Kriegsrhetorik

„Warschau wird nicht ausgelassen“: Medwedew droht Polen mit „radioaktiver Asche“

Archivbild von einem Treffen am 22. Mai in Weimar, von links: Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné, die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock und Polens Außenminister Radosław Sikorski.
Archivbild von einem Treffen am 22. Mai in Weimar, von links: Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné, die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock und Polens Außenminister Radosław Sikorski.APA / AFP / Ronny Hartmann
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Der polnische Außenminister mutmaßte in einem Interview über eine mögliche US-Antwort auf einen russischen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine. Russland reagiert mit gewohnt brachialer Rhetorik durch Ex-Präsident Dmitri Medwedew.

Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew hat Polen nach Äußerungen von Außenminister Radosław Sikorski mit „radioaktiver Asche“ gedroht. Der Pole Sikorski hatte mit der britischen Zeitung „The Guardian“ darüber gesprochen, wie die USA mutmaßlich auf einen russischen Atomwaffeneinsatz gegen die Ukraine reagieren würden.

„Die Amerikaner haben den Russen gesagt, wenn ihr eine Atombombe zündet, selbst wenn sie niemanden tötet, werden wir alle eure Ziele in der Ukraine mit konventionellen Waffen treffen, wir werden sie alle vernichten“, sagte Sikorski dem Blatt. Polen ist einer der stärksten Unterstützer der Ukraine.

Konflikt um Stationierung von US-Atomwaffen

Die USA hätten nichts dergleichen gesagt, „weil sie vorsichtiger“ seien, schrieb Medwedew im sozialen Netzwerk X. „Wenn Amerikaner unsere Ziele treffen, bedeutet das einen Weltkrieg, und ein Außenminister, selbst eines Landes wie Polen, sollte das verstehen“, schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrats am Sonntag.

Der polnische Präsident Andrzej Duda habe um die Stationierung taktischer Atomwaffen aus den USA in Polen gebeten, behauptete er. „Warschau wird nicht ausgelassen und bekommt mit Sicherheit seinen Teil radioaktiver Asche ab. Ist es das, was ihr wollt?“, ergänzte Medwedew. Duda hatte im April gesagt, Polen sei bereit, Atomwaffen der Nato aufzunehmen als Gegengewicht zur Stationierung russischer taktischer Atomwaffen in Belarus.

Medwedew: Vom liberalen Hoffnungsträger zum rhetorischen Scharfmacher

Medwedew galt zu seiner Zeit als Präsident 2008 bis 2012 als liberale Hoffnung Russlands. Er hat sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine aber zu einem der größten Hardliner entwickelt und verteidigt den Krieg mit hetzerischen Posts in sozialen Netzwerken.

Sikorskis Äußerungen dürften sich auf den Herbst 2022 beziehen. US-Medien haben mehrfach berichtet, dass die Führung in Washington damals den Eindruck hatte, Moskau könnte den Einsatz einer Atombombe in der Ukraine vorbereiten. Es sei dem Kreml übermittelt worden, dass die USA darauf nicht nuklear, aber mit anderen Mitteln kraftvoll reagieren würden, hieß es damals.

„Schutzschild Ost“: Polen will Ostgrenze gegen Angriffe sichern

Am Montag kündigte Polen an, die Ostgrenze mit einem milliardenschweren Projekt gegen Angriffe sichern zu wollen. Das Programm „Schutzschild Ost“ sei die größte Operation zur Stärkung der polnischen Ostgrenze und der Ostflanke der Nato seit 1945, sagte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz am Montag in Warschau.Vorgesehen seien „Befestigungen, verschiedene Arten von Barrieren, aber auch hochmoderne Luftraumüberwachungssysteme in jedem Parameter und in jeder Höhe“ an der Grenze, die auch eine EU-Außengrenze ist.

Das Programm umfasst Investitionen in Höhe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro. Die Arbeiten an Grenzabschnitten von insgesamt 700 Kilometer Länge sollen bis 2028 abgeschlossen sein .(APA/dpa)

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