Die Wohnung zum Lebensabschnitt

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Trends. Jetzt aber wirklich: Wir werden mobiler! Und das wirkt sich auf den Markt der Wohnimmobilien aus.

Mobil werden wir sein, flexibel sowieso: Diese Prognosen hören wir – in Bezug auf unser Berufs- und Privatleben – schon lange, nun schlagen sich diese Entwicklungen auch auf den Markt der Wohnimmobilien nieder. Worauf sich das auswirkt? Auf die Schar der Immobilieninteressenten, auf die Objekte, die sie nachfragen, auf die heimischen Regionen und auch auf die Anzahl der Transaktionen. Allein bei Eigentumsobjekten ist im Vergleich zu 2000 ein Anstieg von 22,5 Prozent zu verzeichnen.

Einen Nachfrage-Trend, der diese Entwicklung untermauert, orteten die Plattform Immobilien.Net und das Maklerunternehmen s Real bei einer gemeinsamen Marktanalyse: Es steigt die Zahl jener, die Häuser zum Mieten suchen („Die Presse“ berichtete). In Ostösterreich etwa – Wien nicht eingerechnet – entfallen bereits zehn Prozent aller Suchanfragen auf dieses Modell. Für Michael Pisecky ist das nicht nur eine Frage der Finanzierung, „sondern eben auch eine der zunehmenden Mobilität und Flexibilität.“

Österreicher wechseln

Zum einen sorgen die Österreicher dafür, dass der Immobilienmarkt in Bewegung kommt. Anstatt jahrzehntelang in ein und demselben Einfamilienhaus zu bleiben, wird nun immer öfter gewechselt. Gabi Spiegelfeld von Spiegelfeldimmobilien bestätigt diesen Trend zum „Lebensabschnittswohnen“. „Als Junger wohnt man in der Stadt, mit der Familie später im Grünen, sind die Kinder aus dem Haus, ist oft wieder mehr Urbanität gewünscht.“ Damit einher geht auch eine Veränderung bei den architektonischen Anforderungen an das Haus. „Wird jetzt gebaut, fassen die Bauherren meist schon einen möglichen Wiederverkauf ins Auge. Häuser werden schlicht und zeitlos geplant, nicht so sehr nach dem persönlichen Geschmack“, beobachtet Spiegelfeld.

EU-Ausländer kommen

Doch nicht nur die Österreicher werden mobiler, für Pisecky ist vor allem der Zuzug aus dem EU-Ausland für den Wachstumsschub in Ballungszentren wie Wien, Salzburg oder Graz verantwortlich. Grundsätzlich unterscheidet er zwischen zwei Gruppen, die hierzulande Immobilien suchen. „Da wären einerseits die Leute aus Deutschland oder aus (Süd)Osteuropa, die nach Österreich kommen, um zu arbeiten, zu studieren. Sie steigern die Nachfrage nach Mietwohnungen.“

Die andere Gruppe kommt hierher, um es sich gut gehen zu lassen, sich einen neuen Lebensmittelpunkt zu schaffen. Sie fragen nach „Freizeit-Alters-Wohnsitzen“, wie Pisecky es nennt. Sie kurbeln den Markt abseits der Städte an, um dort ihre Pension zu verleben: in ländlichen Regionen, etwa in Kärnten, Salzburg, der Obersteiermark oder dem südlichen Burgenland. In Gegenden wie um das kärntnerische Hermagor, beobachten Experten in den vergangenen Monaten eine gesteigerte Nachfrage. Damit dieser Trend nicht abreißt und sich diese kaufkräftige Generation auf Dauer hier niederlässt, braucht es aber eine adäquate Infrastruktur: „Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitseinrichtungen, ein Freizeit- und Kulturangebot in den Bezirkshauptstädten“, sagt Pisecky.

Weinviertel als Wachstumsviertel

Am stärksten profitieren wird nach Ansicht von Michael Pisecky in den nächsten 20 Jahren aber eine Region, die heute noch „ihren Dornröschenschlaf hält“: das Weinviertel. Die EU-Osterweiterung, die Zuwendung der österreichischen Wirtschaft nach Zentral- und Osteuropa, die zunehmend stärkere Verflechtung der Wirtschaftsräume Wien und Bratislava soll die Region zu einem regelrechten „Wachstumsviertel“ machen.

Durch die Ansiedelung von Unternehmen an neuen Verkehrsrouten geht man auch von einer nachhaltigen, stärkeren Nachfrage nach Wohnimmobilien im Norden und Osten Wiens aus. Nach Prognosen der Statistik Austria werden schließlich im Ballungsraum Wien künftig drei Millionen Menschen leben – im Moment sind die Preise für Wohnungen und Häuser dort übrigens noch günstig!

UND IN WIEN? Was in der Stadt gesucht wird

Im Osten Österreichs werden zurzeit auffallend viele Häuser in Miete nachgefragt. In Wien geht der Trend ebenfalls zur Miete, allerdings zur Wohnung. Laut Immobilien.Net interessieren sich 51 Prozent aller Suchenden für Mietwohnungen, Eigentumseinheiten werden im Moment von „nur“ 32 Prozent nachgefragt. Die beliebtesten Bezirke: Mariahilf vor Neubau, Alsergrund und Josefstadt. Und die Preise steigen weiter: Seit Ende 2006 verteuerte sich Eigentum im Schnitt um 1,7 Prozent, die Angebotsnettomieten um 2,4 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2007)

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