Europäische Impfwoche

Gesünder alt werden: Warum Impfungen so wichtig sind

Das Potenzial von Impfprogrammen für alle Altersgruppen ist nicht ausgeschöpft, sagt der Verband der Impfstoffhersteller.
Das Potenzial von Impfprogrammen für alle Altersgruppen ist nicht ausgeschöpft, sagt der Verband der Impfstoffhersteller.Reuters/Emily Elconin
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Impfungen verhindern schwere Krankheitsverläufe und reduzieren die Sterblichkeit. Davon profitiert das Individuum ebenso wie die Gemeinschaft.

Zu den unbestrittenen Tatsachen in der Medizin gehört, dass Impfungen maßgeblich zu einem längeren und gesünderen Leben beitragen. Auf die Bedeutung dieser präventiven Maßnahme, um Krankheiten auszurotten und die Sterblichkeit in der Bevölkerung zu verringern, wird bei jeder Gelegenheit hingewiesen – ganz besonders während der europäischen Impfwoche vom 21. bis 27. April.

Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) nimmt diese Woche aber auch zum Anlass, um zu bekräftigen, dass das Potenzial von Impfprogrammen bei Weitem nicht ausgeschöpft ist und der Effekt deutlich größer sein könnte, wenn noch mehr Menschen die für sie empfohlenen Impfungen in Anspruch nehmen würden. Wenn es also ein umfassendes Konzept gäbe, um alle Altersgruppen noch treffsicherer zu erreichen und über die Vorteile (und natürlich Risiken) von Impfungen aufzuklären, würden dem ÖVIH zufolge nicht nur die geimpften Personen selbst profitieren, sondern auch die Volkswirtschaft sowie die gesamte Gesellschaft.

Zahl der gesunden Jahre

„Auch wenn die Lebenserwartung in Österreich relativ hoch ist, liegt die Anzahl der gesunden Lebensjahre nur im Durchschnitt und ist im europäischen Vergleich sogar eher schlecht“, sagt ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel. Ein Umstand, der durch Impfungen verändert werden könnte. „Nehmen wir das Beispiel der Infektionen der unteren Atemwege. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehören diese Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Außerdem können sie auch indirekt zu einer nachfolgenden Sterblichkeit beitragen, indem sie das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen. Wären mehr Menschen gegen Covid-19, Influenza, Pneumokokken und RSV geimpft, könnte das die Sterblichkeitsrate senken.“

Darüber hinaus wirken sich Impfungen auch auf die Krankheitslast aus, die Betroffenen haben also häufiger einen milderen Verlauf. Impfungen haben somit mit hoher Wahrscheinlichkeit einen positiven Einfluss auf die gesunden Lebensjahre. Nicht zuletzt würden auch das ohnehin schon stark belastete Gesundheitssystem und die Volkswirtschaft durch geringere Behandlungskosten und geringere Arbeitsausfälle profitieren.

Maßnahmen gefordert

Vor diesem Hintergrund veröffentlicht der ÖVIH einen regelmäßig aktualisierten Plan, wie noch mehr Menschen über verfügbare Impfstoffe informiert werden könnten. Die Hauptgründe für die Impfnachlässigkeit in Österreich sind nämlich Unwissenheit, Nachlässigkeit, Selbstzufriedenheit, der schwierige Zugang zu Impfstoffen und mangelndes Vertrauen, vehemente Impfskepsis spielt eine eher geringe Rolle. „Um ein breites Impfkonzept für alle Österreicher zu etablieren, muss Impfen auf die gesundheitspolitische Agenda“, sagt Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. „Außerdem muss es nationale Impfziele zu den im österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen geben, die regelmäßig evaluiert werden.“

Nicht zuletzt brauche es einen noch niederschwelligeren Zugang zu Impfungen für Kinder und für Erwachsene – inklusive öffentlicher Aufklärungskampagnen in Kooperation mit Ärzten und Apothekern. Haslinger: „Impfungen sind nicht nur für Kinder wichtig, sondern für Menschen jeden Alters. Nicht ohne Grund sprechen alle relevanten Institutionen von WHO bis EU mittlerweile von der ‚life course immunization‘, also dem lebenslangen Impfen.“

Gar nicht oft genug könne zudem hervorgehoben werden, dass Impfungen in vielen Fällen nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch ihr Umfeld schützen. Krankheiten wie Influenza, Pneumokokken, Keuchhusten und RSV würden besonders häufig von Kindern auf ihre Großeltern übertragen, die ein größeres Risiko für einen schweren Verlauf haben. Eine rechtzeitige Impfung beider Altersgruppen kann diesen Kreislauf unterbrechen und Erkrankungen verhindern oder zumindest das Risiko für schwere Verläufe reduzieren.

Immungeschwächte Personen

Ganz besonders wichtig sind Impfungen auch für jene Menschen, die sich nicht selbst impfen lassen können oder bei denen die Impfungen nicht ihre volle Wirkung erzielen. Das sind zum Beispiel Menschen, deren Immunsystem durch Krankheiten wie etwa Krebs geschwächt ist. Sie können letztlich nur dadurch geschützt werden, dass möglichst viele Personen in ihrem direkten Umfeld geimpft sind. Dadurch entsteht nicht bei allen, aber bei vielen Krankheiten ein sogenannter Gemeinschaftsschutz (Herdenimmunität), der auch die nicht impfbaren Personen miteinschließt.

Bei Impfungen wie jener gegen FSME, bei denen es keinen Gemeinschaftsschutz geben kann, weil die Übertragung direkt von den Zecken auf die Menschen erfolgt, ist jeder auf sich gestellt. Hier fordert der ÖVIH regelmäßige Erinnerungen an die Auffrischungen über den elektronischen Impfpass. Auch bei Covid-19 kann eine Herdenimmunität nicht erreicht werden, weil die Impfung (und auch Infektion) keine sogenannte sterile Immunität hinterlässt – auch geimpfte Personen können sich also infizieren und andere anstecken.

„Impfungen sind jedenfalls eine Investition in die Zukunft“, sagt Gallo-Daniel. „Sie tragen zur Gesunderhaltung der Bevölkerung, zur Steigerung der Lebensqualität und zur Stärkung der Volkswirtschaft bei. Ein Impfkonzept für alle Altersgruppen ist daher dringend erforderlich.“

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