Nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel birgt eine medikamentöse Behandlung offenbar keine Gefahr für das Ungeborene.
In seltenen Fällen erkranken Frauen während einer Schwangerschaft an Krebs bzw. wird die Diagnose in dieser Zeit gestellt. Die Ärzte sind bisher sehr zurückhaltend mit den entsprechenden Therapien gewesen. Doch eine Chemotherapie stellt zumindest nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel keine Gefahr für das Ungeborene dar, hieß es am Samstag beim Europäischen Krebskongress (ESMO) in Madrid.
Frederic Amant von der Universitätsklinik Leuven (Belgien) und seine Co-Autoren haben die Entwicklung von 38 Babys, bei denen die Mütter vor der Entbindung mit Chemotherapeutika wegen Krebs behandelt worden waren, mit jener von 38 Kleinkindern ohne diese potenzielle Belastung verglichen. Es ging dabei um die Bestimmung der mentalen Entwicklung und der Herzfunktion. Der Vergleich wurde im Alter von zwei Jahren durchgeführt.
"Wenn eine Chemotherapie nach dem ersten Trimester einer Schwangerschaft durchgeführt wird, können wir keine Probleme bei den Babys entdecken. Ängste bezüglich der Risiken einer Chemotherapie sollten kein Grund sein, eine bestehende Schwangerschaft zu beenden, eine solche Krebstherapie zu verschieben oder einen früheren Entbindungstermin anzustreben", sagte Amant.
Nur unter optimalen Sicherheitsbedingungen
Ähnlich war das Ergebnis einer zweiten Studie der belgischen Wissenschaftlergruppe, in der 16 Kinder und zehn Erwachsene, deren schwangere Mütter eine Strahlentherapie bekommen hatten, untersucht wurden. Demnach zeigten sich bei einem Kind eine deutliche Behinderung der kognitiven Entwicklung. In diesem Fall lagen aber auch andere Schwangerschaftskomplikationen vor. Bis auf drei von 16 Kindern zeigten alle Untersuchten in den Tests Ergebnisse im Normalbereich. Laut den Wissenschaftlern sollte eine Strahlentherapie auf jeden Fall nur unter optimalen Sicherheitsbedingungen erfolgen. Vorsicht sollte hier besonders im dritten Schwangerschaftsdrittel geübt werden.
Trotzdem ist die Verhinderung einer Schwangerschaft bei einer bei Frauen anstehenden Krebstherapie wichtig, um jedes Risiko auszuschließen. Sarah van Peer von der Studiengruppe in Leuven analysierte die Daten aus dem Register des internationalen Netzwerks zur Untersuchung von Fertilität und Infertilität rund um Krebserkrankungen. Sie stammten von 1011 Patientinnen aus 21 Staaten mit einer Krebsdiagnose. Demnach wurde bei 3,23 Prozent von 897 Patientinnen eine Schwangerschaft festgestellt, bei 25 von ihnen während oder noch vor der Therapie. Wichtig sei, dass man mit den Frauen über Empfängnisverhütung spreche, betonte die Wissenschaftlerin in Madrid.
Europäischer Krebskongress (ESMO)
An dem Kongress (26. bis 30. September) nehmen rund 18.000 Spezialisten teil. Vor zwei Jahren hat er in Wien stattgefunden. In Madrid erwartete man ein um rund 25 Prozent größeres Fachpublikum.
(APA)