Bepflanzung: Launen der Natur

Vielfältig. Die Mischung macht’s: hier zum Beispiel mit Farn und Iris.
Vielfältig. Die Mischung macht’s: hier zum Beispiel mit Farn und Iris.(c) Beigestellt
  • Drucken

Von natürlich bis schlicht, von superbunt bis sanft pastell: Auch was in unseren Gärten wächst, unterliegt Moden. Zum Glück ist aber für viele Geschmäcker etwas dabei.

Bunt. Beliebt sind Staudenbeete, hier etwa mit Echinacea und Phlox.
Bunt. Beliebt sind Staudenbeete, hier etwa mit Echinacea und Phlox.(c) Beigestellt

Eines vorweg: Erlaubt ist, was gefällt – das gilt auch fürs Bepflanzen. Aber selbst Hobbygärtner unterliegen mitunter zeitgeistigen Strömungen, neuen Verlockungen und saisonbedingten Tendenzen in Formen und Farben, wie wir sie aus der Modewelt zur Genüge kennen. Es folgt ein Überblick über alles, das derzeit in heimischen Gärten en vogue ist.

Mut zur Farbe. Reinhard Kittenberger, Geschäftsführer von Kittenberger Erlebnisgärten, sieht heuer eindeutigen Mut zur Farbe. Das drückt sich nicht nur in den Pflanzen selbst, sondern auch in knalligen Gießkannen, Blumenkisterln und Bänken aus. Dabei gilt oft: Je kleiner der Garten, desto kunterbunter wird er gestaltet. Aber kein Trend, der nicht auch seinen Gegenspieler hat: Ebenso gefragt sind Inszenierungen ganz in Weiß, maximal mit pastelligen Tönen „So wie sich nicht alle schwarz kleiden, sind eben auch hier die Vorlieben unterschiedlich. In erster Linie geht es darum, eine Stimmung zu erzeugen, in der sich der Gartenbesitzer wohlfühlt.“

„Modefarben lassen sich immer auch im Garten wiederfinden“, bestätigt Stefanie Starkl von Gärtner Starkl. Ein starkes Thema ist in diesem Jahr der harmonische Dreiklang: Das Confetti-Trio etwa vereint drei Farbtöne in einem Topf. In Staudenbeeten, so die Expertin, sollten die Pflanzen großzügig in Gruppen platziert werden, „das hat eine schönere Fernwirkung und ist zudem ein Gestaltungselement, das sich permanent verändert“. Wer knallige, leuchtende Farben bevorzugt, wird allerdings angesichts des breiten Angebots auch nicht enttäuscht. Bloß die Farbe Blau hat die Natur nur in geringem Maß vorgesehen.

Eine Renaissance erlebt derzeit der natürliche Garten: Zwischen Obstbäumen gedeiht eine Vielfalt an Pflanzen, tummeln sich Schmetterlinge, Vögel und anderes Kleingetier. „Die Natur lässt sich nicht in Farbenkästchen einteilen“, sagt Kittenberger. Aber sie zeichnet dafür meisterhafte Bilder „und bringt dabei keinerlei Rottöne hervor, die sich schlagen.“ Was die Experten außerdem beobachten, ist eine zunehmende Begeisterung für den Nutzgarten, viele schätzen offenbar die Bioqualität vor der eigenen Haustür.

Multitalente stehen hoch im Kurs. In diesem Zusammenhang sind „Pflanzen mit Mehrwert“ besonders gefragt: „Sie sind nicht nur hübsch anzusehen, sie können zu Tees verarbeitet werden, haben Anti-Aging-Effekte oder wecken Urlaubserinnerungen“, sagt Gärtnermeister Martin Jann, Filialleiter bei Starkl. Kapernbeeren etwa gedeihen auch hierzulande prächtig und haben überdies attraktive Blüten. Der Kaugummistrauch ist vor bei allem Kindern beliebt, warten seine Blätter doch auch mit dem entsprechenden Geschmack auf. Cola- und Zitronenkraut oder das Kraut der Unsterblichkeit sind weitere Beispiele. In Sachen Gemüse probiert man auch gern Raritäten aus. Und das nicht nur im großen Garten,  nahezu alle Sorten gibt es ebenso für die Topfkultur. „Jedes Fruchtgemüse gibt es auch als Balkonvariante“, berichtet Jann und verweist auf Mikroversionen von Chilis und Gurken, die bloß ein paar Zentimeter groß werden.

