Litauen/Polen

Drei Verdächtige des Überfalls auf Kremlkritiker Wolkow in Haft

Leonid Wolkow (Vordergrund) vor einer Aufnahme mit seinem im März in sibirischer Haft verstorbenen Mitstreiter Alexei Navalny.
Leonid Wolkow (Vordergrund) vor einer Aufnahme mit seinem im März in sibirischer Haft verstorbenen Mitstreiter Alexei Navalny.APA / AFP / Frederick Florin
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Der Russe Leonid Wolkow war vor einem Monat von Unbekannten in seinem Exil in Litauen überfallen und schwer verprügelt worden. Mittlerweile wurden im Nachbarland Polen drei Tatverdächtige festgenommen.

Vilnius/Moskau. Gut einen Monat nach dem brutalen Angriff auf den russischen Kreml-Kritiker Leonid Wolkow in Litauen sind zwei Verdächtige in Polen festgenommen worden. Nach Angaben der litauischen Staatsanwaltschaft wurden sie bereits am 3. April in Warschau verhaftet. Sie könnten nun nach Abschluss der weiteren Verfahrensschritte im Mai an Litauen übergeben werden, teilte die Regionalstaatsanwaltschaft Vilnius am Freitag dem litauischen Rundfunk zufolge mit.

Wenig später hieß es wiederum aus Polen, dass man dort in diesem Zusammenhang auch einen Mann aus Belarus festgenommen habe. Er habe die zwei Polen im Auftrag russischer Sicherheitsdienste für den Angriff angeheuert.

Der im Exil in Litauen lebende Wolkow (43) war am 12. März am Abend vor seinem Haus in Vilnius überfallen und verletzt worden, als er in einem Auto im Hof ​​seines Hauses ankam. Die Angreifer gingen unter anderem mit Tränengas und einem Hammer auf ihn los, er erlitt auch Knochenbrüche. Der enge Vertraute des am 16. Februar in einem sibirischen Straflager gestorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny musste nach der Attacke medizinisch behandelt werden. Die Hintergründe der Tat, die kurz vor der Präsidentenwahl in Russland erfolgt war, sind bisher noch unklar.

Zwei polnische Bürger

Bei den beiden Verdächtigen handelt es sich nach Angaben der Regionalstaatsanwaltschaft Vilnius um zwei polnische Staatsbürger. „Diese Personen sind den polnischen Strafverfolgungsbehörden bekannt. Dies ist alles, was wir im Moment sagen können“, sagte der stellvertretende Leiter der litauischen Kriminalpolizei, Saulius Briginas. Demnach seien im Zuge der gemeinsam mit den polnischen Behörden erfolgten Ermittlungen fünf Durchsuchungen durchgeführt worden.

Bild vom Tatort in Vilnius am Tag nach dem nächtlichen Überfall auf Wolkow.
Bild vom Tatort in Vilnius am Tag nach dem nächtlichen Überfall auf Wolkow.APA / AFP / Petras Malukas

Von polnischer Seite wurde die zuerst vom litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda bekannt gegebene Festnahme von zwei nicht näher beschriebenen Personen bestätigt. Gegen beide habe ein europäischer Haftbefehl vorgelegen, teilte das zentrale Ermittlungsbüro der polnischen Polizei auf X mit. Die Verdächtigen seien zur Bezirksstaatsanwaltschaft Warschau-Praga gebracht worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte der Nachrichtenagentur PAP, dass am 4. April ein Gericht die Zustimmung zur Vollstreckung des europäischen Haftbefehls und zur vorübergehenden Verhaftung der zwei Personen erteilt habe.

Am Freitagnachmittag ergänzte dann Polens Premierminister, Donald Tusk, dass auch besagter Belarusse festgenommen worden sei, als unmittelbarer Rekrutierer der beiden Polen für den Anschlag auf Wolkow. Tusk behauptete sogar auf X, dass die Angreifer Wolkow hätten töten sollen.

„Banditengruß“ von Putin

Nach Angaben der Regionalstaatsanwaltschaft Vilnius werde in alle Richtungen ermittelt. Es gebe aber Hinweise darauf, dass Wolkow „wegen seiner politischen Aktivitäten und Ansichten“ angegriffen worden sei. Der Oppositionelle hatte Russlands Präsidenten, Wladimir Putin, dafür verantwortlich gemacht. Der Angriff sei ein „typischer Banditengruß“ von dessen Handlangern gewesen, sagte er damals nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus.

Wolkow begrüßte den Ermittlungserfolg der Behörden. „Ich habe gesehen, wie energisch und beharrlich die litauische Polizei im vergangenen Monat an diesem Fall gearbeitet hat, und ich bin sehr froh, dass diese Arbeit erfolgreich war“, schrieb er auf Telegram. „Nun, wir werden die Details bald erfahren. Ich kann es kaum abwarten.“ (APA/DPA)

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