Metaller fordern mehr Freizeit statt Lohnerhöhung

START DER METALLER-HERBSTLOHNRUNDE: WIMMER/PROYER
START DER METALLER-HERBSTLOHNRUNDE: WIMMER/PROYERAPA/ROBERT JAEGER
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Die Forderung der Gewerkschaft könnte rund eineinhalb Wochen mehr Urlaub im Jahr bringen. Die Arbeitgeber zeigen sich davon wenig begeistert.

Die erste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen ist am Donnerstag nach drei Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Zuvor hatten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA mit einer Forderung nach mehr Freizeit gegen Lohnverzicht die Verhandlungen der Metallindustrie gestartet. Die Freizeitoption sieht vor, dass die Beschäftigten auf die Ist-Lohnerhöhung verzichten und dafür mehr Freizeit erhalten.

Nötig ist dafür eine Betriebsvereinbarung, die Option basiert auf gegenseitiger Freiwilligkeit. In der Elektro- und Elektronikindustrie gibt es diese Modell bereits seit zwei Jahren. Laut Gewerkschaften ist das Interesse der Arbeitnehmer groß, insbesondere bei Jüngeren.

Bei einer Ist-Lohnerhöhung von 2,8 Prozent - wie im Vorjahr - entspricht dies 4,67 Stunden mehr Freizeit im Monat, also rund eineinhalb Wochen mehr Urlaub im Jahr.

Arbeitgeber zurückhaltend

Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie, kann diesem Modell eher weniger abgewinnen, ausschließen wollte er es im Gespräch mit Journalisten aber auch nicht. Die Freizeitoption sei mit den Erfordernissen von Schichtbetrieben nur schwer umsetzbar. Karl Proyer, Chefverhandler der GPA, betonte, dass es keine Verhandlungslösung ohne Freizeitoption geben werde.

Ansonsten tauschten die Sozialpartner bei der Forderungsübergabe altbekannte Standpunkte aus. Knill verwies auf die schlechte Auftragslage und sinkende Beschäftigungszahlen, während PRO-GE-Chefverhandler Rainer Wimmer ein gutes abgelaufenes Geschäftsjahr hervorstrich und ein deutliches Lohn- und Gehaltsplus einforderte. Immerhin habe die Metallindustrie heuer 1,72 Mrd. Euro an die Eigentümer ausgeschüttet.

Zwischen Untergang und Milliardenausschüttung

Die Maschinen- und Metallwarenindustrie antwortet mit Zahlen der Statistik Austria: Die Produktion ist in den ersten fünf Monaten des heurigen Jahres mit Einberechnung der Inflation um 3,71 Prozent gesunken, die Auftragseingänge gingen um 3,70 Prozent zurück und die Exporte sanken um 2,0 Prozent. Und hier sei die Ukraine-Krise noch gar nicht auf den Höhepunkt gewesen. Russland ist das fünftgrößte Exportland für die Branche. In den vergangenen 13 Jahren seien die Löhne um 35 Prozent stärker gestiegen als die Produktivität.

Die Lohnstückkosten sind aber geringer gestiegen als die Preise, kontern wiederum die Gewerkschaften. Dass sie zuletzt etwas stärker gestiegen seien als in der EU sei auf einen Anpassungseffekt zurück zu führen. Und davon, dass es der Branche schlecht geht, könne überhaupt keine Rede sein, denn 87 Prozent der Unternehmen erzielten ein positives Ergebnis. Insgesamt wurde im Vorjahr ein Jahresüberschuss von 2,48 Mrd. Euro eingefahren. Die Eigenkapitalquote liege bei beachtlichen 37,9 Prozent, verweisen die Arbeitnehmer auf die AK-Analyse

2,8 Prozent mehr Lohn im Vorjahr

Die Verhandlungen betriffen rund 120.000 Mitarbeiter der Maschinen- und Metallwarenindustrie, des größten Fachverbands innerhalb der sechs Metaller-Verbände. Im Vorjahr schlossen die Verhandler nach fünf zähen Gesprächsrunden mit einem Lohnzuwachs von 2,8 Prozent ab - bei einer Inflationsrate von 2,4 Prozent. Heuer liegt die Teuerungsrate bei 1,8 Prozent.

(APA)

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