Aufs Geld schauen, nicht knausern

Die Presse (Fabry)
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Wie man kostengünstig baut, ohne deshalb an der Qualität zu sparen.

Kosten senken, aber nicht billig bauen? Kaum ein Häuslbauer, der nicht auf sein Budget schauen muss. Dass die Ergebnisse aber keineswegs nach Sparflamme aussehen müssen, meinen Architekten und Autoren. Das Motto: Am Anfang mehr Zeit in die Planung stecken, intelligent entwerfen und organisieren – ein Mehraufwand, der sich bezahlt macht. Auf stimmige Raumkonzepte und nachhaltige Konstruktionen müsse dabei nicht verzichtet werden, meint etwa Autor Friedrich Grimm. Der Architekt hat in seiner aktualisierten Auflage des Buches „Einfamilienhäuser unter 250.000 Euro“ 45 Bauten aus Deutschland, der Schweiz und auch Österreich zusammengetragen, die zeigen sollen, dass Kostensenkung nicht mit Qualitätseinbußen einhergehen muss. Am größten, so Grimm, sei das Einsparpotenzial bei Herstellungs- und Unterhaltskosten zu Beginn.

Günstige Hingucker

Eine Meinung, die Autor Thomas Drexel teilt. Er gibt es in seinem neuen Buch „Lowest Budget“ noch eine Stufe günstiger. Maximal 125.000 Euro haben die 24 Häuser gekostet, die er vorstellt. Luxuriös sind diese Beispiele freilich nicht zu nennen, Einfallsreichtum und unorthodoxe Materialwahl – etwa Stahlgittertreppen im Innenraum – machen viele der Häuser aber zu Hinguckern.

Sich von Hinguckern einer anderen Art zu sehr inspirieren zu lassen, ist laut Eric Red, Architekt und Partner des Büros SYNCinc, keine gute Idee. Er rät privaten Bauherren vielmehr, sich gleich in der Anfangsphase von jenen Vorstellungen zu lösen, die dank der wundervollen, aber zumeist auch preislich in Höchstregionen angesiedelten Häuser aus Hochglanzmagazinen in den Häuslbauer-Köpfen entstehen. „Berät man sich mit seinem Architekten, lassen sich ähnliche Lösungen für weniger Geld finden“, so Red.

Findig zu sein, heißt es zuallererst schon bei der Platzierung des Hauses auf dem Grundstück. Passt man es so gut wie möglich an die Lage an, müssen nicht Unmengen an Erde abgetragen werden, um sie anderswo wieder aufzuschütten. „Je weniger Aushub, desto besser“, ist Grimms Ratschlag. Eine Frage, die man sich auch stellen könne: Braucht man einen Keller? Bis zu 50.000 Euro könne dieser kosten, so Architekt Grimm, Fundamentplatten lägen bei maximal 18.000 Euro. Entscheidet man sich dafür, keinen Keller zu errichten, sollten allerdings genügend Alternativen für Abstellräume, Technik oder Brennstofflager im Haus vorhanden sein. Beim Bau an sich gilt: je kompakter, desto günstiger. Investitions- und auch Heizkosten sind abhängig vom Verhältnis der Außenfläche zum umbauten Raum. Erker, Knicke, Rundungen, Vorbauten und -sprünge bedeuten nicht nur konstruktiven Mehraufwand, sondern wollen auch beheizt werden. Einfachheit ist auch beim Dach das Motto: Am günstigsten sind Flachdächer, gefolgt von Pult- und Satteldachkonstruktionen.

Außenbereich gut einbeziehen

Achten muss man bei der kompakten Bauweise aber auf eines, so Thomas Drexel. Diese Form setzt „eine gute Einbeziehung des Außenbereichs“, etwa durch große Glasflächen und Terrassen, voraus, „um den Wohnbereich ins Freie hinaus zu verlängern“. Außerdem wichtig: die Ausrichtung zur Sonne sowie die Lichtführung im Hausinneren. Will man trotzdem ein wenig mit Bauteilen spielen, empfiehlt es sich, sie gleich multifunktional zu nutzen. Das Dach als Terrasse verwenden beispielsweise oder Eingang und Sitzplatz im Freien von einem Vordach beschatten zu lassen.

Weitere Sparefroh-Tipps: Je höher der Vorfertigungsgrad bei Bauteilen wie etwa den Wänden, desto günstiger wird es; ein klarer, gut durchdachter Grundriss reduziert die Anzahl der Innenwände und -türen. Und bringt man Elektro-, Wasser- und sonstige Leitungen in einem Versorgungskern unter, sinken die Installationskosten.

Kurze Wege für die Leitungen

In diesem Bereich sollte man darauf achten, dass nicht nur die Leitungswege zum Haus, sondern auch innerhalb des Baus möglichst kurz sind. Sind beispielsweise Sanitärräume auf zwei Geschoßen vorgesehen, sollten sie möglichst übereinander liegen.

Doch gibt es auch Bereiche, bei denen man nicht sparen sollte? Red nennt gleich mehrere Beispiele: „Bei allen Arbeiten, bei denen es um Gewährleistungsfragen geht, ist es sinnvoll, sich an gute, renommierte Unternehmen zu wenden“, sagt der Experte und zählt etwa den Baumeister, den Dachdecker oder den Installateur auf.

Heizsystem: lieber investieren

Weniger auf das Geld als vielmehr die Qualität und Nachhaltigkeit zu schauen, ist für Red außerdem bei den Energie- und Heizsystemen für ein Haus unabdingbar. „Hier sollte man lieber ein bisschen mehr investieren, um dann langfristig zu sparen.“ Montiert man den Solarkollektor oder die Fotovoltaik-Anlage in die Fassade, lässt sich der Aufwand aber auch insgesamt reduzieren.

Für ihn in Sachen Kostenbewusstsein nicht zu unterschätzen: „die vielen Kleinigkeiten, die anfallen“. Beschläge, Türgriffe, Fliesen – das alles summiert sich. Und kann, zumeist gegen Ende der Arbeiten, ein Loch ins Börsel reißen. „Es müssen ja nicht die ganz großen Namen sein“, sagt Red über Beschläge, Armaturen oder Waschtische. Mit ein wenig Geduld und Rechercheaufwand ließen sich häufig Alternativen finden, die nicht aus Hochglanzmagazinen strahlen, aber ansonsten beinahe gleichwertig sind.

www.syncinc.at
www.energiesparhaus.at

www.hausbauforum.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2007)

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