Autoindustrie

China denkt über höhere Zölle für westliche Autos nach

BMW wäre von höheren Zöllen aus China betroffen.
BMW wäre von höheren Zöllen aus China betroffen. APA/AFP/Alexandra Beier
  • Drucken

Die USA haben E-Autos aus China mit höheren Zöllen belegt, auch die EU prüft. Das will China nicht hinnehmen.

Nachdem die USA die Zölle auf den Import chinesischer Elektroautos jüngst vervierfacht haben, dürfte China nun zum Gegenschlag ausholen. Wie die chinesische Handelskammer die EU wissen ließ, seien künftig Abgaben von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge mit starken Motoren aus der EU und den USA möglich. Dass China die Maßnahmen aus den USA nicht unbeantwortet lassen würde, hatte Peking bereits vor einigen Wochen durchklingen lassen. Die Aktien europäischer Autohersteller reagierten unmittelbar: Die Papiere von Porsche verloren über drei Prozent, Mercedes Benz gab um zwei Prozent, BMW um 1,5 Prozent und Volkswagen um ein Prozent nach.

Die Handelskammer verwies auf ein Interview, das in der chinesischen Zeitung „Global Times“ veröffentlicht wurde. Darin sprach sich Liu Bin vom China Automotive Technology & Research Center für eine vorübergehende Erhöhung der Zölle auf importierte Autos aus, die über Motoren mit mehr als 2,5 Litern Hubraum verfügen. Derzeit beträgt der Zoll für die Einfuhr von Pkw aus Europa 15 Prozent. Die Regeln der Welthandelsorganisation würden es laut Liu aber sogar erlauben, in Summe 25 Prozent auf jedes Fahrzeug draufzuschlagen. Liu zufolge importierte China im vergangenen Jahr 250.000 Autos aus dieser Fahrzeugklasse.

EU prüft auch Zölle

Deutsche Autobauer wären von dem Vorgehen Chinas besonders betroffen, da sie SUVs und Limousinen nach China verkaufen. BMW könnte es etwa mit seinem Geländewagen X7 erwischen, das Auto wird in den USA erzeugt, adressiert aber in erster Linie US-Verbraucher und solche aus China. „Dieser Schritt Chinas ist ganz klar ein Warnschuss: Sollte die EU Maßnahmen ergreifen, muss sie mit einer ähnlichen Reaktion Chinas auf EU-Autoexporte rechnen“, so Stuart Cole, Ökonom bei Equiti Capital.

Nicht nur die USA wollen es den Chinesen mit dem Import von E-Autos schwerer machen, auch die EU-Kommission prüft derzeit Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektroautos, die Abgaben könnten ab Juli verhängt werden. Autohersteller wie BMW haben bereits davor gewarnt, solche Zölle einzuheben. Auch der Außenhandelsverband BGA mahnte die EU, das Vorgehen der USA nicht nachzuahmen, da vor allem die deutsche Automobilindustrie darunter leiden würde.

Warnungen von allen Seiten

Es gebe kein einziges Auto in der EU ohne Teile aus China, und auch deutsche Hersteller importierten ihre Elektromodelle aus China, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wir würden uns also ins eigene Fleisch schneiden. Wir müssen den Wettbewerb annehmen.“ Die EU selbst exportierte dem Branchenverband ACEA zufolge 2022 rund 391.000 Autos nach China.

Auch Stellantis-Chef Carlos Tavares sprach sich am Mittwoch klar gegen Zusatzzölle auf chinesische E-Autos aus. Zölle seien eine „gewaltige Falle“ für die Länder, die sie verhängten, und trieben vor allem die Inflation nach oben. „Wir haben keine andere Wahl als zu kämpfen und uns dem Wettbewerb zu stellen“, so Tavares.

China exportierte im Vorjahr 1,55 Millionen Elektroautos, 40 Prozent davon nur nach Europa. Chinas E-Autos spielen für den US-Markt hingegen eine untergeordnete Rolle. „Die neuen US-Zölle gegen China sind wohl vor allem innenpolitisch motiviert“, sagte jüngst Julian Hinz vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Das Bedenkliche daran sei aber, dass sie eine für Deutschland und die EU sehr unvorteilhafte Spirale an Reaktionen und Gegenreaktionen hervorrufen könnten. Das dürfte nun der Fall sein. (ag./nst)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.