Stadion-Neubau: "St. Hanappi" dreht sich um 90 Grad

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Das Gerhard-Hanappi-Stadion weicht bis 2016 dem Allianz Stadion, das statt 18.000 dann 24.000 Besucher fassen wird. Bei nationalen Spielen sollen sogar 28.000 Besucher Platz haben.

Hütteldorf. Ein einsamer Flutlichtmast: Das ist das Einzige, das von „St. Hanappi" übrig sein wird, wenn ab Sommer 2016 an seiner Stelle das Allianz Stadion, neue Heimat des SK Rapid Wien, eröffnet wird. Ein Mast als letzter symbolischer Zeuge des ehemaligen Weststadions. „Nach 37 Jahren wurde unser geliebtes ,St. Hanappi‘ baufällig", erklärte Rapid-Präsident Michael Krammer Dienstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz.
Es wird also kaum ein Sichtbetonblock in Hütteldorf auf dem anderen bleiben: Der ganze Stadionkomplex wird abgerissen und um 90 Grad geschwenkt neu aufgebaut. Eine Sanierung samt Erweiterung für „nur" für 21.000 Besucher - derzeit passen knapp 18.000 Personen in das Stadion - würde laut Krammer 66 Millionen kosten. Der Neubau soll sich hingegen mit günstigeren 53 Millionen zu Buche schlagen.


Das fertige Allianz Stadion soll 24.000 Zuschauer fassen, also 6000 mehr als das „Hanappi" bisher. Bei nationalen Spielen soll die Kapazität durch Umwandlung bestimmter Sitzplatzsektoren in Stehplatzbereiche auf 28.000 erhöht werden können. 2500 Sitze davon sollen als exklusivere Businessplätze die Vereinskasse füllen, 40 VIP-Logen und zwei Eventlogen sind geplant.

Künftig wird das Allianz Stadion parallel zur Deutschordenstraße, quer zur Westbahn, stehen - und rückt so dem ursprünglichen Grundriss näher, den der ehemalige Rapid-Spieler und spätere Architekt Gerhard Hanappi ursprünglich für das nach ihm benannte Stadion geplant hat.

Anrainerschutz durch Dach

53 Millionen Euro also. Diese Summe gilt es nun aufzutreiben. Etwa 20 Millionen kommen von der Stadt Wien, die dem Klub bereits 26,4 Millionen Euro Subvention zugestanden hat (ein Teil des Geldes wurde bereits oder wird noch für andere Projekte verwendet). Der Rest, 33 Millionen, soll über langfristige Kredite finanziert werden.
Das neue Stadion soll allen internationalen Standards entsprechen, gemäß Uefa-Richtlinien die höchste Kategorie (vier Sterne) haben. So gar nicht bescheiden sprach Krammer am Dienstagabend vor 2000 Mitgliedern des SK Rapid in der Wiener Stadthalle von „einem der modernsten Stadien Europas" - ja von einem „Jahrhundertprojekt". Sowohl legendäre Spieler des SK Rapid, als auch die U-13-Mannschaft und die aktuelle Kampfmannschaft waren zu der Großveranstaltung gekommen.

Zurück zum Stadion: Ein Zuschauerrang mit geschlossenen Ecken wird komplett überdacht sein, die Flutlichtanlage wird direkt in das Dach integriert - beides soll die Lärm- und Lichtbelästigung für Anrainer reduzieren.

Video: Virtueller Stadionrundgang

Auch architektonisch hat sich der Verein um ein Alleinstellungsmerkmal bemüht: Das neue Hauptgebäude, in dem Mannschaftsräume und Businesslounges sowie Geschäftsräume, Fanshop und Vereinsmuseum des SK Rapid Platz finden werden, streckt sich gemäß dem Entwurf des deutschen Büros ARC-Architektur Concept in Form einer silbernen Röhre entlang der Westtribüne. Übrigens: Die neue Arena wird kein Mehrzweckstadion werden, auf Konzerte oder andere Veranstaltungen darf man also nicht hoffen. Indes soll der Komplex aber eine eigene Kapelle bekommen - für Taufen junger Rapidler oder Hochzeiten.

Um die umliegenden Straßen zu entlasten, sollen auf dem Stadiongelände auch Parkflächen für Busse, Einsatzfahrzeuge und TV-Wagen entstehen - so sollen Busse der Gastmannschaften ab 2016 in das Areal einfahren können.

Am 6. Juli steht mit einem Spiel gegen Celtic Glasgow der Abschied vom Hanappi-Stadion an, danach sind zwei Saisonen angesagt, in denen Rapid seine Spiele im Ernst-Happel-Stadion absolvieren wird.

Einen Strich durch die Rechnung könnte dem Verein - beziehungsweise der Bauunternehmung Strabag, die das Stadion im Sommer 2016 schlüsselfertig übergeben soll - das Umweltrecht machen: Die Stadt Wien prüft gerade, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den Neubau notwendig ist - kommt die Umweltabteilung zu diesem Schluss, könnte das aufwendige Verfahren den Neubau verzögern.

Rechtlich ist der Neubau nur mit Zustimmung der Stadt möglich, die aber bereits erfolgt ist. „Wir überlegen noch, wie wir das Stadion rechtlich behandeln werden", erklärt Anatol Richter, Leiter der MA 51, des Sportamts. Im Raum stehe etwa eine Behandlung als Superädifikat - das hieße, dass das Stadion dem Verein, der Grund darunter weiter der Stadt gehöre. Derzeit gehört das Stadion der Stadt Wien. Rapid ist Pächter.

Adresse: Hanappi-Platz 1

Das neue Stadion wird zumindest bis 2026 Allianz Stadion heißen - so lange hat Rapid den Namensrechtvertrag mit der Versicherung geschlossen. Wie viel Allianz dafür bezahlen muss, wurde nicht bekannt gegeben. Für Anhänger des scheidenden Namens gibt es ein Trostpflaster: Der Stadionvorplatz (und damit die offizielle Rapid-Vereinsadresse) wird zum Gerhard-Hanappi-Platz 1.

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