Umbau: Mauern raus, Garten rein

(c) Driendl Architects
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Wie aus kleinteiligen Doppel- und Reihenhäusern großzügige Wohnräume werden.

Erst eng und klein, dann offen und großzügig: Auch aus Reihenhäusern, die in die Jahre gekommen sind, können dank planerischer Maßnahmen zeitgemäße Wohnräume werden. Man nehme: ein Reihenhaus, etwa aus den 50er- bis 70er-Jahren (deutlich günstiger als neue Pendants, siehe Infobox), viel Know-how vom Architekten – und etwas Mut zum Wändeniederreißen. Schließlich sind derartige Gebäude häufig nicht nur Sanierungsfälle in Sachen Energieeffizienz, sondern auch, was Grundriss und Öffnungen nach außen betrifft. Schmale Schläuche auf ebensolchen Grundstücken, kleine Zimmer auf zwei Geschoßen, niedrige Decken – das typische, ältere Reihenhaus in unseren Breiten ist zwar eine platzsparende Bauform, trifft jedoch nur selten den Geschmack der neuen Käufer. Bevor diese aber die große Abrissbirne bestellen: Dach, Fassade und Fenster sind rechtlich betrachtet „allgemeine Teile“ einer Wohnanlage – für Änderungen muss die Zustimmung der restlichen Reihenhaus-Eigentümer vorliegen.

Weg mit den Wänden!

Doch auch ohne allzu radikale Eingriffe lässt sich ein derartiges Objekt verwandeln. Etwa dadurch, „dass man überall dort die Zwischenwände entfernt, wo sie nicht unbedingt notwendig sind“, sagt Architekt Georg Driendl, speziell gelte das für das Erdgeschoß, in dem meist Küche, Ess- und Wohnzimmer angesiedelt sind. „Je mehr Wände und Türen, desto enger wirkt es“, sagt Driendl. Auch Alexander Hagner vom Architekturbüro gaupenraub plädiert dafür, Wände zu entfernen. Da Wohnen aber immer auch eine Frage von Rückzugsmöglichkeiten versus Offenheit ist, lautet seine Devise: „Alles raus, was geht. Und dann gezielt teilen.“ Im besten Fall sollte die Trennung allerdings durch mobile Elemente erfolgen. Bei einem Reihenhaus-Umbau in Wien 19 etwa setzte er eine Kombination aus verglasten Dreh- und Schiebetüren ein, die verschiedene Zonen – fürs Essen, Kochen, Wohnen – definieren. „Es ist wichtig, dass man Räume prinziell trennen kann, wenn man möchte.“ Den Eindruck fließender Übergänge auf der Wohnebene unterstützt ein durchlaufendes Regalsystem, das dank seiner jeweiligen „Befüllung“ – Bücher, Teller, Kochutensilien – jedoch auch wieder klar zeigt, wofür die jeweilige Zone benutzt wird.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: den Außenraum einzubeziehen. „Hat der Garten des Reihenhauses eine Ausrichtung nach Süden, ist es sinnvoll, dort etwa dank größerer Fenster Licht und damit Energie ins Haus zu holen“, sagt Driendl. Außerdem wirken die Räume größer, wenn sie beinahe nahtlos in die Natur übergehen.

Für Hagner ist ein fließender Übergang von Innen- zu Außenraum ebenfalls wesentlich, eine Maßnahme, die einen Raum optisch erweitern kann, ohne ihn tatsächlich zu vergrößern. „Schließlich sind viele Reihenhäuser nicht gerade groß und liegen auch nicht zentral. Nimmt man längere Wegzeiten in Kauf, soll sich das auch auszahlen.“ Im 19. Bezirk gelang es, den Außenbereich „hineinzuholen“, indem „dem Auge ein Ziel gegeben wurde“. So zieht ein Efeuvorhang einige Meter hinter der Terrassentüren den Blick auf sich, er bleibt nicht an der Verglasung hängen oder schweift ab bis zur Grundstücksgrenze. „Dies lässt den Wohnraum um ein ganzes Stück größer wirken“, erklärt Hagner.

Umbau von Doppelhäusern

Sollen Doppelhäuser umgebaut werden, steht der Bauherr oft vor anderen Herausforderungen. Schließlich sind gerade ältere Objekte, aus den 30er- oder früheren Jahren etwa, von einem anderen Typus als Reihenhäuser. „So manche lassen darauf schließen, dass es damals Bediensteten-Zimmer gab. Und eine Beletage für die Besitzer“, erzählt Driendl. Von den Platzverhältnissen seien sie daher oft großzügiger, an zeitgemäße Wohnansprüche müssen sie trotzdem adaptiert werden. Bei dem Projekt „Solar Cube“, einem Zubau an ein Doppelhaus, wählte Driendl den Weg der bewussten Kontrastierung. Die Fassade des Gebäudes, geplant von einem Loos-Schüler, wurde zum Garten hin völlig geöffnet und durch einen zur Gänze verglasten Baukörper ersetzt – den „Garten reinholen“ war auch hier das Motto. Die einzelnen Wohnebenen verband der Architekt durch Lufträume miteinander, sie sorgen für fließende Raumübergänge zwischen den Geschoßen.

Aber auch der Umgestaltung von Doppelhäusern sind manchmal Grenzen gesetzt, allerdings nicht immer unüberwindliche. Nach dem Zubau an ein Siedlungshaus durch gaupenraub und der damit einhergehenden Änderung der Bebauungsbestimmungen des Magistrats dürfen nun alle 80 baugleichen Häuser der Siedlung in dieser Form erweitert werden.

www.driendl.at, www.gaupenraub.net("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2008)

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