Iran/Israel

Explosionen in Isfahan: Internationale Warnungen vor einer Ausweitung der Konfrontation

Die Islamische Republik plant laut einem ranghohen offiziellen Vertreter zunächst keine Vergeltungsmaßnahmen. Im Bild eine Aufnahme aus Teheran vom Freitag.
Die Islamische Republik plant laut einem ranghohen offiziellen Vertreter zunächst keine Vergeltungsmaßnahmen. Im Bild eine Aufnahme aus Teheran vom Freitag.Fatemeh Bahrami/Anadolu via Getty Images
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Nahe der iranischen Metropole Isfahan kam es zu Explosionen. Der Iran will mehrere Drohnen „erfolgreich abgeschossen“ haben. Ein Vertreter spricht von möglicher Infiltration und spielt die Attacke herunter. Politiker rufen beide Seiten zur Mäßigung auf.

Nach Berichten über einen Angriff Israels auf den Iran plant die Islamische Republik laut einem ranghohen offiziellen Vertreter zunächst keine Vergeltungsmaßnahmen. Nach seiner Darstellung ist bislang nicht klar, wer hinter dem Vorfall steckt. „Die ausländische Quelle des Vorfalls wurde nicht bestätigt“, sagte der iranische Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe keinen „externen Angriff“ auf den Iran gegeben, fügte er hinzu. „Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff.“

Nach Aktivierung der Luftabwehr sollen keine Schäden entstanden sein. Der Lärm, der in der Nacht in der Stadt Isfahan zu hören gewesen sei, sei auf die Luftabwehr zurückzuführen, hieß es. Es habe sich nicht um eine breit angelegte Attacke gehandelt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna Freitagfrüh. Die USA seien nicht involviert gewesen, aber von Israel informiert worden, sagte ein Insider.

Am Himmel über der iranischen Provinz Isfahan wurden Staatsmedien zufolge mehrere kleine Flugobjekte beschossen. Zuvor war in der Nacht zu Freitag über eine Explosion nahe der gleichnamigen Millionenstadt Isfahan berichtet worden, die laut den Staatsmedien von der Luftabwehr ausgelöst wurde. In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Laut dem Rundfunk bestand für die dortigen Atomeinrichtungen keine Gefahr.

US-Medien berichten von Angriff Israels

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge soll Israel den Iran angegriffen haben. Die Sender ABC News, MSNBC und Fox News und andere Medien berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, Israel habe eine Militäroperation im Iran durchgeführt. Dies sei eine Reaktion auf die iranischen Luftangriffe auf Israel am Wochenende gewesen.

Mehrere US-Medien berichteten von einer oder mehreren israelischen Raketen, die ein Ziel im Iran angegriffen hätten. Das Pentagon bestätigte die Berichte nicht. Von iranischer Seite gab es zunächst keine direkten Schuldzuweisungen.

Fox News berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, es habe sich um einen „begrenzten Angriff“ gehandelt. Die USA seien nicht beteiligt gewesen und die Israelis hätten die US-Regierung vorab informiert. Am Donnerstag hatte es zwischen hochrangigen Vertretern der US-Regierung und der israelischen Seite eine Videokonferenz gegeben, in der nach Angaben des Weißen Hauses auch über den Iran gesprochen worden sei.

Angst vor Eskalation

Vertreter der internationalen Gemeinschaft riefen den Iran und Israel sowie deren Verbündete auf, eine Eskalation zu vermeiden. „Es ist absolut notwendig, dass die Region stabil bleibt und dass alle Seiten von weiteren Aktionen absehen“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einem Besuch in Finnland. Auch Deutschland, Frankreich und Österreich riefen zu Deeskalation auf. Die Arabischen Staaten zeigten sich besorgt.

„Alle müssen jetzt und in der nächsten Zeit dafür sorgen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation des Krieges kommt“, sagte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag auf einer SPD-Konferenz auf der Nordsee-Insel Norderney. Diese Position vertrete Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten. „Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass Frankreichs Position ist, alle Beteiligten zu Deeskalation und Zurückhaltung aufzurufen“, sagte der stellvertretende französische Außenminister Jean-Noel Barrot dem Sender Sud Radio. Der britische Premierminister Rishi Sunak erklärte, dass eine Eskalation im Nahen Osten in niemandes Interesse stünde.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) verwies im Interview mit „Deutschlandfunk“ darauf hin, dass noch viel im Unklaren liege. „Es muss allen klar sein: die Situation ist brandgefährlich. Jede weitere Eskalation könnte eine Kettenreaktion auslösen, die dann niemand mehr unter Kontrolle bringen könnte“, sagte Schallenberg am Freitag in der Früh. Dass Israel in der Lage war, die hunderten Geschoße aus dem Iran in der Nacht auf Sonntag abzufangen, bezeichnete Schallenberg als „große Leistung“.

Der Kreml forderte beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Das ägyptische Außenministerium zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die anhaltenden gegenseitigen Eskalationen zwischen Israel und dem Iran. Ägypten forderte beide Parteien auf, ein Höchstmaß an Zurückhaltung zu üben und das Völkerrecht einzuhalten, wie es in einer Erklärung des Ministeriums vom Freitag hieß. Das nordafrikanische Land wolle enger mit den betroffenen und einflussreichen Parteien in Kontakt treten, „um die anhaltende Spannung und Eskalation einzudämmen“, hieß es weiter.

Der Oman verurteilte den „israelischen Angriff auf den Iran“ und auch die wiederholten israelischen Angriffe in der Region, wie ein Sprecher des Außenministeriums erklärte. Das Land fordere die internationale Gemeinschaft dazu auf, den Ursachen des Konflikts mit Diplomatie entgegenzutreten. Der Fokus sollte dabei auf den Bemühungen zu einer Waffenruhe im Gaza-Krieg liegen, um eine „gerechte und dauerhafte Lösung“ zu erzielen.

IAEA: Keine iranischen Atomanlagen beschädigt

In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt. Laut dem Rundfunk bestand für die dortigen Atomeinrichtungen keine Gefahr. So wie auch viele westliche Länder befürchtet Israel, dass der Iran Nukleartechnologie unter dem Deckmantel von Forschung und Stromerzeugung nützen könnte, um Atomwaffen herzustellen.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) bestätigte am Freitag, dass keine iranischen Atomanlagen beschädigt worden seien. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin „alle zu äußerster Zurückhaltung auf“, hieß es in einer Stellungnahme auf X (vormals Twitter). Nukleare Anlagen sollten nie Ziele in militärischen Konflikten sein, betonte er.

Iranischer Angriff in Nacht auf Sonntag

Der Iran hatte in der Nacht auf Sonntag Israel mit Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Hintergrund war ein mutmaßlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Israel hatte angekündigt, auf den iranischen Angriff reagieren zu wollen.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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