Das Rennen um die Wohnung

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Was tun, wenn viele Bewerber eine Wohnung wollen? Tipps & Strategien.

Sie ist es! Alles passt, von der Decke bis zum Boden! Das große Aber: Auch für einige andere ist die gerade besichtigte Wohnung das Traumdomizil. Besonderes Griss herrscht „um günstige, kleine Wohnungen sowie um solche, die etwas Besonderes wie eine schöne Terrasse oder einen Garagenplatz in der Innenstadt haben“, erzählt Maklerin Margret Funk. Möchte man Mitbewerber aus dem Rennen drängen, geht das in erster Linie natürlich über den Preis, egal ob Miet- oder Eigentumswohnung. Dann aber scheiden sich die Geister in Nuancen. Bei Vermietern „kommt dann schon die Seriosität beziehungsweise die Zahlungsfähigkeit “, sagt Petra Breitsameter, Autorin von Immobilien-Ratgebern.

Natürlich macht es sich gut, wenn man dem Vermieter so offen wie möglich auf seine Fragen antwortet. Und alles, was sich auf das künftige Mietverhältnis bezieht, darf er auch wissen. „Es gibt hier zwar keine gesetzlichen Regelungen wie etwa im Arbeitsrecht, aber Unterscheidungen zwischen zulässigen und unzulässigen Fragen“, erklärt Nadja Shah, leitende Juristin der Mietervereinigung Österreichs. Schwindeln darf man etwa bei Fragen nach geplanten Kindern oder der Religionszugehörigkeit, die Anzahl der künftigen Bewohner aber und ob es ein regelmäßiges Einkommen gibt, sind wahrheitsgemäß zu beantworten.

Dem Verkäufer einer Wohnung kann nach dem Preis – „es bekommt schlussendlich immer der die Wohnung, der ein wenig mehr bezahlt“, so Funk – die Art der Bezahlung wichtig sein. „Hin und wieder wird derjenige bevorzugt, der keine Zwischenfinanzierung benötigt“, erzählt Funk. Was auch manchmal vorkommt: Vorgaben hinsichtlich des Erwerbers. „Manche sagen, sie möchten an Familien verkaufen. Oder an Menschen, die Verständnis für die Schönheit der Immobilie haben.“ Denn nicht immer zählt nur das Geld: „Der Satz ,Das ist ja scheußlich, das schmeiß' ich alles raus', kommt nie gut an“, sagt Funk.

Nicht verkleiden!

Was gut ankommt, sowohl bei Vermietern als auch Verkäufern: ein ordentlicher Job, eine prestigeträchtige Funktion und souveränes Auftreten. Anzug und Krawatte oder Kostüm und Pumps sollte man bei Besichtigungen oder Verhandlungen aber nur dann tragen, wenn man es sonst auch tut. „Wirft man sich in eine ungewohnte Schale, agiert man nicht natürlich und locker“, sagt Breitsameter. Für Funk ein positives Zeichen: Wenn jemand genau weiß, was er will und dies auch klar artikuliert, ansonsten gilt von Maklerseite: „Demjenigen, der das erste gute Angebot gelegt hat, empfiehlt man, nachzubessern, wenn das Rennen eng wird.“

Nadja Shahs strategischer Hinweis: nicht zu sehr in Verzückung zu geraten. „Man sollte die Traumwohnung nicht unbedingt als solche sehen. Will man etwas unbedingt haben, übersieht man vielleicht auch Sachen, die man im Nachhinein bereut.“

PLUS & MINUS.

Was sich gut macht: neben den finanziellen Aspekten souveränes Auftreten, klare Aussagen, guter Draht zu Vermieter, Verkäufer.

Kontraproduktiv: diffuse Aussagen, Unnatürlichkeit. Kleinen Geschenken wird eher Skepsis entgegengebracht.

Buchtipps: um die „Gegenseite“ kennenzulernen: „Immobilien richtig vermieten“ von Petra Breitsameter, Christian Grolik, Verlag Interna. Ebenfalls von den beiden Autoren: „So kaufen Sie die beste Eigentumswohnung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2007)

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