Russland weist jede Verantwortung für den Absturz in der Ostukraine von sich. Eine wichtige Rolle bei der Aufklärung soll die Internationale Zivilluftfahrtorganisation spielen.
Russland weist erneut jede Verwicklung in den Absturz der malaysischen Passagiermaschine zurück. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, Russland habe den Separatisten in der Ostukraine weder Luftabwehrraketen vom Typ SA-11 BUK noch irgendwelche anderen Waffen geliefert. Vielmehr habe sich ein ukrainisches Militärflugzeug der Passagiermaschine bis auf 3,5 Kilometer genähert.
Das müsse die Regierung in Kiew erklären. Russische Überwachungssysteme hätten auch keinen Raketenstart entlang der Flugroute des Passagierflugzeuges registriert. Sollten die USA über Satellitenaufnahmen verfügen, sollten sie diese Russland zur Verfügung stellen.
Die EU ist indes dem britischen Premierminister David Cameron zufolge zu weiteren Sanktionen gegen Russland bereit. Die Strafmaßnahmen könnten auch Güter betreffen, die zivil und militärisch genutzt werden können. Russland müsse aufhören, die Separatisten zu unterstützen sowie Waffen- und Truppentransporte über seine Grenze unterbinden, sagt Cameron.
Welche Rolle soll ICAO spielen?
Dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen liegen am Montag zwei Resolutionsentwürfe zur Abstimmung vor. Russland hatte in der Nacht einen eigenen Vorschlag vorgelegt, der sich an einem Entwurf Australiens orientiert. Unterschiede gibt es bei der Rolle der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO).
Der australische Entwurf fordert von allen Beteiligten, insbesondere den prorussischen Separatisten, eine uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den internationalen Behörden. Gleichzeitig wird jede Manipulation an der Absturzstelle untersagt. In dem Papier wird gefordert, dass Flugschreiber und andere Beweise sofort ausgehändigt werden.
Dem Papier nach soll die ICAO zwar helfen und alle Dokumente auswerten, geleitet werden sollen die Ermittlungen aber von den nationalen Behörden - wie bei Abstürzen üblich. Die Russen wollen hingegen nicht, dass die ukrainischen Behörden die Verantwortung haben, sondern die ICAO.
Niederlande schicken Experten
Drei niederländische Experten sind unterdessen zur Identifizierung der Opfer am Montag in der von Separatisten kontrollierten Stadt Donezk eingetroffen. Es sind die ersten ausländischen Spezialisten, die seit dem mutmaßlichen Abschuss des Flugzeuges am Ort des Geschehens eintrafen. Unterdessen hat angesichts des wachsenden internationalen Drucks Russlands Präsident Wladimir Putin seine "volle Kooperation" bei der Aufklärung des Absturzes in der Ostukraine zugesagt.
Ein Sprecher der Separatisten sagte, sie würden den Niederländern helfen, den Absturzort zu besichtigen und die in Kühlwaggons gelagerten Leichen zu inspizieren. Die Rebellen würden auch den Rat der Experten hören, wohin die Toten gebracht werden sollten. Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden bis Montagmittag 282 Todesopfer und 87 Leichenteile gefunden. Wie die ukrainische Regierung in Kiew mitteilte, wurden 251 Leichen und 66 Leichenteile in Eisenbahn-Kühlwaggons gelagert. Dies deckte sich mit Angaben der separatistischen "Volksrepublik" Donezk, die die Absturzstelle kontrolliert.
Neben den Niederländern wird auch ein Expertenteam aus Malaysia am Montag in der Ostukraine erwartet. Derzeit sind schon Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in dem Gebiet. Sie waren die ersten Ausländer, die zeitweise Zugang zum Absturzort erhalten hatten.
Putin sichert volle Unterstützung zu
In einem Telefonat mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte bot Putin nach Angaben Den Haags seine Hilfe bei der Übergabe der geborgenen Leichen sowie des Flugschreibers der Boeing 777 an. Auch in einem Telefonat mit dem australischen Regierungschef Tony Abbott signalisierte Putin seine Kooperationsbereitschaft.
Falls Russland die "erforderlichen Maßnahmen" nicht "sofort" treffe, werde der Rat der Außenminister der Europäischen Union am Dienstag "Konsequenzen" ziehen, teilte das französische Präsidialamt mit. Bei ihren Gesprächen beklagten die drei Politiker nach Angaben der Bundesregierung auch den "katastrophalen Umgang der Separatisten mit den Opfern".
USA bleiben bei Schuldzuweisung
Die Maschine der Malaysia Airlines war nach Einschätzung von US-Experten von einer Rakete getroffen worden, die aus dem von den Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde. Auch die ukrainische Regierung in Kiew beschuldigt die Aufständischen, während diese Kiew für den Absturz verantwortlich machen.
Die US-Regierung gab Russland am Wochenende deutlicher denn je eine Mitverantwortung an dem Unglück. Das eingesetzte Abschusssystem könne nur "von Russland in die Hände der Separatisten gelangt" sein, sagte US-Außenminister John Kerry.
Nach Angaben der US-Botschaft in Kiew bestätigten Experten zudem die Authentizität eines vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Audiomitschnitts, der ein Gespräch zwischen "bekannten Separatistenführern" nach dem Abschuss von MH17 wiedergeben soll.
(APA/AFP)