Hummer-Prozess in Ungarn: 15 Jahre Haft für Kärntner

APA
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Der 36-jährige Österreicher hat vor zwei Jahren in Szeged einen Motorradpolizisten nach einer Verkehrskontrolle überfahren und getötet.

15 Jahre Haft - dieses Urteil gegen einen 36-Jährigen Österreicher hat Richter Attila Joo am Donnerstag im südungarischen Szeged verkündet. Der gebürtige Kärntner soll 2012 einen Motorradpolizisten mit einem Hummer-Geländewagen überfahren haben. Nach Verkündung der Strafhöhe schilderte der Richter noch einmal die verhängnisvollen Ereignisse.

Der 35-Jährige war in einer Gruppe von insgesamt vier "Hummer"-Geländewagen-Fahrern unterwegs gewesen, die an einer Offroad-Tour in Rumänien teilgenommen hatten. Auf dem Heimweg gerieten sie am 11. Oktober 2012 gegen 12.30 Uhr in der südungarischen Ortschaft Apatfalva in eine Verkehrskontrolle. Einer wurde wegen Schnellfahrens angehalten und musste Strafe bezahlen.

Verfolgungsjagd mit Schüssen

Nachdem der Konvoi seine Heimreise fortsetzen konnte, dürfte der Angeklagte beim Wegfahren die Beamten provoziert haben, indem er auf Höhe ihres Autos seinen "Hummer" über die Fahrbahnmitte lenkte und dem Pkw der Verkehrspolizei äußerst nahe kam. In einer seiner Einvernahmen hatte der 35-Jährige dazu erklärt, er habe sich im Vorbeifahren mit einem Blick ins Fahrzeuginnere versichern wollen, ob sich in diesem überhaupt ein Radar-Gerät befand.

Die Polizei nahm daraufhin die Verfolgung auf, wobei aus dem Polizeiauto mehrere Schüsse auf die Reifen des vom 35-Jährigen gelenkten "Hummer" abgegeben wurden. Zusätzlich hatten sich zwei Polizisten auf Motorrädern an die Fersen des Österreichers geheftet. Dieser soll weitere Provokationen begangen haben, indem er den Beamten den ausgestreckten Mittelfinger präsentierte und die Zunge zeigte. Dieses Verhalten erklärte der gebürtige Villacher später damit, er habe geglaubt, dass diese ihn schon wieder kontrollieren wollten.

Mit Pfefferspray besprüht

Schließlich holten die Motorradfahrer den Villacher ein, wobei einer der Polizisten im Vorbeifahren gegen den "Hummer" trat, während der Österreicher ihn angeblich abdrängen wollte. Als der 35-Jährige endlich zum Anhalten gebracht war, indem einer der Beamten sein Motorrad vor dem tonnenschweren Geländefahrzeug einbremste, lief der andere sogleich zum "Hummer" und versuchte, die Fahrzeugtür aufzureißen. Weil das nicht gelang, soll - so die Darstellung des 35-Jährigen - der Polizist mit den Worten "Fuck you" ihm durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben.

In dieser Situation sei er "in Panik" aufs Gas gestiegen, so der Angeklagte im Rahmen des Ermittlungsverfahrens. Bedingt durch den Pfefferspray habe er nichts gesehen. Er habe den "Hummer" nach rechts gezogen. Dass dort der zweite Polizist stand, habe er nicht wahrgenommen. Imre K. (34) wurde zu Boden gestoßen und laut Anklage mit einer Geschwindigkeit von 27 bis 33 Stundenkilometern überfahren, wobei der "Hummer" auch sein Motorrad erfasste, das auf den Beamten stürzte. Der Polizist erlitt derart schwere innere Verletzungen sowie Schädelverletzungen, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus starb.

Messerstiche

Laut Anklage dauerte es zwölf bis 14 Minuten, bis der 35-Jährige von den anderen Beamten - das Polizeiauto war mittlerweile auch zur Stelle - und einem Zivilisten, der ihnen half, überwältigt wurde. Elf Schüsse wurden dabei auf den Österreicher abgegeben, weil er - so die Darstellung der Polizisten, die der Angeklagte vehement abstreitet - mit einem gezückten Messer aus dem "Hummer" gestiegen sein soll. Der Mann wurde im Rücken, in der Hand, am Oberschenkel und am Knie getroffen.

Er habe den ums Leben gekommenen Beamten nicht gefährden wollen, versicherte der Angeklagte. Er habe "panische Angst gehabt" und sei infolge des Pfeffersprays "blind" gewesen. Er habe dann nur mehr "die Schüsse in meinem Körper und die Schmerzen gespürt". Er habe sich auch bewusst auf die Pistole des überfahrenen Polizisten gelegt, damit mit dieser Waffe nicht mehr auf ihn geschossen werden konnte.

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