Gabriele Hasmann in der Frauengasse. Im Hintergrund rechts der Sportplatz, auf dem einst das Brauhaus Hernals stand.
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Wien 17, Frauengasse: „Der Fall ist seit 150 Jahren ungelöst“

Was macht True-Crime-Autorin Gabriele Hasmann in der Frauengasse in Hernals? Richtig, sie spürt einem historischen Fall nach. Und das ist nur eine der großen Geschichten der kleinen Gasse.

Wien 1874: Raubmorde erschüttern die Stadt. Der dritte in Serie wird am 25. Mai in der Frauengasse Nummer 7 begangen. Die Dienstmagd Wilhelmine Langhammer, die vermutlich den Räuber in flagranti überraschte, wird mit einer Axt niedergeschlagen. „Der Hieb ließ keinen Funken von Leben in dem Opfer der Habsucht“, schrieb das „Illustrierte Wiener Extrablatt“. Auf den Tag genau 150 Jahre ist das her, und laut dem Leiter des Wiener Kriminalmuseums, Harald Seyrl, „ist der Fall bis heute ungelöst“. Die Medien berichteten noch Jahrzehnte über die Tat.

Blick in die Fraurngasse. Ganz links im Bild stand einst das Haus Nummer 7, in dem Wilhelmine Langhammer am 25. Mai. 1874 Opfer eines Raubmordes wurde.
Blick in die Fraurngasse. Ganz links im Bild stand einst das Haus Nummer 7, in dem Wilhelmine Langhammer am 25. Mai. 1874 Opfer eines Raubmordes wurde. Christopher Dickie

Der Tatort, ein schmales Barockhäuschen, ist längst einem neuen Wohnhaus (Nummer 9-11) gewichen. Doch das ehemalige Gasthaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in dem laut Presse „zur Tatzeit munter gezechet wurde“, steht noch in einer Biedermeier-Häuserzeile. Gabriele Hasmanns Blick fällt beim Lokalaugenschein sofort auf das historische grüne Tor der Nummer 8. Nach zahlreichen Büchern über Spuk und Verbrechen werkt die Autorin nämlich an einem Band über Wiener Türen und Tore. In Arbeit ist aber auch die nächste kriminalistische Publikation: „,111 Verbrechen in Österreich‘, so der Arbeitstitel“, verrät sie. Der Fall Frauengasse könnte also dabei sein. „So verabscheuungswürdig die Taten sind, sie beschäftigen uns, auch die Orte beschäftigen uns.“ In der Frauengasse erinnert nichts mehr an den Fall, keine Tafel, kein Gedenkstein. „Aber so ein Ereignis fließt immer in die Geschichte eines Ortes ein“, ist Hasmann überzeugt.

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