Notfallplan bei Ebola-Verdacht: Das ist zu tun

(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
  • Drucken

Die WHO sieht eine Verbreitung des Ebola-Virus in westlichen Industriestaaten als extrem unwahrscheinlich an. Zu einzelnen Fällen kann es jedoch kommen. Wie bei einem Risiko vorgegangen werden soll.

In den westlichen Industriestaaten kann es laut WHO sporadisch zu eingeschleppten Ebola-Fällen kommen. Das Vorhandensein eines funktionierenden Gesundheitswesens lassen eine Verbreitung aber extrem unwahrscheinlich erscheinen. Österreichs Ärzte sind seit längerer Zeit von den Gesundheitsbehörden via Landesärztekammern informiert worden. Hier die Grundzüge:

"Prinzipiell ist derzeit das Auftreten eines Verdachtsfalles (...) als gering einzuschätzen. Es gibt keine Direktflüge von Afrika nach Österreich, wohl aber die Möglichkeit, dass ein Infizierter mit einem Anschlussflug am Flughafen (...) eintrifft oder über andere Verkehrswege nach Österreich gelangt", heißt es in den entsprechenden Unterlagen, die der APA vorliegen.

So ist bei einem Verdacht vorzugehen:

Notfallplan bei Ebola-Verdacht
Notfallplan bei Ebola-Verdacht(c) APA

Kontakt, Verletzungen, Ernährung

Laut einer Audiokonferenz, die am 22. August europaweit unter Beteiligung der Gesundheitsministerien stattfand, sind als Personen mit einem hohen Expositionsrisiko Menschen mit einem Kontakt (kleiner ein Meter ohne Schutzkleidung) mit einem Verdachts-, Erkrankungs- oder Todesfall zu betrachten. Auch bei Verletzungen (z.B. Nadelstichverletzungen) oder Schleimhautkontakt durch Körperflüssigkeiten, Gewebe oder Laborproben von solchen Personen ist von einem höheren Risiko auszugehen. Schließlich gilt auch noch direkter Kontakt mit Fledermäusen, Nagetieren oder Primaten (tot oder lebendig) oder der Konsum von "Bush Meat" als Risiko.

Idealerweise sollen Personen, die innerhalb von 21 Tagen nach Rückkehr aus einem betroffenen Gebiet an Fieber und mit Ebola kompatiblen Symptomen erkranken, den Arzt telefonisch kontaktieren. Sollte der Patient bereits in der Ordination oder Ambulanz persönlich vorsprechen, sind Schutzvorkehrungen für Personal und Patienten zu treffen. In Ambulanzen wird das natürlich das Anlegen von Schutzkleidung sein. In Krankenhäusern wird weiters für die betroffene Abteilung eine Aufnahmesperre verhängt werden, andere Patienten sollten ferngehalten werden.

Sollte ein konkreter Verdacht auf eine Ebola-Infektion bestehen, sollte der Arzt, der eine Überweisung an eine spezialisierte Krankenhausabteilung (Infektionsabteilung, Möglichkeit zur Isolation von Patienten) ausstellt, das jeweilige Krankenhaus telefonisch vorinformieren.

Gleiches gilt natürlich für den Krankentransport. Der Patient ist ausnahmslos mit einem Spezialfahrzeug des Rettungsdienstes ins Krankenhaus zu bringen. Die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen werden vom jeweiligen Rettungsdienst (Wiener Berufsrettung, Rotes Kreuz etc.) getroffen.

Wer als Kontaktperson gilt

Alle Personen, die in direktem ungeschütztem Kontakt zum symptomatischen Patienten gestanden sind (Abstand kleiner ein Meter und/oder Kontakt mit Körperflüssigkeiten), gelten als Kontaktpersonen und sind in eine Liste einzutragen. Die Erhebung erfolgt in enger Zusammenarbeit der erstbehandelnden Ärzte und der Gesundheitsämter. Die Liste liegt bei den Gesundheitsämtern auf.

Allen Kontaktpersonen werden Informationsblätter mit Temperaturprotokollen ausgehändigt. Kontaktpersonen müssen über einen Zeitraum von 21 Tagen zweimal täglich die Körpertemperatur messen und in das Temperaturprotokoll eintragen. Die Gesundheitsämter fragen aktiv zumindest im Abstand von fünf Tagen nach.

Meldepflicht bei Ebola-Verdachtsfällen

Für Ebola-Verdachtsfälle gilt eine Meldepflicht bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde durch den Arzt, der als erster kontaktiert worden ist (Gesundheitsamt etc.). Dem Gesundheitsamt ist zusätzlich die Liste der Kontaktpersonen inklusive ihrer telefonischen Erreichbarkeit zu übermitteln.

Mikrobiologische Proben für die Abklärung eines Ebola-Verdachts werden unter den geltenden Sicherheitsauflagen an spezialisiere Labors mit der Möglichkeit einer Polymerase-Chain-Reaction-unterstützten Testmethode geschickt. Ehemals wurden die Proben im Bernhard Nocht Institut in Hamburg untersucht. Mittlerweile hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ebenfalls diese Testmethoden auf Ebola-Viren in Österreich etabliert. Das Ergebnis liegt an sich binnen kurzer Zeit, also innerhalb von Stunden, vor. Die notwendige Zeit für die Abklärung hängt vom Transportweg ab.

Alle erhobenen Kontaktpersonen werden von der Gesundheitsbehörde aktiv vom Ergebnis der Untersuchung des Verdachtsfalles verständigt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

UNICEF: 2014 war ein Katastrophenjahr für Kinder
Weltjournal

UNICEF: 2014 war ein Katastrophenjahr für Kinder

Mehr als 15 Millionen Kinder leiden in den größten aktuellen Krisenherden in Irak, Syrien, Gaza, Ukraine, Südsudan und Zentralafrikanische Republik unter extremer Gewalt, Zerstörung und Vertreibung.
Ein US-Soldat trainiert Personal in einem Ebola-Behandlungszentrum in Monrovia.
Weltjournal

Ebola: "Ärzte ohne Grenzen" kritisiert langsame Hilfe

Die Finanzierung von Behandlungszentren sei nicht ausreichend. Bei konkreten Maßnahmen wie der Personalsuche werde die Bevölkerung alleine gelassen.
Weltjournal

Das Leben nach dem Ebola-Einsatz

Knapp 5700 Menschen sind bisher vor allem in Sierra Leone, Guinea und Liberia der Ebola-Epidemie zum Opfer gefallen. Wie ergeht es internationalen Helfern nach ihrer Rückkehr?
Symbolbild: Impfung
Weltjournal

Impfstoff gegen Ebola: Forscher melden ersten Erfolg

In einer ersten Phase sollen die 20 gesunden Testpersonen positiv auf den Stoff reagiert und die für Ebola nötigen Antikörper entwickelt haben.
Ebola: US-Pharmariese erwirbt Rechte an Impfstoff
Weltjournal

Ebola: US-Pharmariese erwirbt Rechte an Impfstoff

Der Pharmakonzern Merck & Co will zu Jahresbeginn mit großen klinischen Studien beginnen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.