Während Unternehmen über mangelnde soziale Fertigkeiten von Jugendlichen klagen, erarbeiten Experten Übungen für soziales Lernen.
Wien. Es gibt verwunderliche Passagen im österreichischen Schulorganisationsgesetz: „Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen (. . .) entsprechenden Unterricht mitzuwirken“, steht da etwa geschrieben. Soziales Lernen ist also auch per Gesetz eine Aufgabe der Schule.
Ein Bereich, in dem in Anbetracht einer aktuellen Studie des Sozialministeriumsservice durchaus noch Verbesserungsbedarf besteht. Denn wie „Die Presse“ berichtetet, beklagen Unternehmen, dass viele Lehrlinge weder das erforderliche Wissen noch die entsprechenden sozialen Fertigkeiten mitbringen.
Das Österreichische Zentrum für Persönlichkeitsentwicklung und soziales Lernen (ÖZEPS) versucht im Auftrag des Bildungsministeriums, das Bewusstsein für soziales Lernen in den Bildungseinrichtungen zu verankern. In den kommenden Wochen wird das Zentrum dabei einen völlig neuen Schritt wagen: Es wird zusätzlich zur Printform eine eigene App für Mobiltelefone und Tablets mit dem Namen „ePOP“ – ein elektronisches persönlichkeitsorientiertes Portfolio – auf den Markt bringen.
Wie das konkret funktioniert? Die neue App ist für 15- bis 19-Jährige konzipiert. Sie wird in wenigen Wochen gratis downloadbar sein. Wer die App öffnet, sieht neun bunt eingefärbte Kompetenzfelder – darunter Bereiche wie soziale Verantwortung, Kooperation und Konflikte. In jedem Bereich finden sich verschiedene Aufgaben. Da werden Jugendliche beispielsweise dazu aufgefordert, Begriffe wie Eskalation und Deeskalation zu definieren, oder dazu animiert, eine Mindmap zum Thema Verantwortung zu gestalten. Dabei sollen sie sich überlegen, für wen und was sie selbst Verantwortung übernehmen können. Die App kann auch im Unterricht eingesetzt werden. Es gibt Aufgaben, die gemeinsam mit Freunden zu bewältigen sind. Auch Videos und Hörtexte sind Teil dieser App.
Warum das Zentrum in Sachen Sozialkompetenz ausgerechnet auf eine App setzt? „Weil wir einerseits den Begriff des selbstbestimmten Lernens ernst nehmen und andererseits von der Idee fasziniert sind, immer und überall lernen zu können“, sagt Zentrumsleiterin Brigitte Schröder. Dass die App bei Jugendlichen ankommt, hat eine Pilotierung gezeigt. Und auch auf internationalen Tagungen fand sie bereits Anklang. (j.n.)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2014)