In bis zu 60 Prozent der untersuchten Brustkrebsfälle verschwand das Tumorgewebe nach einer intensivierten medikamentösen Behandlung
Bei manchen Brustkrebspatientinnen kann eine intensivierte medikamentöse Behandlung vor der Operation den Tumor völlig zum Verschwinden bringen und bedeutet keine Erhöhung des Risikos für Herz-Nebenwirkungen. Dies hat eine Studie der Österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG) ergeben. Sie wurde am Samstag beim Europäischen Onkologenkongress (ESMO) in Madrid präsentiert.
An dem Kongress in der spanischen Hauptstadt (26. bis 30. September) nehmen rund 18.000 Krebsspezialisten teil. Er steht unter dem Motto der "Präzisionsmedizin" unter dem Einsatz von Arzneimitteln, die möglichst zielgerichtet Tumorzellen angreifen sollen.
In der ABCSG-Studie 32, die in Madrid von dem Wiener Spezialisten Günther Steger (Comprehensive Cancer Center von MedUni Wien und AKH) vorgestellt wurde, ging es um die Bewertung einer intensivierten medikamentösen Therapie von Frauen mit sogenanntem HER2-positivem Brustkrebs noch vor der Operation (neoadjuvant). Solche "neoadjuvante" Therapieformen sollen den Tumor vor dem chirurgischen Eingriff möglichst verkleinern oder gar zum Verschwinden bringen.
Kein erhöhtes Risiko für das Herz
Insgesamt 100 Patientinnen wurden in die Untersuchung in vier Gruppen zu je 25 Probandinnen aufgenommen. Eine Gruppe erhielt die derzeit übliche Standardtherapie aus einem Taxan-Chemotherapeutikum und dem monoklonalen Antikörper Trastuzumab. Bei den anderen drei Gruppen kamen wechselweise entweder in Fettkügelchen eingeschlossenes Doxorubicin (Chemotherapeutikum) und/oder der monoklonale Antikörper Bevacizumab hinzu. Primär wurde untersucht, ob die zusätzliche Behandlung eventuell Herz-Nebenwirkungen häufiger auftreten lässt. Herzprobleme treten im Rahmen von Krebstherapien mit manchen monoklonalen Antikörpern (z.B. Trastuzumab) oder bestimmten Chemotherapeutika erfahrungsgemäß öfter auf.
Onkologe Günther Steger stellte die ersten Ergebnisse vor. Demnach stellte sich bei mehr als 60 Prozent der Patientinnen, welche die intensivierte Therapie erhalten hatten, bei der Operation heraus, dass am Ort des Tumors keine bösartigen Zellen mehr vorhanden waren.
"Wir haben nun den Beweis, dass Doxorubicin in nicht-pegylierter liposomal verkapselter Form (Wirkstoff für die langsame Freisetzung in Fettkügelchen verpackt; Anm.) in Kombination mit der Standardtherapie kein erhöhtes Toxizitätsrisiko für das Herz mit sich bringt und außerdem zu einer höheren Remissionsrate führt. Dasselbe gilt auch für Bevacizumab, auch hier gab es keinen Hinweis auf eine höhere Kardiotoxizität als unter der gängigen Chemotherapie", sagte Steger. Wahrscheinlich sei dafür die langsamere Aufnahme der Wirkstoffe in den Körper verantwortlich. Die Garantie und mögliche Verbesserungen der Lebensqualität von Patienten bei hoch effektiver Therapie sei ein wichtiges Anliegen, betonte auch der Präsident der ABCSG, Michael Gnant (CCC/Wien).
(APA)