USA: Ermittlungen gegen freigelassenen Soldaten Bowe Bergdahl

Der Soldat Bowe Bergdahl ist nach fünf Jahren frei
Der Soldat Bowe Bergdahl ist nach fünf Jahren freiREUTERS
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Soldat Bowe Bergdahl soll vor der Gefangennahme desertiert sein. Obama verteidigt den umstrittenen Gefangenenaustausch.

Der nach fast fünf Jahren Taliban-Gefangenschaft in Afghanistan freigekommene US-Soldat Bowe Bergdahl muss mit Ermittlungen wegen seines Verschwindens rechnen. "Unsere Armee-Führung schaut bei Fehlverhalten nicht weg, falls es welches gab", schrieb der Generstabschef der US-Streitkräfte, Martin Dempsey, am Dienstag auf seiner Facebook-Seite. Solange gelte wie bei jedem Amerikaner, dass er unschuldig sei, bis seine Schuld bewiesen werde. Bergdahl wird von Kameraden verdächtigt, damals von seinem Posten in Afghanistan desertiert zu sein, bevor er den Taliban in die Hände fiel.

Der 28-jährige war am Wochenende durch einen umstrittenen Austausch gegen fünf Terrorverdächtige aus dem Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba freigekommen. "Es war wahrscheinlich die letzte Chance, ihn zu befreien", schrieb Dempsey.

Der Unteroffizier war seit 2009 in der Hand der Islamisten. "Bezüglich der Umstände seiner Gefangennahme werden wir die Fakten erhalten, wenn er in Lage ist, sie uns zu liefern", so Dempsey. Die nächste anstehende Beförderung werde nicht automatisch erfolgen. Bergdahl wird im pfälzischen Landstuhl Regional Medical Centre (Rheinland-Pfalz) medizinisch und psychologisch untersucht.

Taliban dürfen sich frei bewegen

Unterdessen hat US-Präsident Barack Obama den Gefangenenaustausch verteidigt. "Die Vereinigten Staaten haben immer eine ziemlich heilige Regel gehabt. Das ist, dass wir unsere Männer und Frauen in Uniform nicht zurücklassen", sagte Obama am Dienstag in Warschau. "Wir haben eine Chance gesehen, wir hatten Sorge um die Gesundheit von Feldwebel Bergdahl (...) und wir haben diese Chance ergriffen", erklärte der US-Präsident.

Eine Spezialeinheit der US-Armee hatte den Mitte 2009 in Afghanistan entführten Bergdahl am Samstagabend in Empfang genommen. Im Gegenzug ließ Washington fünf ranghohe afghanische Taliban-Mitglieder aus dem Gefangenenlager Guantanamo frei. Die Männer wurden nach Katar überstellt - das Golfemirat hatte den Gefangenenaustausch vermittelt. Die fünf Taliban-Kämpfer dürfen sich in ihrem Gastland offenbar frei bewegen. Sie seien ärztlich untersucht worden und lebten nun mit ihren Familien in Doha, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag von einem Regierungsvertreter eines Golfstaates. "Sie können sich innerhalb des Landes frei bewegen." Die Angaben dürften in den USA die Diskussion über den Gefangenenaustausch weiter verschärfen. Katar hatte zugesagt, die Männer zu überwachen und sie ein Jahr lang nicht ausreisen zu lassen.

Mehrere republikanische Kongressabgeordnete übten unterdessen scharfe Kritik an dem Deal mit den radikalislamischen Taliban, die gegen die internationalen Truppen am Hindukusch kämpfen und die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verlorene Macht in Afghanistan wiedererlangen wollen. Die Vorwürfe gegen das Weißen Haus lauten, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Einige Republikaner beschuldigten Obama zudem des Rechtsbruchs, weil der Präsident den Kongress nicht wie vorgeschrieben 30 Tage vor der Entlassung von Guantanamo-Häftlingen informiert habe.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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