Wohnstudien: Man wird doch noch träumen dürfen!

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Welches Haus die Österreicher gerne hätten. Und warum das, auch ohne Schuhraum, realitätsfern ist.

Ein ganzes Zimmer nur für Schuhe!“ Wenn Österreicher, in diesem Fall der weibliche Teil, vom Wunschhaus träumen dürfen, kommen darin schon mal eigene Räume für Stilettos, Pumps und Ballerinas vor. 32 Prozent der Frauen, die für die repräsentative Studie „Das Traumhaus der Österreicher“ befragt wurden, hätten gerne ein solches Zimmer.

Wünsche: bescheiden

In vielen Fällen dürfte es aber eine Schimäre bleiben, denn ansonsten bleiben die Vorstellungen in Sachen Haus oft recht realitätsnah, sagt Roswitha Hassinger, Geschäftsführerin des Gallup-Instituts, das die Studie im Auftrag von Raiffeisen Immobilien durchgeführt hat. So wünschen sich die meisten der 1000 Befragten nur zwei Bäder und vier Zimmer in ihrem Haus – ob da gerade für den begehbaren Schuhschrank ein Plätzchen bleibt? Auch in anderen Bereichen seien die Österreicher recht bescheiden, sagt Hasslinger. Insgesamt 72 Prozent sind mit einer Wohnfläche von bis zu 150 Quadratmetern zufrieden, 34 Prozent würden sogar mit 120 Quadratmetern ihr Auslangen finden. Und danach befragt, was das Haus im Vergleich zur aktuellen Bleibe an Mehrwert bieten sollte, gibt man sich ebenfalls pragmatisch: „Mehr Platz“, heißt es da, „mehr Natur und Grün“, und „es sollte praktischer, bequemer sein“. Mehr Luxus und Prestige finden sich im Ranking ganz unten.

Preisvorstellungen: unrealistisch

Wobei: Garten, Terrasse und Schwimmgelegenheit finden schon einen fixen Platz in den Hausträumen. Und bei der Finanzierung der Annehmlichkeiten lässt dann das Gespür für die (harte) Wirklichkeit nach. Wer will schon von Bankgesprächen, Kreditraten und Schulden träumen? 21 Prozent der Befragten schätzen, dass sie ihr Traumhaus für bis zu 200.000 Euro bekommen – inklusive Grundstück, im Schnitt rechnen sie mit knapp über 280.000 Euro. „Ein Traumhaus mit bis zu 150 Quadratmeter Wohnfläche, vier Zimmern, Garten und Pool – das wird sogar zum Preis von 300.000 Euro ein Traum bleiben“, sagt Peter Weinberger, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilien Vermittlung. „Selbst Häuslbauer, die einen Großteil der Arbeiten in Eigenregie durchführen, werden damit nicht auskommen.“

Mit dafür verantwortlich sind neben den Grundstückspreisen die zuletzt stark gestiegenen Baukosten. „Der Bau eines Einfamilienhauses in massiver Bauweise ist heuer gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent teurer geworden“, sagte etwa Georg Neumann, Präsident der Vereinigung Baumeisterhaus, diese Woche bei der Präsentation der „Häuslbauerstudie 2008“, für die das Linzer Meinungsforschungsinstitut market zukünftige Häuslbauer und solche, die es schon hinter sich gebracht haben, befragte. Diese Gruppe ist sich der Kosten auch viel bewusster als ihre Kollegen, die einfach träumen dürfen. „Das Thema Finanzierung wird – nicht zuletzt angesichts der Finanzmarktkrise – von den Befragten als schwieriger als noch vor einigen Jahren eingestuft“, erklärt market-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer.

Energieeffizienz: nicht so wichtig

Neben den Kosten vernachlässigten die Traumhaus-Studienteilnehmer einen weiteren Aspekt: jenen der Energieeffizienz. Auf der Hitliste der Eigenschaften, die bei einem Haus am wichtigsten sind, findet sie sich nur auf Platz fünf – nach einer soliden Bauweise, hellen, sonnigen Räumen, genug Platz und einer guten Lage. Apropos Lage: Hier werden die Österreicher wieder träumerisch. Mitten in der Natur soll das Häuschen stehen, in einem kleinen Dorf auf dem Land (33 Prozent), am Wasser (29 Prozent) oder gar am Waldrand (28 Prozent). Aber bitte mit Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsinfrastruktur, Kindergärten und Schulen, „wenn nicht schon in Sichtweite, dann zumindest nur Gehdistanzen entfernt“, erzählt Hasslinger.

Zufriedenheit: mäßig hoch

Wen wundert es bei diesen Wünschen, dass die Zufriedenheit jener, die bereits ein Haus besitzen, nur mäßig hoch ist. Für insgesamt 55 Prozent passt die Immobilie, „interessant ist das Ost-West-Gefälle“, berichtet Hasslinger. 72 Prozent der Tiroler und Vorarlberger seien mit ihrem Domizil glücklich, aber nur 49 Prozent der Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer. Und der Rest der Hauseigentümer sitzt wohl daheim und träumt vor sich hin. Vom eigenen Zimmer für die Schuhe zum Beispiel.

ZUSATZZIMMER

Traumhaus-Studie: Befragt nach möglichen Zusatzräumen steht
für 72 Prozent das Gästezimmer auf der Wunschliste ganz oben. Auf den Plätzen: Vorratsraum
(70 Prozent), ein „eigenes Zimmer nur für mich (60 Prozent), begehbarer Schrank (53 Prozent), Arbeitsraum (52 Prozent). Für den begehbaren Schuhschrank plädieren 28 Prozent – 32 Prozent der Frauen und immerhin
23 Prozent der Männer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2008)

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