„Presse“-Recherche

Wer unseren Strom heimlich teurer macht

Für grüne Kraftwerksbetreiber und Industriebetriebe kann es rasch teuer werden, wenn sie plötzlich mehr Strom liefern (oder verbrauchen) als geplant.
Für grüne Kraftwerksbetreiber und Industriebetriebe kann es rasch teuer werden, wenn sie plötzlich mehr Strom liefern (oder verbrauchen) als geplant. Imago / Dwi Anoraganingrum
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Liefern Wind und Sonne nicht exakt so viel Strom wie geplant, muss der Netzbetreiber handeln. Recherchen der „Presse“ zeigen, wie findige Anbieter das System für Notfallenergie ausnutzen und so die Kosten für alle in die Höhe schrauben.

Wien. Zu Ostern erzeugte das Land wieder einmal so viel grünen Strom, dass es nicht mehr wusste, wohin damit. 800 Megawatt an Windkraftanlagen mussten abgedreht werden, um das Netz nicht zu überlasten. Strom war de facto nichts mehr wert. Geld verdienen konnte man trotzdem – und das nicht zu knapp. Denn ein paar gewiefte Unternehmen kassieren genau in diesen Stunden groß ab – und verteuern so den Strom für alle.

Um das zu verstehen, ist ein kurzer Exkurs in den Strommarkt nötig: Anders als Schuhe und Smartphones kann Elektrizität nicht auf Halde produziert und abverkauft werden. Um Blackouts zu verhindern, muss in jeder Sekunde exakt so viel Strom erzeugt werden, wie verbraucht wird. Kraftwerksbetreiber und Industriebetriebe müssen daher im Voraus bekannt geben, wie viel Strom sie erzeugen bzw. konsumieren werden. Ändert sich kurzfristig etwas – etwa weil der Wind etwas kräftiger weht oder eine Maschine später angeworfen wird –, schlägt die Stunde des Übertragungsnetzbetreibers APG. Er muss auf dem Markt sogenannte Ausgleichs- oder Regelenergie erwerben. Er bezahlt also dafür, dass kurzfristig Strom erzeugt oder verbraucht wird, um das System zu stabilisieren. Jahrelang fielen diese Kosten kaum ins Gewicht. Doch seit Mitte 2022 sind die Preise für Sekundärregelenergie, die binnen weniger Minuten ins Netz eingespeist werden muss, in Österreich explodiert (siehe Grafik).

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