Leitartikel

Zentralmatura: Ohne Autonomie kann es keine Exzellenz geben

Mit Deutsch startete am Donnerstag die heurige Zentralmatura.
Mit Deutsch startete am Donnerstag die heurige Zentralmatura. APA / Georg Hochmuth
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Zehn Jahre nach ihrer Einführung spricht immer noch viel dafür, an der Zentralmatura festzuhalten. Reformen brauchte aber nicht nur sie.

41.000 junge Menschen biegen soeben in die Zielgerade ihrer Schulzeit ein: Für sie startete am Donnerstag die Zentralmatura, die heuer ihr zehnjähriges Jubiläum feiert – trotz wiederkehrender Kritik. Vor allem die enormen Schwankungen bei den Ergebnissen der AHS-Mathematikmatura ließen immer wieder an ihrer Sinnhaftigkeit zweifeln. Lehrkräfte wiederum klagten über den hohen Vorbereitungsaufwand, der ihren Handlungsspielraum gleichzeitig einschränkte. Doch ihre Vorteile haben sich allmählich herauskristallisiert. Die Forderung der Wiener SPÖ, die Matura generell abzuschaffen, ist also keine gute Idee. Denn die Reifeprüfung ist aus mehreren Gründen sinnvoll: weil sie jungen Erwachsenen die Chance bietet, ein erstes Mal unter dem enormen Stress und Druck einer großen Prüfung zu bestehen. Im späteren Studium werden sie öfter damit konfrontiert werden. Der symbolische Charakter der bestandenen Reifeprüfung ist ebenso nicht zu unterschätzen. Den meisten bleibt er ein Leben lang in Erinnerung.

Die Zentralmatura ermöglicht außerdem Vergleichbarkeit und eine transparentere Benotung. Was ihr aber derzeit fehlt, ist die Möglichkeit, flexibler entscheiden zu können, in welchen Fächern maturiert werden soll. Eine modulare Oberstufe mit echter Wahlfreiheit für die Schülerinnen und Schüler – in Frankreich wurde sie schon umgesetzt, in Österreich in Schulversuchen bereits ausprobiert – könnte verhindern, dass das zentralistische System das Niveau sukzessive nach unten zieht. Wer Exzellenz will, muss Schülern mehr Autonomie zugestehen. Dass sie jene Fächer belegen dürfen, in denen sie sich entfalten wollen und können. Denn dass sie auch in anderen Fächern ein gewisses Maß an Wissen angehäuft haben, beweisen sie damit, dass sie es bis zum Ende der zwölften oder dreizehnten Schulstufe geschafft haben.

Der heurige Jahrgang steht zeitgleich vor dem sehr wahrscheinlichen Ende der ÖVP-Ära im Bildungsressort. Nach der Wahl im Herbst wird die ÖVP wohl das Ressort abgeben, sollte sie nicht mit der FPÖ regieren. In einer Dreierkoalition würden die jeweils beiden anderen Juniorpartner auf das Bildungsressort pochen. Und die müssten dann etwaige Reformen angehen. Für viele wäre das ein Grund zum Aufatmen. Denn der Reform­stau im Bildungsbereich ist besorgniserregend.

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