die Anzahl der Transaktionen von Bauland, Wohnungen und Häusern sank seit 2021 von einst etwa 127.000 um 35 Prozent auf etwa 82.000.

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