Das Ebola-Virus geht auf Weltreise

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GERMANY EBOLA CASE(c) APA/EPA/BORIS ROESSLER
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In den USA wurden Kontaktpersonen des Ebola-Infizierten unter Quarantäne gestellt. In Deutschland ist ein erkrankter Arzt zur Behandlung an der Universitätsklinik Frankfurt eingetroffen.

Frankfurt/Dallas/Wien. Deutschland hat einen zweiten Ebola-Patienten aufgenommen: Der Arzt kam Freitagfrüh mit einem Ambulanzflug in Frankfurt an, wo er auf der Isolierstation der Universitätsklinik behandelt wird. Der Mediziner ist aus Uganda und hat für eine italienische Hilfsorganisation gearbeitet und sich in Sierra Leone mit dem Ebola-Virus infiziert. Das gab Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt.

Die italienische Hilfsorganisation habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) um Hilfe gebeten und diese dann wiederum das deutsche Außenministerium, erklärte der Gesundheitsminister. Der Infizierte ist laut den behandelnden Ärzten in einem sehr ernsten, aber stabilen Zustand. Seine Therapie bestehe „aus der Gabe von Flüssigkeit, der Unterstützung seines Kreislaufs, gegebenenfalls auch der Atmung und der Nierenfunktion“, sagte einer der Oberärzte der Klinik.

Mann log bei Ausreise

Der erste Ebola-Fall außerhalb Afrikas ist vor wenigen Tagen im US-Bundesstaat Texas aufgetreten: Dort versuchen die Behörden mit allen Mitteln eine Ausbreitung der Viruserkankung zu verhindern. Sie haben bisher um die 80 Personen gefunden, mit denen der Infizierte in Kontakt kam. Der Mann, der Verwandte in Dallas besucht, ist von der liberianischen Hauptstadt Monrovia über Brüssel nach Washington geflogen. Dort hat er noch einmal das Flugzeug gewechselt, um weiter nach Dallas zu reisen.

Seine Familie in Texas – offenbar seine Schwester und Nichten und Neffen – steht derzeit unter Quarantäne in deren Haus. Vorsichtsmaßnahmen wurden auch in der Schule der Kinder getroffen. „Es kann weitere Fälle geben, aber es wird keine Ausbreitung geben“, zeigte sich der Chef der US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC), Tom Frieden, überzeugt.

Kritik hagelte es am Personal des Texas Presbyterian Hospitals in Dallas: In dieses Krankenhaus war der Mann mit Fieber gebracht und mit Antibiotika wieder entlassen worden. Offenbar hatte eine Krankenschwester in der Erstaufnahme den Ärzten nicht mitgeteilt, dass der Mann angegeben hatte, zuvor in Afrika gewesen zu sein. Einige Tage später wurde er dann mit einem Krankenwagen in einem schlechten gesundheitlichen Zustand in die Notaufnahme gebracht.

Bei seiner Ausreise aus Liberia dürfte der Mann das Risiko einer Infektion verschwiegen haben. Auf dem Ausreise-Fragebogen hat er angegeben, nicht mit Ebola-Erkrankten in Kontakt gekommen zu sein. Tatsächlich hat er aber fünf Tage vor seiner Abreise eine Frau ins Krankenhaus gebracht, die später an Ebola verstarb. Auch sein Bruder starb am tödlichen Virus.

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf erklärte, sie sei „sehr verärgert“ über das Verhalten des Mannes. Sie lasse Möglichkeiten einer strafrechtlichen Verfolgung wegen des Belügens von Regierungsbehörden prüfen.

NBC-Kameramann erkrankt

Ebenfalls aus Monrovia wird noch dieses Wochenende ein an Ebola erkrankter Amerikaner ausgeflogen. Der Mann arbeitet als Kameramann für den TV-Sender NBC News. Die übrigen NBC-Mitarbeiter würden ebenfalls in die USA gebracht und dort zunächst für drei Wochen unter Quarantäne gestellt, teilte die Chefin des Senders mit.

Von der Ebola-Epidemie in Westafrika sind Guinea, Liberia und Sierra Leone am stärksten betroffen. Insgesamt sind dort 7157 Erkrankungen (bestätigte und Verdachtsfälle) und 3300 Todesfälle erfasst worden. (ag./zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2014)

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