Thermografie: Das Haus mit anderen Augen sehen

(c) Österreichische Gesellschaft für Thermologie
  • Drucken

Wann ist es sinnvoll, Wärmebilder zu machen? Und wie funktioniert's?

Bunte Bilder, auf denen Häuser in ganz anderem Licht erstrahlen: Seit das Thema Energiesparen auch im Wohnbereich ein großes ist, tauchen sie immer öfter auf – Wärmebilder von Gebäuden, die zeigen, an welchen Stellen Energie verloren geht. Und so Hinweise darauf geben, wo die Dämmung schlecht ist oder Wärmebrücken existieren.

„Jede Oberfläche gibt Wärmestrahlung ab, sofern ihre Temperatur über dem absoluten Nullpunkt liegt“, erklärt Friedrich Mendel, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Thermografie, das Prinzip. Mittels einer speziellen Kamera wird diese Infrarotstrahlung erfasst – und was für das Auge sonst nicht sichtbar ist, wird in Thermobilder umgesetzt.

Wann es sinnvoll ist, die Methode anzuwenden? „Vor Umbauten“, sagt Bernhard Damberger, Umweltanalytiker beim Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie (IBO). Auch vor Sanierungen kann – sofern die Mängel dem Fachmann nicht ohnehin ins Auge stechen – die Thermografie hilfreich sein. „Und bei der punktuellen Fehlersuche, etwa wenn es in einem Raum kälter ist als in den anderen“, ergänzt Damberger.

Auch von innen knipsen

Mendel sieht auch großes Potenzial im Neubaubereich: „Die Qualitätsüberwachung beim Bau ist ein Zukunftsbereich der Thermografie.“ Fehler ließen sich frühzeitig erkennen und seien dann noch recht einfach zu beheben.

Beide Experten plädieren dafür, sich nicht auf die Außenthermografie zu beschränken, sondern auch Bilder vom Inneren des Hauses zu machen. „Sonst zeichnen sich etwa Wärmebrücken nicht so gut ab“, erklärt Mendel, „auch lassen sich keine Aussagen über Geschoß- oder Kellerdecken treffen, Fenster sind ebenso von außen nicht zu beurteilen.“ Damberger bestätigt: „Die Bilder von außen geben optisch viel her und können auch eine grobe Orientierung liefern. Aussagekräftiger sind allerdings Aufnahmen von innen.“

Außerdem sollten Thermografien von „Blower-Door“-Tests begleitet werden, sagt Armin Knotzer, Energieexperte bei „die umweltberatung“. Dieses Verfahren überprüft mittels künstlich erzeugtem Druck einen Raum auf seine Luftdichtheit. Wer nun eine Thermografie benötigt, muss sich noch gedulden. Die Bilder werden nur bei Temperaturunterschieden von 20 °C zwischen innen und außen aussagekräftig, möglich ist dies in unseren Breiten lediglich im Winter, am besten in den Stunden vor Sonnenaufgang (damit die Sonne die Messungen nicht beeinflusst). Außerdem müssen die Räume im Vorfeld beheizt, die Innentüren geöffnet, Vorhänge und Jalousien abgenommen werden.

In der Regel dauert es vier bis sechs Stunden, um ein durchschnittliches Einfamilienhaus zu untersuchen, sagt Mendel. Die Kosten für eine Bauthermografie von innen und außen gibt der Experten mit rund 700 Euro (samt Befund) an, zum Teil wird die Maßnahme auch von den Ländern mit einer Förderung unterstützt.

AUF EINEN BLICK.

Prinzip: Alle Oberflächen mit einer Temperatur über dem absoluten Nullpunkt (–273 °C) geben Wärmestrahlung ab. Die Wärmebildkamera misst die Temperatur der Oberfläche und wandelt sie in Thermo-Bilder um.

Anwendung: nur sinnvoll in der kalten Jahreszeit, bei einem Temperaturunterschied zwischen innen und außen von rund 20 °C.

Links: www.thermografie.at
www.grazer-ea.at (Broschüre zum Download), www.ibo.at
www.umweltberatung.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.