Bilanz

Raiffeisen Oberösterreich verdoppelt den Gewinn

Heinrich Schaller, Boss der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, rüstet die Bank gegen schwaches wirtschaftliches Umfeld.
Heinrich Schaller, Boss der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, rüstet die Bank gegen schwaches wirtschaftliches Umfeld. Clemens Fabry
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Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich verbuchte nach Steuern einen Überschuss von 608,3 Mio. Euro. Aber auch der Risikopuffer wurde mehr als verdoppelt.

Linz/Wien. „Wir wollen in allen Bereichen wachsen“, sagte der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ), Heinrich Schaller, am Freitag bei der Vorstellung der Bilanz 2023. Die größte Landesbank der Raiffeisenfamilie (Bilanzsumme: 47,8 Mrd. Euro) hat mit 608,3 Millionen Euro ihren Jahresüberschuss nach Steuern mehr als verdoppelt.

Auch das Betriebsergebnis stieg um rund 464 Mio. Euro auf 882,6 Millionen Euro. Grund dafür dürften nach jahrelanger Durststrecke für die Banken im Niedrigzinsumfeld die zuletzt gestiegenen Zinsen sein. Der Zinsüberschuss wuchs kräftig um 34,2 Prozent auf 648,7 Millionen Euro.

Verhandlungen für Lamarr laufen

Hingegen schwächte sich das Provisionsgeschäft um 8,7 Prozent ab. Das sei überwiegend auf die Schwäche bei Immobilienkrediten zurückzuführen, sagte Schaller. Er rechnet in ein paar Monaten wieder mit einem „starken Anstieg“ beim privaten Wohnbau und der damit verbundenen Kreditvergabe, da die Europäische Zentralbank für Juni eine Zinssenkung angedeutet hat und Immobilienfinanzierungen somit wieder günstiger werden würden. Die Immobilienbranche litt unter den plötzlich schnell ansteigenden Zinsen. Das brachte nicht nur den privaten Wohnbau zum Erliegen, sondern auch große Entwickler in Schieflage.

Die RLB OÖ gehörte zu den Kreditgebern des Signa-Konzerns und steht bei dem im Bau befindlichen Wiener Luxuskaufhaus Lamarr im Grundbuch. Wie es mit dem Objekt weitergeht, ließ Schaller weitgehend offen. „Die Verhandlungen laufen“, sagte der 64-Jährige.

Risikopuffer für potenzielle Ausfälle

Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Bank ihr Risikopuffer mehr als verdoppelt. So wurden die Risikovorsorgen für potenzielle Ausfälle bei Krediten um 141,4 Millionen Euro auf 233,5 Millionen Euro erhöht. Man muss gegen „Rückschläge gewappnet“ sein, sagte Schaller und verwies auf die derzeitige Wirtschaftsflaute. So haben die faulen Kredite (NPL Ratio) im Portfolio 2023 von 1,52 Prozent auf 3,9 Prozent zugelegt. Banken seien die am strengsten regulierte Branche. „Kapital ist das wichtigste Gut für einen Markt.“

Die RLB OÖ ist an bedeutenden Unternehmen beteiligt. Unter anderem haben Industriekonzerne wie Voestalpine und Amag sowie das Geldhaus Hypo Oberösterreich 439,1 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen.

Keine weitere Wertberichtigung für RBI

Allein 9,51 Prozent halten die Oberösterreicher an der Raiffeisen Bank International (RBI), und Schaller sitzt dort auch im Aufsichtsrat. Erst in der vergangenen Woche schüttete die RBI eine Dividende von 1,23 Euro je Aktie aus. Seitdem Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert ist, baut die Moskauer RBI-Tochter ihr Geschäft zurück. Vor dem Krieg flossen dort kräftige Gewinne, von denen auch die Landesbanken über ihre Beteiligungen profitierten. Im Jahr 2022 nahm die Landesbank kräftige Wertberichtigungen für RBI vor, die sie ein Jahr später teilweise wieder zurücknahm. Dabei bleibe es auch, sagte Schaller auf zukünftige Abschreibungen angesprochen. „Selbst wenn die Russlandtochter wertlos ausgebucht werden würde, hätte das keinen Einfluss auf uns“, konstatierte Schaller, der der RLB OÖ seit 2012 vorsteht. „Die RBI besteht nicht nur aus Russland. Auch die anderen Netzwerkbanken sorgen für ein gutes Geschäft.“

Die gesamte Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich ist neben der RBI der einzige Raiffeisensektor der bedeutend genug ist, um direkt von der EZB beaufsichtigt zu werden. Die harte Kernkapitalquote (CET 1 Ratio) für die Gruppe liegt bei 16,6 Prozent. Dass die EU am Donnerstag für gravierende Änderungen bei der Einlagensicherung die Weichen gestellt hat, sieht Schaller „sehr kritisch“. Er zeigte kein Verständnis dafür, dass eine europäische Abwicklungsbehörde eine kritische Masse der nationalen Spareinlagen für einen europäischen Fall in Anspruch nimmt.

Zur Person

Heinrich Schaller begann seine Banklaufbahn 1987 bei der Raiffeisen-Zentralbank. Von 2000 bis 2006 war der Jurist als Stellvertreter des Vorstandsdirektors bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich tätig. Ab 2006 führte der 64-Jährige den Vorstand der Wiener Börse. 2012 wurde Schaller Vorstandschef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

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