Amanshausers Welt: 102 Kasachstan

Eselkarren
Eselkarren(c) Die Presse (Martin Amanshauser)
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Hielt der Chef eines kasachischen Grenzpostens diese kleine Rede?

TIPP

Also der ganze Businhalt ergießt sich jetzt in die Grenzstation! 27 Ausländer, müde und zermürbt, wegen der Warterei an der usbekischen Seite. Die kommen total fertig an. Die meisten Idioten sind zwischen den Grenzen zu Fuß gegangen, zwei Kilometer bei 40 Grad Celsius. Kaum einer von denen hat den Eselskarren genommen.

Die Passagiere interessieren uns gar nicht, nur der Tourleader und der Bus. Es ist ein Luxusbus. Die haben also wirklich Geld. Daher wird sich die Sache in die Länge ziehen. Wir schicken den Tourleader von einer Stelle zur nächsten, Papiere abstempeln, Kontrollen, diverse Genehmigungen. Denkt euch schöne englische Bezeichnungen aus, „bus passport“, „heavy vehicle licence“. Und sprecht immer etwas schlechteres Englisch, als ihr könnt!
Beim Auseinandernehmen des Busses werden wir diesmal ein professionelleres Verhalten an den Tag legen, genau, ich meine dich, Ivan. Nicht wie letztens bei den Franzosen … du hast laut herausgeprustet, als du die Toilette im Bus gesehen hast. Aber diese Busse haben alle Toiletten! Ein Mann von Welt weiß das – hörst du mir eigentlich zu, Ivan? Selbst wenn der Bus ein Whirlpool eingebaut hat, macht ihr ganz normale Gesichter: Nur Bauerndeppen prusten immer gleich los.

Ihr könnt ihnen gerne zu verstehen geben, dass ihr was benötigt. Bei der Kontrolle findet ihr Taschenmesser, MP3-Player, Digitalkameras. Sie geben diese Gegenstände ungern her. Ihr sollt sie auch nicht vehement einfordern, nur sachte unsere Ansprüche andeuten. Das erhöht den Gesamtpreis. Toqdar, vorne neben dem Fahrersitz steht ein Panda aus Plüsch. Ein netter, schicker Bär. Du hast drei Kinder, Toqdar, sag ihnen, du möchtest den für deine Kinder. Du lieferst den bei mir ab. Ich brauche sowas für meine Nichte.

Die Passagiere schleusen wir langsam durch, nach Handgepäckkontrolle, Passkontrolle und Stempelprozedur dürfen sie direkt beim Stufenabgang Platz nehmen.
Wenn sie sich eingerichtet haben – sagen wir nach einer Stunde –, gehst du hin, Oleg. Du sagst mit strenger Miene, dass sie dort den Zugang blockieren. Dass sie verschwinden müssen. Sie haben keine andere Wahl als die pralle Sonne. Sie möchten dort möglichst rasch weg, also werden sie Druck auf den Tourleader ausüben, und das kommt uns zugute.

Insgesamt soll die Prozedur – inklusive der Buskontrolle – mindestens vier Stunden dauern. Zwischendurch ist immer wieder die eine oder andere der fünf operierenden Kontrollstellen auf Pause oder auf Schichtwechsel. Der Tourleader bleibt in den endlosen Diskussionen hängen. Wir werden auch ausgiebig telefonieren. Aber Vorsicht, die Älteren unter den Ausländern verstehen manchmal Russisch!

Am Ende, wenn sie weich sind, verlautbaren wir – genauer gesagt, ich persönlich –, dass wichtige Dokumente fehlen, dass ein Grenzübertritt aber möglich sei, wenn sie 50 Dollar pro Kopf zahlen. 50 mal 27, stellt euch vor!

Martin Amanshauser, "Logbuch Welt", 52 Reiseziele,
Bestell- Info: Fax 01/51414-277.

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