Die Experten haben fünf mögliche Orte in dem Madrider Kloster ausfindig gemacht, in dem der "Don Quijote"-Autor bestattet sein soll.
Bei der Suche nach den sterblichen Überresten des Schriftstellers Miguel de Cervantes haben spanische Wissenschafter erste Fortschritte erzielt. Wie Experten am Montag mitteilten, wurden mittels Infrarotkameras und eines Bodenradars auf dem Gelände eines Klosters in Madrid fünf Zonen ausfindig gemacht, wo sich unterirdische Gräber befinden. Dort soll gezielt weitergesucht werden.
Der 1547 geborene Autor des "Don Quijote" war 1616 verarmt gestorben und auf dem Klostergelände beigesetzt worden. Das im "Literatenviertel" der Madrider Altstadt gelegene Kloster der Unbeschuhten Dreifaltigkeits-Schwestern (Trinitanerinnen) war mehrmals umgebaut und erweitert worden, so dass heute nicht mehr bekannt ist, wo die Grabstätte liegt.
"Es ist wie bei einem Patienten, der operiert werden soll: Die Ärzte müssen vorher Röntgenaufnahmen machen", sagte der Anthropologe Francisco Etxeberria, der das Expertenteam leitet, auf einer Pressekonferenz. "Wir wollen keine falschen Hoffnungen erwecken. Wir können nicht sagen, ob wir ihn tatsächlich finden", fügte er hinzu.
Etxeberria hatte an der Autopsie des früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende mitgewirkt, der 1973 durch einen Militärputsch unter Augusto Pinochet gestürzt wurde. Die Obduktion bestätigte den Selbstmord Allendes im belagerten Präsidentenpalast.
Nonnenkloster ist denkmalgeschützt
Die Cervantes-Suchaktion, bei der auch 3D-Scanner zum Einsatz kamen, wird von der Madrider Stadtverwaltung unterstützt. Vor drei Jahren hatte eine private Initiative von Experten schon einmal nach den Knochenresten des Schriftstellers suchen wollen. Das Vorhaben scheiterte an Geldmangel.
Das nach wie vor von Nonnen bewohnte Kloster ist denkmalgeschützt, was die Suche erschwert. Es gibt weitere Probleme: Eine DNA-Analyse ist mangels Vergleichsmaterial unmöglich. Man wolle sich an den bekannten physischen Merkmalen orientieren: Cervantes kam 1571 aus der Schlacht von Lepanto mit zwei Schusswunden in der Brust und einer in der linken Hand zurück, außerdem schrieb er von sich, er habe nur sechs Zähne im Mund.
Zu Beginn der neuen Forschungen Ende April wurden die Kosten für das Projekt auf rund 100.000 Euro geschätzt.
Cervantes gilt als einer der größten Autoren des Goldenen Zeitalters der spanischen Literatur und "Vater" des modernen Romans.
(APA/dpa/AFP/Red.)