Büros: Von Stärken und Schwächen

(c) AP (Matthias Rietschel)
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Die Investments gehen zurück, die Vermietungsleistung bleibt weiterhin gut: Trends auf den europäischen Märkten.

Nach Jahren, in denen von Quartal zu Quartal, von Jahr zu Jahr, die Immobilienbranche mit erfreulichen Investmentmeldungen aufwarten konnte, gibt es in den ersten drei Monaten 2008 – wegen Finanzkrise und restriktiverer Kreditvergabe durch die Banken – keine neuen Rekordmeldungen. Ein Minus von rund 30 Prozent etwa verzeichnet CB Richard Ellis (CBRE) in Sachen Immobilieninvestments in Europa für das erste Quartal des heurigen Jahres, verglichen mit den entsprechende Werten des Vorjahres (37 statt 58 Milliarden Euro). Bei Jones Lang LaSalle geht man, ebenfalls weltweit betrachtet – und auf 2008 gesamt bezogen – von einem Rückgang um beinahe ein Drittel im Vergleich zu 2007 (gesamt 759 Milliarden US-Dollar) aus.

London: steigende Renditen

Der aktuelle Investmentreport von CBRE sieht vom Rückgang besonders Kontinentaleuropa betroffen. Das Beispiel London, wo stärkere Preiskorrekturen als im Rest Europas zu verzeichnen waren, zeigt: Steigende Renditen führen dazu, dass Investoren (in Zeiten wie diesen vor allem jene, die gut mit Eigenkapital ausgestattet sind), erneut ihr Interesse am Markt bekunden. Das Investmentvolumen in Großbritannien blieb im Vergleich zu den letzten Monaten 2007 nahezu konstant.

Vermietungen laufen gut

Bessere Werte – und zwar wieder europaweit – gibt es im Bereich der Bürovermietungen zu vermelden. „Städte wie Paris, München, Stockholm und Hamburg dürfen weiterhin einen starken Umsatz an Büroflächen erleben“, stellt etwa Claus Thomas, Regional Director Client Services bei JLL, fest. Speziell die Mieten in 1-A-Lagen könnten, so der Fachmann, steigen. Gründe dafür sind Baubeschränkungen, aber auch eine begrenzte Angebotspipeline. Insgesamt profitiere der europäische Bürosektor von sinkenden Leerstandsraten und einem niedrigen Angebotsniveau an Top-Flächen – sowie von positiven Mietwachstumsprognosen für die nächsten drei Jahre.

In Wien freut man sich ebenfalls über gute Vermietungsleistungen im ersten Quartal. Die CPB Immobilientreuhand spricht von rund 70.000 Quadratmetern, bei CBRE kommt man sogar auf 110.000 Quadratmeter. Damit werden – auf beide Werte bezogen – sogar die Rekorde des Jahres 2007 erreicht. Noch sei das Angebot an modernen Büroflächen weiterhin groß, sagt dazu Michael Ehlmaier, Geschäftsführer der CPB. Die hohe Vermietungsleistung und die verstärkte Umwidmung bestehender Objekte in Hotels oder Wohnungen mache sich allerdings auf dem Markt bereits bemerkbar – genauso wie die Rückstellung einiger geplanter Projekte. So würden Firmen noch passende Objekte finden, „die Zeit, in der man sich alles aussuchen konnte, ist aber weitgehend vorbei“.

Verschiebungen bei Projekten

Außerdem zeichnen sich bei einigen Wiener Bauvorhaben Verschiebungen ab. Mindestens 30 Prozent der ursprünglich für 2009 prognostizierten Projekte würden erst 2010 oder 2011 kommen, meint Ehlmaier.

ZAHLEN. Europa

3,2 Millionen QuadratmeterBürofläche wurden laut JLL im ersten Quartal 2008 in ganz Europa neu vermietet. Das bedeutet einen Rückgang von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im Fünfjahres-Schnitt der ersten Quartale ein Plus von immerhin 25 Prozent. Die durchschnittliche Leerstandsquote liegt europaweit bei 7,1 Prozent, in Wien beträgt sie 4,9 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2008)

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