25 europäische Banken schaffen den Stresstest der EZB nicht - darunter auch die heimische ÖVAG. In Summe wurde bei dem Test die Kapitalvernichtung von 263 Milliarden Euro simuliert.
Wien. Es war laut EZB der größte Test für die europäische Bankenlandschaft in der Geschichte – und der Auftakt für die Bankenaufsicht durch die Frankfurter Zentralbanker, die am 4. November starten wird: der diesjährige Stresstest, dessen Ergebnisse Sonntagmittag präsentiert wurden. Wie erwartet hat eine ganze Reihe der 130 überprüften Banken die Vorgaben nicht erfüllt. Konkret sind 25 Banken durch den Test gerasselt – darunter wie angenommen auch die ÖVAG. Getestet wurde der Anteil des harten Kernkapitals (weitgehend versteht man darunter das eingebrachte Geld der Aktionäre sowie die staatlichen Bankenhilfen) in einem Standard- (mindestens acht Prozent) und einem Stress-Szenario (mindestens 5,5 Prozent).
Mit neun durchgefallenen Banken stammen die meisten Problemfälle aus Italien. Hinzu kommen vor allem Institute aus den südlichen Krisenländern Griechenland, Zypern, Portugal und auch Slowenien. In Summe fehlt laut Stresstest bei diesen Banken Kernkapital in Höhe von 25 Milliarden Euro. Allerdings wurde der Test auf Basis der Bilanzzahlen per Ende 2013 durchgeführt, Kapitalmaßnahmen aus dem heurigen Jahr sind nur angehängt. Werden diese eingerechnet, ergibt sich ein deutlich verändertes Bild: So haben zwölf der betroffenen Banken im Jahr 2014 ihre Kapitalbasis bereits verstärkt, zwei Institute – die ÖVAG und die belgische Dexia – befinden sich in Abwicklung oder haben die Weichen dafür gestellt. Somit reduziert sich die zusätzliche Kapitalnotwendigkeit auf zehn Milliarden Euro, die von den verbliebenen elf Banken in den kommenden Monaten aufgebracht werden müssen.
EZB: Banken kein Hindernis für Europa
Diese Kapitalmaßnahmen seien kein Zufall gewesen, sondern Folge der Ankündigung des Stresstests im Sommer 2013, meint dazu EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio am Sonntagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. Er zieht daher ein positives Resümee des Tests, bei dem ein Einbruch der europäischen Wirtschaft um kumuliert 6,6 Prozent zwischen 2014 bis 2016 (Osteuropa: minus 9,7 Prozent) und somit die Vernichtung von Kernkapital im Ausmaß von 263 Milliarden Euro simuliert wurde.
Das Bankensystem ist seiner Meinung nach in der Lage, die Wirtschaft wieder mit ausreichend Kapital zu versorgen. „Sofern es genug Nachfrage danach gibt, wird der wirtschaftliche Aufschwung nicht durch Restriktionen bei der Kreditvergabe behindert werden“, so Constâncio. Dass es in den vergangenen Monaten vor allem in Südeuropa für viele Firmen schwierig war, an Kredite zu kommen, erklärt er mit der Nervosität der Banken vor dem Stresstest. Diese sollte sich nun aber gelegt haben.
Die österreichischen Banken abseits der ÖVAG haben den Stresstest allesamt klar bestanden (siehe Grafik) – die Bawag und die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien liegen auch im Stress-Szenario über jenen acht Prozent Kernkapitalquote, die im Standard-Szenario erreicht werden müssen. Allerdings zeigt ein Vergleich mit dem europäischem Durchschnittswert (8,3 Prozent Kernkapital nach dem Stress-Szenario), dass die heimischen Banken unterdurchschnittlich stark kapitalisiert sind, wie auch die heimische Nationalbank anmerkt.
Bei der ÖVAG ergab der Stresstest einen Kapitalbedarf von 864,7 Millionen Euro. Ein Ergebnis, das „nicht unerwartet kommt“, wie ÖVAG-Chef Stephan Koren per Aussendung mitteilte. Das Volksbanken-Spitzeninstitut reagierte darauf bereits Anfang Oktober: Das Institut soll seine zentralen Organisationsaufgaben an regionale Volksbanken abgeben, 2015 die Banklizenz abgeben und sich selbst zur Bad Bank wandeln. Weiteres Steuergeld soll dafür nicht notwendig sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2014)