Miniaturformen halten auch in anderer Gestalt Einzug in Gärten und auf Dachterrassen: „Alpen- und Polsterpflanzen, wie sie vor 50 Jahren Teil jedes Gartens waren und dann mehr und mehr verschwanden, sind stark im Kommen“, sagt Gartenexperte Franz Praskac. Sie erfordern allerdings eine gewisse Pflanzenkenntnis und mehr Zeitaufwand bei der Pflege, gedeihen aber auch im urbanen Klima einwandfrei. „Außerdem ist es erfreulich, dass sich die Menschen wieder mehr mit der Materie befassen“, so Praskac.

Wer Purismus und Geradlinigkeit will, der entscheidet sich unter dem Credo „Weniger ist mehr“ für Solitärgehölze, Bonsais, für Eiben, Kiefern und Föhren in Kugelform, für den verstärkten Einsatz von Kiesflächen und für Gräser in Gruppen oder Zeilen. Letztere gibt es in ganz unterschiedlichen Höhen und vielen Sorten – etwa Chinaschilf, Silberfeder, Elefantengras, Blauschwingel oder Bärenfellgras.

Allerdings, gibt Praskac zu bedenken, „haben Ziergräser ein relativ langes Entwicklungspotenzial“. Es dauere schon ein paar Monate, bis sie sich entsprechend reizvoll präsentieren. „Geduld ist die Tugend des Gärtners“, schmunzelt Praskac. Setzt man auf eine überschaubare Pflanzenzahl im Garten, „sollten die Blickfänge nicht zu klein geraten“, rät Kittenberger.

Blumiger Blickfang.
Wo es etwas üppiger ausfallen darf, gelten Funkien, Bergenien, Kaukasusvergissmeinicht und Hortensien als Hingucker. Letztere gibt es – von der Bauernhortensie bis zur Rispenhortensie – in vielerlei Formen. Die Blüte erfreut nicht nur von Juni bis September, „selbst im Winter geben die mit Raureif überzogenen Blütenstände ein wunderbares Bild ab“, schwärmt Kittenberger. Das gelte für viele Pflanzen, in einem Garten könne es auf diese Weise eigentlich zwölf Monate lang „blühen“.

Aber widerspricht der Trend zur Pflanzenvielfalt nicht den Anforderungen der Kunden nach Pflegeleichtigkeit? „Man sollte den Garten einfach nicht nur als Arbeit sehen“, sagt Praskac dazu, „Gartenarbeit wird wieder mehr zur Gartenbeschäftigung.“ Und fertig, das ist man ohnehin nie. „Garten ist schließlich Wachstum“, sagt Kittenberger. Und bietet damit auch Raum für Neues. Nächstes Jahr vielleicht also doch superbunt?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Freiraum. „Verborgener Garten“ über Wiens Dächern
Wohnen

Dachgärten: Inseln im Häusermeer

Dachgärten verdienen mehr als ein paar Topfpflanzen. Wie man sich seine „Etage vert“ richtig einrichten kann.
Outdoorküchen

Luftig kochen

Preisgekrönt. Der schönste Pool Europas steht in Österreich. Besonderer Blickfang: die Glasplatte
Wohnen

Pools: Ecken und Kanten

Pools werden länger, schmäler, eckiger, da sind sich alle einig. An der Frage, ob Natur oder Chemie für die Wasserstelle, scheiden sich aber nach wie vor die Geister.
Blickfänge

Chloroviel


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.