Industrie

IV-Präsident Knill: „Made in Austria können sich viele Kunden nicht mehr leisten“

IV-Präsident Georg Knill.
IV-Präsident Georg Knill.Clemens Fabry
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Heimische Industrieprodukte werden im internationalen Vergleich wegen hoher KV-Abschlüsse und hoher Energiekosten teurer. IV-Präsident Georg Knill warnt vor dem „Schreckgespenst“ Deindustrialisierung.

Die Unternehmensvertreter, speziell jene der Industrie, warnen erneut von einer Schwächung des österreichischen Standorts und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Das betonte am Mittwoch einmal mehr der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, vor Journalistinnen und Journalisten.

„Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht mehr“, sagte Knill, der selbst Hälfte-Eigentümer der steirischen Knill-Gruppe ist. „Wir sind an einem Kipppunkt angelangt, an dem sich viele Kunden Made in Austria nicht mehr leisten wollen oder können.“ Hohe Lohn- und Gehaltsabschlüsse der vergangenen Herbstlohnrunde und hohe Energiekosten haben die Produkte verteuert. Hinzu kommen die aus seiner Sicht viel zu hohen Lohnnebenkosten. „Wir sind Steuern- und Abgabenmeister im Vergleich mit Europa. Wir sollten woanders an der Spitze sein.“ Eine Senkung der Lohnnebenkosten fordert der Interessenvertreter schon seit Längerem.

„Schreckgespenst“ Deindustrialisierung

Schon jetzt sehe er eine schleichende Abwanderung einiger Unternehmen. „Das Schreckgespenst heißt Deindustrialisierung, und das bedeutet Wohlstandsverlust.“ Und sind die Unternehmen erst woanders, koste das unweigerlich auch Arbeitsplätze. „Es gibt viele kleine Stellschrauben, an denen dringend gedreht werden muss“, plädiert Knill. Ein Unternehmer könne nicht einfach warten, bis das Umfeld besser wird. Es müsse gehandelt werden.

„Sozialpartner sollen sich schon jetzt auf Herbstlohnrunde vorbereiten“

Was die Industrie im zweiten Jahr der Rezession belaste, sind die Arbeits- und Lohnstückkosten, die in Österreich besonders hoch sind. Vor allem für exportierende Unternehmen, die oft zum größten Teil ins Ausland verkaufen und dem internationalen Wettbewerb besonders ausgesetzt sind. Sein Vorschlag: Die Sozialpartner sollten sich bereits jetzt zusammensetzen und über die kommende Herbstlohnrunde sprechen. „Während der Verhandlungen hieß es, dass man die Spielregeln nicht ändern kann. Aber jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, die Regeln zu adaptieren.“

Knill plädiert weiterhin für 41-Stunden-Woche

An der zuletzt heftig diskutierten Idee einer 41-Stunden-Woche hält Knill fest. Dies sei „bewusst ein Kontrapunkt“ gewesen, um der SPÖ mit ihrer Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung zu antworten. Eine Steigerung der täglichen Arbeitszeit um je 15 Minuten am Vormittag und 15 Minuten am Nachmittag würde einen deutlichen positiven Effekt für das Sozialsystem und den Wohlstand des Landes bringen.

Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,2 Prozent steigen, zitiert Knill. Bisher steht noch keine Partei hinter seiner Forderung.

Außerdem, auch das fordern die Industrievertreter schon länger, müsse sich Mehrarbeit und bis in ein höheres Alter zu arbeiten lohnen. Und es brauche einen steuerlichen Freibetrag für einen Wechsel von der Teilzeit- in die Vollzeitbeschäftigung in der Höhe von 4500 bis 5000 Euro, heißt es.

Um die Lohnnebenkosten zu senken, sieht Knill viele Varianten. Eine Stellschraube wäre der Arbeitslosenversicherungsbeitrag, der mit 5,9 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland sei, oder eine Senkung des Beitrages zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF), der vonseiten der Unternehmen 3,7 Prozent betrage, konkretisiert er. (red.)

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